Vor 100 Jahren geborenLindlarer Komponist und Maler Rudolf Halazcinsky
Schmitzhöhe – „Tönende Sonne“ – der Name ist Programm. Für Rudolf Halaczinsky waren Töne und Farben, Klang und Licht als Synästhesie untrennbar miteinander verbunden. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. Der Komponist und Maler lebte von 1972 bis zu seinem Tod 1999 in Lindlar-Leienhöhe.
Am 31. Juli 1920, heute vor 100 Jahren, kam Halaczinsky in Oberschlesien, im Grenzgebiet zwischen Polen und Deutschland, zur Welt. Mit acht Jahren bekam der Junge Klavierunterricht, 1939 fing er ein Musikstudium in Graz an. Doch dann kam der Krieg und Rudolf Halaczinsky wurde als Soldat eingezogen.
Kapellmeister in Augsburg
Nach Kriegsende wurde er zunächst Kapellmeister und Komponist am Augsburger Stadttheater. 1946 heiratete er Inge Palm, aus der Ehe gingen fünf Söhne hervor.
1952, mit 32 Jahren, nahm Halaczinsky in München sein begonnenes Studium der Kirchenmusik wieder auf. 1954 zog die Familie an den Niederrhein, Halaczinsky arbeitete als Organist und Chorleiter in Rheydt. Der Kompositionswettbewerb „Concours Reine Elisabeth, ausgetragen 1969 in Brüssel, brachte Halaczinsky mit einem dritten Preis die internationale Anerkennung. Vor allem in den Lindlarer Jahren war Halaczinsky äußert produktiv. Bis zu seinem Tod sollten viele weitere Auszeichnungen folgen.
Gemälde in zahlreichen Ausstellungen
Seit 1966 hat Halaczinsky seine Gemälde in zahlreichen Ausstellungen gezeigt, unter anderem in Bergisch Gladbach und Bensberg. 1970 berief die Pädagogische Hochschule der Universität Köln Rudolf Halaczinsky zum Dozenten für Komposition und Harmonielehre. Der Künstler war fasziniert von der Frage nach dem Ursprung des Lebens, nach der Schöpfung. Klang und Farbe verschmelzen in seinem Werk. Sein Opus 59 „Tönende Sonne“ – eine Aufnahme ist über „YouTube“ abrufbar – verdeutlicht diese Beziehung. Das gleichnamige Bild zeigt einen glühenden, orangerot leuchten Sonnenball. Die Komposition fasst die Töne in weiten, dynamisch anschwellenden Rotationsbewegungen zusammen.
1995 fand auf der russischen Weltraumstation „Mir“ die erste und bislang einzige Kunstausstellung im Weltall statt, zu den internationalen Künstlern, die dort vertreten waren, zählte auch der Lindlarer.
Eine stattliche Erscheinung
„Wenn ich an Rudolf Halaczinsky denke, taucht in meiner Erinnerung das beeindruckende Bild seiner stattlichen Erscheinung auf: dichte, grau melierte Mähne, Vollbart und aufmerksamer Blick“, erinnert sich Ingrid von Brandenstein, die in Schönenborn, also fast in direkter Nachbarschaft, wohnt. „Mein Mann und ich haben Rudolf Halaczinsky vor ungefähr 40 Jahren kennengelernt. Ein paarmal waren wir bei Halaczinkys zum Kaffeetrinken in ihrer schönen, imposanten, alten Villa in Leienhöhe. Wir fühlten uns wohl in der unkomplizierten, herzlichen Atmosphäre und führten wunderbare Gespräche – wie könnte es anders sein – über Musik, Malerei und Literatur.
Wir sprachen aber auch über das Enkelkind und dass der Rasen mal wieder gemäht werden müsste. Herr Halaczinsky zeigte uns einige seiner Bilder – zu der Zeit waren es zarte, gegenständliche Aquarelle, zum Beispiel Landschaften. Ihm gefiel auch meine, damals noch naive Malerei. Er organisierte ein Treffen mit seiner Galeristin, die dann tatsächlich meine erste, kleine Ausstellung in Düsseldorf arrangierte. Und er gab mir wertvolle Tipps.
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Wenn wir heute bei unseren Spaziergängen rund um Schmitzhöhe an der ,Villa’ vorbeikommen, denken wir etwas wehmütig an Rudolf und Ilse Halaczinsky,“ erinnert sich Ingrid von Brandenstein.
Der Komponist und Maler Rudolf Halaczinsky ist in Lindlar nicht vergessen. 2007 fanden im Ratssaal Alte Schule ein Konzert und eine Ausstellung mit seinen Werken statt. Die Söhne von Halaczinsky hatten zum 100. Geburtstag ihres Vaters verschiedene Aufführungen geplant, die sich wegen der Corona-Pandemie nicht realisieren ließen. Doch im Internet gibt es zumindest eine virtuelle Ausstellung.