Lebenstraum erfülltDer Affen- und Vogelpark Eckenhagen wurde vor 40 Jahren eröffnet

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Dr. Werner Schmidt hat sich mit dem Affen- und Vogelpark einen Traum verwirklicht.

Dr. Werner Schmidt hat sich mit dem Affen- und Vogelpark einen Traum verwirklicht.

Eckenhagen – „Ich bin ein Träumer – und Träumen braucht Zeit“, sagt Dr. Werner Schmidt aus Reichshof-Eckenhagen. Diesen Freiraum zum Denken schafft sich der Gründer des Affen- und Vogelparks durch eine beharrliche und effektive Umsetzung seiner Ideen. Auf diese Weise hat er sich seinen Lebenstraum erfüllt und am 1. Mai vor 40 Jahren den Tierpark oberhalb von Hahnbuche eröffnet – ein guter Zeitpunkt, einmal zurückzuschauen.

Zur Person

Der heute 75-jährige Dr. Werner Schmidt ist direkt angrenzend an die Parklandschaft von Schloss Rosenau bei Coburg bei seinem Großvater Hermann Steiner aufgewachsen. Diese Wohnlage sollte seinen späteren Lebensweg und seine Vorliebe für Parks prägen. So hat er im Alter von 12 Jahren gemeinsam mit einem Schulfreund einen Tierpark bis ins Detail geplant. „Viele Elemente dieses Entwurfs finden sich heute im Affen- und Vogelpark wieder“, erinnert sich Schmidt.

Nach seinem Studium der Biologie und Chemie wurde der Nobelpreisträger und Verhaltensforscher Konrad Lorenz auf seine Staatsexamensarbeit aufmerksam und machte ihm das Angebot, bei ihm über die Domestikation von Gänsen zu promovieren. Als späterer Leiter einer Forschungsstation beim Max-Planck-Institut Seewiesen fasste Schmidt nach einem Besuch des Vogelparks Walsrode den Entschluss, einen eigenen Tierpark zu gründen. (kup)

Bei einem Besuch von Freunden in Wiehl kam er ins Gespräch mit dem damaligen Stadtdirektor Dr. Dieter Fuchs und erzählte ihm von seiner Idee, allerdings habe es im Stadtgebiet kein geeignetes Gelände gegeben. Die Anforderungen waren eine Größe von zehn Hektar, Wasserreichtum, Kanalanschluss und eine gute Verkehrsanbindung. Doch in Reichshof konnte durch Vermittlung von Lothar Selbach, dem ehemaligen Leiter der Kurverwaltung, am Ortsrand von Eckenhagen mit einer ehemaligen Hühnerfarm ein passendes Grundstück gefunden werden. Lachend meint Schmidt: „Nur sandigen Boden, den ich mir gewünscht hatte, gab es hier nicht.“

„Park der 1000 Vögel“

„Bei der gut einjährigen Planungsphase habe ich von Gemeinde und Kreis volle Unterstützung erfahren“, erwähnt er lobend. So waren die notwendigen Arbeiten nach dem Baubeginn im Juni 1980 mit der tatkräftigen Hilfe von 20 jungen Aussiedlern schon nach etwa elf Monaten abgeschlossen. Der Winter wurde genutzt, um die rund 40 Volieren vorzufertigen. So konnte der Tierpark am 1. Mai 1981 als „Park der 1000 Vögel“ eröffnet werden.

Schmidt ist der Kurverwaltung dankbar, die damals so kräftig die Werbetrommel gerührt hatte – bis zur Winterpause Ende Oktober hatte die neue Reichshofer Touristenattraktion bereits 64 000 Besucher. „Das war immer Teamarbeit und es hat Spaß gemacht, die Entwicklung des Parks zu begleiten“, sagt Selbach heute. „Damals habe ich die Presse, Rundfunk und Fernsehen mobilisiert.“

Enormes Durchhaltevermögen

Nach der Eröffnung ging die Bautätigkeit und die Entwicklung des Parks permanent weiter. Spielplätze wurden angelegt und durch den Kontakt zu Rudolf Heege aus Kaisersesch zahlreiche Spielgeräte integriert. Auf Anregung von Wolfgang Salzert, dem ehemaligen Direktor des Naturzoos Rheine, kamen 1988 die ersten Berberaffen, zehn Jahre später Totenkopfäffchen. Beginnend mit dem Fasanengarten folgten ab 2000 verschiedene Themengärten, die seither von seiner Frau Karin betreut werden: „Deutschlandweit sind wir der einzige Park mit Gärten als Tiergehege.“ Dankbar ist der Gründer seinem Team von Tierpflegern und dem Morsbacher Werner Quast, der 23 Jahre lang als Bauleiter den Aufbau des Parks betreut hat sowie Daniel Lik, der die letzten 30 Jahre für die Holzarbeiten zuständig war. „Ohne all die Menschen, die den Park in den letzten 40 Jahren begleitet haben, wäre all das nicht möglich gewesen.“

Sohn Ludger hat sich auch für die Arbeit im Park entschieden. Dessen Söhne Samuel (9 )und Severin (7) haben bereits Freude an der Arbeit von Vater und Opa gefunden.

Sohn Ludger hat sich auch für die Arbeit im Park entschieden. Dessen Söhne Samuel (9 )und Severin (7) haben bereits Freude an der Arbeit von Vater und Opa gefunden.

Gregor Rolland, der das Projekt 23 Jahre, anfangs als Gemeindedirektor, später als Bürgermeister unterstützt hat, bescheinigt ihm ein enormes Durchhaltevermögen, den Park gerade in den schwierigen Anfangszeiten und in den Wintermonaten ohne öffentliche Mittel geführt zu haben: „Ich habe absolute Hochachtung vor der Lebensleistung von Dr. Schmidt.“ Sein Sohn Ludger (44) ist im Tierpark aufgewachsen und hat sich schon mit neun Jahren entschieden: „Hier möchte ich einmal arbeiten.“ Nach seinem Veterinärmedizinstudium war der Park ab 2002 nicht mehr auf einen externen Tierarzt angewiesen. Seit etwa 15 Jahren ist er auch für die Bauleitung zuständig. Wie sein Vater möchte er mit dem geringstmöglichen Aufwand ein angenehmes Ambiente zu schaffen. Sein Ziel ist: „Ich möchte nicht den größten, aber einen der schönsten Tierparks kreativ gestalten – und darin zwischen Demut und Selbstbewusstsein innere Zufriedenheit finden.“

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Seine Söhne Samuel (9) und Severin (7) tun es ihm gleich. Sie haben vor kurzem – mithilfe eines Onkels – eine kleine Hütte mit Schlagläden gebaut, aus der heraus sie gelegentlich Tierfutter und Süßigkeiten verkaufen. Samuel hatte darauf bestanden, dass das Häuschen nur aus gebrauchten Brettern bestehen durfte, dafür aber das Dach mit bunten Wimpeln verziert.

Als nächstes ist eine etwa 50 Meter lange Brücke in das Berberaffengehege geplant, ebenso Stachelschweine und Pinguine als neue Tierparkbewohner. In Vorbereitung ist auch ein „Hobbit-Garten“, in dem sich die Besucher ähnlich wie die Bewohner von Mittelerde fühlen dürfen.

Schwere Rückschläge erlebt

Als schwere Rückschläge nennen die Betreiber den Brand der Indoorhalle 2003, den Unfall auf der Wiehltalbrücke im darauffolgenden Jahr, wodurch der Park von einem Großteil der Besucher abgeschnitten war – und natürlich Corona. Sie sind dankbar über die vielfältige Unterstützung seitens der Besucher mit Spenden und Tierpatenschaften sowie der Politik mit Bürgermeister Rüdiger Gennies, Landtagsmitglied Bodo Löttgen und Landrat Jochen Hagt, die dem Park ein Überleben ermöglicht hat.

Der Bürgermeister sieht den Tierpark als Publikumsmagnet, auf den die Gemeinde stolz sein könne. Er bewundert die Leistung der Tierparkbetreiber, die bislang alle Krisen bewältigt und dabei permanent neue Attraktionen geschaffen hätten: „Hut ab vor der Leistung von Dr. Werner und Ludger Schmidt.“

Die geplante Feier zum runden Jahrestag, wozu neben den langjährigen Begleitern des Parks auch die herausragenden Unterstützer in der Corona-Krise persönlich eingeladen werden sollen, ist im September geplant. Ein Betreten des Tierparks ist derzeit nur mit einem negativen Testergebnis erlaubt. Der Totenkopfaffenwald ist seit Samstag wieder offen.

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