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Interview der Woche mit Mark Fuldauer„Junge Fußballer sind wie Wildpferde“

Lesezeit 4 Minuten

Seit zwölf Jahren trainiert Mark Fuldauer die U8-Fußballer des Bundesligisten TSV Bayer Leverkusen.

Bei den Bambini des TuS Wiehl hat Mark Fuldauer einst mit dem Fußballspielen begonnen, war später über Jahre Kapitän der ersten Mannschaft des FV Wiehl. Mittlerweile ist der 39-Jährige seit rund zwölf Jahren U8-Trainer bei Bayer 04 Leverkusen. Thomas Giesen sprach mit ihm über seine Arbeit in der Jugendabteilung des Bundesligisten.

Sie haben bereits in jungen Jahren bei Bayer Leverkusen als Trainer angeheuert. Wie kam es dazu?

Profivereine wie Bayer Leverkusen scouten nicht nur junge Spieler, sondern auch Trainer. Ich habe damals gemeinsam mit Sven Reuber die D-Jugend des FV Wiehl trainiert und unter anderem Torwart Frederic Löhe in Leverkusen vorgestellt. Der erste Kontakt vonseiten der Leverkusener war 2005, als ich angefragt wurde, ob ich nicht das Scouting im Kreis Berg für sie übernehmen will. 2006 ist dann eine Trainerstelle frei geworden, und ich durfte ein Jahr lang auf Probe reinschnuppern. 2007 habe ich dann die U8 übernommen und arbeite seither im Gespann mit Jürgen Haagmanns.

Welche Fähigkeiten muss man mitbringen, um bei einem Profiverein den Nachwuchs zu trainieren?

Man braucht eine gute Beobachtungsgabe. Kinder in diesem Alter sind sehr unterschiedlich. Die einen sind sehr selbstbewusst und zeigen ihr Talent direkt beim ersten Sichtungstraining. Aber wir hatten auch schon Kinder, die zunächst ein wenig Eingewöhnungszeit gebraucht haben. Da muss man dann ein Auge dafür haben, ob das Kind ein Spielertyp ist, das Potenzial hat.

Ist es nicht ein wenig früh, Kinder bereits in diesem Alter nach Leistung auszusieben?

Bei den Sichtungstrainings bewerben sich 50 bis 80 Kinder. Da müssen wir eine Auswahl treffen. Von der U8 bis zur U10 versuchen wir, die Fluktuation gering zu halten und trennen uns nicht aus Leistungsgründen von Kindern. Es ist normal, dass Kinder in diesem Alter Höhen und Tiefen haben. Wir geben ihnen die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Kinder in dem Alter sind wie Wildpferde, und unsere Aufgabe ist es , ihnen unser Spielsystem beizubringen. Auch wenn die Kinder den Sprung nicht schaffen, bekommen wir von den Eltern häufig die Rückmeldung, dass es für die Kinder eine schöne Zeit gewesen ist. Wir genießen in Leverkusen dahingehend ein hohes Ansehen. Wir legen sehr großen Wert darauf, dass positiv auf die Kinder eingewirkt wird. Negatives soll ausgeblendet werden. Wir sprechen auch mit den Lehrern und bekommen positive Rückmeldungen, dass die Kinder auch außerhalb des Fußballs selbstbewusster werden.

Ist die Zusammenarbeit mit den Eltern nicht manchmal schwierig?

Wir kennen die Eltern teils schon aus den Sichtungen und führen auch anschließend viele Gespräche. Die Erwartungshaltung ist manchmal zu groß. Unsere Aufgabe ist es dann, diese zu dämpfen. Nicht nur wir korrigieren von außen nur positiv, auch die Eltern sollen nur positiv anfeuern, wenn sie beim Training oder den Spielen zuschauen. Es wird verbal keinerlei Druck auf die Kinder ausgeübt. So wie die Kinder sich entwickeln, entwickeln sich auch die Eltern. Ich war im Oktober bei Bayern München und habe mir das Jugendtraining angeschaut. Da dürfen die Eltern meist nicht aufs Trainingsgelände. So etwas gibt es bei uns nicht. Bei uns darf jeder rein. Aber man muss selber Vorbild sein, pünktlich zum Training kommen und ordentlich angezogen sein.

Wohin führt Ihr Weg? Fühlen Sie sich bei der U8 bereits am Ziel? Boris Schommers beispielsweise war vor nicht allzu langer Zeit Jugendtrainer beim 1. FC Köln und trainiert jetzt die Bundesligamannschaft des 1. FC Nürnberg.

Ich habe zwischenzeitlich für ein Jahr die Leverkusener U9 übernommen. Während wir mit der U8 nur im Kreis Köln spielen, ist der Aufwand dort bereits beträchtlich höher, weil die Fahrten weiter sind. Ich will meine Tätigkeit auch mit dem Beruf und der Familie, mit der ich natürlich auch gerne meine Zeit verbringe – ich habe zwei Töchter – verbinden. Im Moment geht das, weil ich die Möglichkeit habe, in Gleitzeit zu arbeiten. Ich bin zufrieden, und der Aufwand ist schon groß genug. Ich habe mich bislang nicht getraut, die Entscheidung zu treffen, alles auf Fußball zu setzen.