KundgebungenOberberg geht auf die Straße – Viele Protestaktionen sollen folgen

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Über mehr als 400 Meter reichte eine Menschenkette in Waldbröl, nachdem die „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“ zu einer Kundgebung aufgerufen hatte. In der Aula des Waldbröler Hollenberg-Gymnasiums betrieb die AfD zeitgleich Wahlkampf für den Landtag.

Über mehr als 400 Meter reichte im Januar 2022 eine Menschenkette in Waldbröl, nachdem die Initiative „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“ zu einer Kundgebung aufgerufen hatte. In der Aula des Waldbröler Hollenberg-Gymnasiums betrieb die AfD zeitgleich Wahlkampf für den Landtag.

Für das kommende Wochenende und Montag sind Kundgebungen und ein Schweigemarsch geplant in Gummersbach, Lindlar, Morsbach und Wipperfürth.

Mindestens bis zur Europawahl im kommenden Juni soll es im Oberbergischen Demonstrationen, Protestmärsche, Kundgebungen und Mahnwachen gegen rechtes Gedankengut und für die Demokratie geben. „Niemals zuvor hätten wir gedacht, dass so viele Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen und Regionen des Kreises aktiv werden und aufstehen“, schildert Gerhard Jenders, Sprecher der Initiative „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“, und betont: „Jetzt müssen wir einen langen Atem beweisen.“

Schon am kommenden Wochenenden holen die Initiativen und oftmals spontan gegründete Aktionsbündnisse kräftig Luft: In Gummersbach, Lindlar und Morsbach formiert sich auf breiter Basis der Widerstand gegen die rechte Front, ausgelöst durch das Geheimtreffen in Potsdam und die Teilnahme von zwei Oberbergerinnen. Am Montag macht sich schließlich in Wipperfürth ein Schweigemarsch auf den Weg durch die Hansestadt.

Das Wochenende stellt Oberbergs Polizei vor eine große Herausforderung

Für Oberbergs Polizei ist das eine große Herausforderung: „Wir sind im Dauereinsatz“, sagt Sprecherin Monika Treutler und meint damit nicht nur die anstehenden Einsätze: „Vorab gibt es immer Gespräche mit den Organisatoren, bei denen etwa die Versammlungsorte und Wegstrecken für Demonstrationen festgelegt werden.“ Alle Veranstaltungen seien angemeldet worden mit einer Zahl an Teilnehmenden zwischen 50 (Wipperfürth) und 300 (Gummersbach). „Natürlich hat uns die Erfahrung gelehrt, dass solche Zahlen schnell in die Höhe gehen“, führt Treutler aus. Zahlen zu den Kontingenten an Polizistinnen und Polizisten nennt sie nicht. „Aber wir planen immer einen Puffer ein und können im Fall der Fälle auch noch Kräfte nachordern.“

Amtshilfe aus den Nachbarkreisen und aus Nachbarstädten erhalte Oberberg allerdings nicht: „Denn die Situation ist ja überall eine ähnliche.“ Puffer – also Ausweichrouten und alternative Quartiere – würden in jeder Planung ebenso berücksichtigt, „damit wir auch dann klarkommen, wenn sich deutlich mehr Menschen beteiligen als zuvor angemeldet worden sind.“ Eingebunden sind zudem die örtlichen Ordnungsdienste.

In Waldbröl arbeiten die Ratsfraktionen gemeinsam an einer Mahnwache

Für Gummersbach hat Ben Neuenfeldt die Zahl der Teilnehmenden bereits von 150 auf 300 erhöht. Der 18-Jährige aus Hückeswagen ist Vorstandsmitglied im Kreisverband der Jungen Sozialdemokraten, dieser organisiert mit dem politischen Nachwuchs aus den Reihen der Jungen Liberalen, der Grünen Jugend und der Linksjugend sowie dem Netzwerk gegen Rechts die Kundgebung auf dem Lindenplatz. „Inzwischen sind auch die IG Metall und das Alevitische Kulturzentrum mit im Boot“, freut sich Neuenfeldt. Ziel sei es, die Menschen in Oberberg zu weiterem Widerstand gegen Rechts zu motivieren und sie aufzufordern, nicht wegzuschauen.

Hilfe erfährt der Politnachwuchs von „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“. „Solchen Einsatz junger Leute unterstützen wir nach Kräften“, versichert Gerhard Jenders, der am Samstag – dem Holocaust-Gedenktag – Parallelen aufzeigen will zwischen der Deportation von Jüdinnen und Juden und dem Plan einer „Remigration“, wie er in Potsdam offenbar entworfen worden ist. Für den vergangenen Dienstag hatte die Initiative ins Gummersbacher Brauhaus eingeladen, um weitere Aktionen zu planen, auch wurden dort drei Arbeitskreise gegründet.

So soll es Jenders zufolge etwa im Februar eine zweite „Gummersbacher Erklärung für Demokratie und Zusammenhalt“ geben, wie sie im Januar 2022 als Reaktionen auf die sogenannten Montagsspaziergänge in der Kreisstadt formuliert worden war. Jenders: „Diese soll dann auch weit hinein in konservative Kreise reichen.“ Ein zweiter Arbeitskreis soll „aufklären, dass das Parteiprogramm der AfD für alle Menschen in Deutschland Nachteile bedeutet“, während der dritte „Mahnwachen für die Demokratie“ in der Zeit des Wahlkampfs, also vor allem im April und Mai, organisieren soll.

Daran arbeiten gerade auch die fünf Fraktionen im Rat der Stadt Waldbröl: Im Februar wollen sie dann gemeinsam zu einer Mahnwache für die Demokratie auf den Marktplatz einladen.


Das sind die kommenden Veranstaltungen in Oberberg

  • Samstag, 27. Januar, 11 bis etwa 14 Uhr: Kundgebung auf dem Heiner-Brand-Platz auf dem Steinmüllergelände (an der Schwalbe-Arena) in Gummersbach, danach Zug durch die Innenstadt von dort unter dem Titel: „Oberberg gegen Rechts – Gemeinsam für Toleranz und Vielfalt“. Zudem gedenkt die Initiative „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“ der Opfer des Holocausts und baut auf dem Platz einen Stand auf.
  • Samstag, 27. Januar, 12 bis etwa 13 Uhr, Kundgebung auf dem Marktplatz in Lindlar, organisiert durch das Bündnis gegen Rechts.
  • Sonntag, 28. Januar, „fünf vor zwölf“ (11.55 Uhr): Kundgebung des „Bündnisses für Morsbach“ auf dem Milly-la-Forêt-Platz (vor dem Rathaus, Bahnhofstraße).
  • Montag, 29. Januar, ab 17 Uhr: Auf dem Marktplatz in Wipperfürth startet ein Schweigemarsch unter dem Titel: „Was macht uns Angst, was macht uns Sorgen“ (Transparente soll es keine geben). Danach lädt die Gruppe „Interreligiöser Dialog“ in den Ratssaal, Marktplatz 1, zu Gesprächen ein.
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