Kulturrausch kontra LeerstandMarienheider wollen verwaiste Ladenlokale nutzen

Andere ungenutzte Ladenlokale im Marienheider sollen ebenfalls Vereinen und Gruppen zugänglich gemacht werden.
Copyright: Fotos: Gies
Marienheide – Diese Schaufensterdeko soll nur der Anfang sein: In dem leerstehenden Ladenlokal an der Marienheider Leppestraße, das einst eine Apotheke beherbergte, präsentieren sich seit dieser Woche auf Papier gedruckte Konzerte und Kunst. Die örtliche Erlebnisinitiative Kulturrausch hat aus 23 Jahren ihres Schaffens 46 Veranstaltungsplakate ausgewählt und aufgehängt. Es ist eine kleine Augenweide, mit der einige Bürger ein großes Problem zumindest ansatzweise lösen wollen.
Denn derzeit sind im Marienheider Zentrum gleich zwölf Ladenlokale ungenutzt – das Ergebnis einer längeren Entwicklung, die in den vergangenen Jahren nicht nur in Marienheide immer offensichtlicher wird.
Die Gründe dort seien wie in so vielen Zentren dieselben, beobachtet Bürgermeister Stefan Meisenberg: „Der inhabergeführte Fachhandel leidet sehr unter der Konkurrenz aus dem Internet.“ Einigen Geschäften, wie Fotofachhändlern, hat die Digitalisierung gar ihre Geschäftsgrundlage entzogen.
70 Millionen Euro
Deswegen wird derzeit im Marienheider Rathaus ein Antrag erarbeitet, der bis Mitte Oktober beim Land gestellt werden muss. Das hat einen Fördertopf mit 70 Millionen Euro gefüllt, damit Kommunen wie Marienheide etwas gegen das Problem tun können. Die Idee ist, dass Ladenlokale angemietet und kostengünstig etwa an Vereine und Initiativen weitergegeben werden. Dass dem Leerstand parallel nun auch aus der Bürgerschaft begegnet wird, begrüßt Meisenberg.
Franz Kronenberg und Paul-Gerd Schöttler hatten die Idee zur Schaufensterdeko. Beide engagieren sich im Arbeitskreis der Immobilienbesitzer, den die Gemeinde im Rahmen der Ortskernverschönerung ins Leben gerufen hat. Sie sprachen den Inhaber des Ladenlokals an und überzeugten ihn, es kostenfrei für die gute Sache zur Verfügung zu stellen. Mit der Kulturrausch-Initiative war rasch der erste Nutzer der Fläche gefunden.

Andere ungenutzte Ladenlokale im Marienheider sollen ebenfalls Vereinen und Gruppen zugänglich gemacht werden.
Copyright: Fotos: Gies
Werner Rosenthal und Silvia Förster stellten die alten Plakate zusammen. Binnen zwei Tagen war die Präsentation aufgebaut. Sie soll einen Monat in der ehemaligen Apotheke zu sehen sein, dann macht sie Platz für eine Bilderausstellung der Marienheider Fotografin Beate Kritzler. Denn Kronenberg geht es darum, die Szenerie lebendig zu halten, den Menschen öfter etwas Neues zum Gucken zu bieten.
Die Initiatoren hoffen, dass weitere Inhaber ihre leerstehenden Ladenlokale für denselben Zweck zur Verfügung stellen. Kronenberg schreibt derzeit Vereine, Initiativen und Gruppen an und fragt, ob sie sich dort präsentieren wollen. „Denkbar ist auch, dass sich für den Advent ein Modelleisenbahner findet, der seine Anlage aufbaut.“ Im Ergebnis, so hofft Paul-Gerd Schöttler, wird Marienheide wieder bunter, lebendiger und attraktiver für Besucher.

Wo früher eine Apotheke war, zeigt Kulturrausch nun Plakate.
Copyright: Fotos: Gies
Im Idealfall aber entscheiden sich Einzelhändler für ein Geschäft im Ort. Zumindest vorübergehend wird eines der leerstehenden Ladenlokale bald wieder genutzt: Als sogenannter Pop-Up-Store komme zum 1. Oktober das Textil-Outlet vom Ortsrand in das ehemalige Foto-König-Ladenlokal an der Hauptkreuzung, kündigt Meisenberg an.
Das könnte Sie auch interessieren:
Wer beim Projekt mitmachen will, kann sich bei Franz Kronenberg in Marienheide melden, unter (0 22 64) 40 30 80.