KarnevalszügeWarum Oberbergs Jecke zeitig Kamelle ordern sollten

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Mit vollen Händen wird Kamelle geworfen bei einem Rosensonntagsumzug.

Kamelle gehören zu den Karnevalszügen dazu, in Oberberg laufen die Vorbereitungen auf den Straßenkarneval.

Die großen Züge an Karnevalssonntag und Rosenmontag nahen, was zu beachten ist, verriet uns Bernd Heider von der KG Närrische Oberberger.

Kamelle, Strüssjer, Popcorn und Pralinen gehören zu den Karnevalszügen wie schunkelnde Jecken und Blasmusik. Doch das Wurfmaterial hatte schon immer seinen Preis. Wer im Zug schon mal selbst mitgegangen ist, weiß, was er dafür selbst berappen muss.

Wir haben Bernd Heider von der KG Närrische Oberberger gefragt, was man bei der Order von Wurfmaterial alles bedenken muss und sich in den Jahren geändert hat.

Was kosten die Kamelle heute im Vergleich zu früheren Jahren?

„Meine, historischen Erfahrungen' sind da ehrlich gesagt übersichtlich, da ich die Bestellung für die Gruppen der KG Närrische Oberberger erst in der letzten Session übernommen habe. Deutlich erkennbar ist aber vor und nach Corona eine signifikante Preissteigerung von teilweise 25 bis 30 Prozent“, wie Heider erläutert.

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Dies sei zurückzuführen auf den Rückgang bis zum vollständigem Wegfall der Bestellungen während des Lockdowns. Das Wiederanfahren der Produktion habe dann zu einer über dem Angebot liegenden Nachfrage geführt.

Hinzugekommen seien eine Verteuerung der Rohstoffe wie Zucker etc., steigende Energiepreise und die allgemeine Inflation. „Kurz um, die Erzeugerpreise haben in kurzer Zeit überproportional angezogen.“

Und was wird auf den Zügen geworfen? Was hat sich im Vergleich zu früher geändert?

„Man erinnert sich ja noch an die Fernsehbilder von früher, dass Prinz Karneval mit beiden Händen und in schier ununterbrochenem Rhythmus Kamelle unter das jecke Volk verteilte. Das zumindest im direkten Blickfeld der WDR-Kameras, das für einen, erfolgreichen Besuch' des Rosenmontagszuges mit umgedrehten Schirmen am Straßenrand stand“, erinnert sich Heider.

Kleinere, privat organisierte Gruppen hätten beim Einkauf von Wurfmaterial auch gerne mal auf „Füllmaterial“ für die Wurfbeutel geachtet. Das heißt, dass zum Beispiel auch kleine Popcorn-Tüten beigegeben wurden.

Die Popcorn-Tüten seien relativ preiswert zu haben, machten den Wurfbeutel nicht so schwer und schonten die Mengen, da man diese wegen des geringen Gewichts eher sukzessive verteilt, anstatt sie erfolglos in der Gegend herumzuwerfen.

„In dem Zusammenhang haben auch verschärfte Tüv-Auflagen dazu geführt, dass weniger Wagen in den Zügen zu sehen sind und die vermehrten Fußgruppen im direkten Kontakt mit den Jecken, das Wurfmaterial mehr in die Tüten übergeben, statt es zu werfen.“

Und wer entscheidet am Ende in der KG, was geworfen und wo geordert wird?

Eine eindeutige Richtschnur gibt es nicht, wie deutlich wird: „Vereinfacht ausgedrückt geht das von bis“, sagt Heider. Es gebe unterschiedliche Anbieter am Markt, die sich auf Wurfmaterial spezialisiert haben, darunter auch ein breitgefächertes Angebot in Katalogen.

„In der Regel haben sich in den Gruppen, auch in den Untergliederungen der KG Närrische Oberberger, Personen bereiterklärt, sich um die Bestellungen zu kümmern, die dann auch über die verschiedenen Artikel entscheiden, die bestellt werden sollen.“

Darüber hinaus werde aber auch zum Beispiel mit Geld- und Sachspenden operiert, um den Umfang des Wurfmaterials zu steigern, so dass die Entscheidungshoheit in vielen Fällen aufgeweicht werde, um die Menge der zu „schmeißenden“ Produkte zu erhöhen.

Hinsichtlich der monetären Entscheidungsfindung sei es allerdings üblich, dass die Freiwilligen, die sich um die Organisation des Wurfmaterials kümmern, von ihren Gruppen ein Budget genannt bekämen, innerhalb dessen sie sich kümmern sollen, können, dürfen.

Und bis wann muss die Order für die Züge abgeschlossen sein?

„Bei der Frage nach dem ,wann' regiert das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Das heißt, je früher ich bestelle, desto wahrscheinlicher ist es, dass ich die von mir gewünschte Ware auch bekomme. Hier reden wir idealerweise von einem Zeitpunkt irgendwo im November“, weiß der Karnevalist.

Viele Gruppen seien zu dieser Zeit aber noch nicht so weit, dass sie genau wissen, wie viele Aktive mitgehen, welches Budget zur Verfügung steht, so dass nicht selten Ersatz-Bestellungen erforderlich würden, wenn die gewünschten Artikel bereits vergriffen oder ausverkauft seien.

„Die Frage nach der Menge muss tatsächlich auch jede Gruppierung für sich selbst beantworten. Haben wir einen Wagen, einen Handkarren oder ein Begleitfahrzeug mit oder ohne Anhänger? Sind wir eine Fußgruppe und/oder schränkt unser Kostüm die Mitnahme und Verteilung von Wurfmaterial während des Zuges ein?“, erläutert der Experte.

Häufig werde hier auf Vorjahreserfahrungen zurückgegriffen und die Bestellung unter dem Gesichtspunkt „Menge mal Preis“ orientiert an dem zur Verfügung stehenden Budget zusammengestellt.

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