Eigentlich wollte die Lindlarer Indie-Rock-Band Latin Greek am Samstagabend bei Rock am Scheelbach ihre erste EP vorstellen. Doch ein Bandmitglied ist erkrankt.
RockmusikLindlarer Band hat schon Fans in Australien

Digital ist gut, live ist besser (v.l.): Christian Fischer, Jonathan Gnida, David Bosbach und Helen Kremer wollen auf der Bühne überzeugen.
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Allein in Chicago waren es mehr als 300 Abrufe. Jonathan „Johnny“ Gnida kann es auf seinem Handy aktuell ablesen. Musikfans in den USA und Australien haben die Songs der Lindlarer Band Latin Greek, in der Jonathan Schlagzeug spielt, schon tausende Male gehört. Der Streamingdienst Spotify macht's möglich.
Genauer gesagt wurden jeweils mehr als 6000 Aufrufe gezählt, etwa so viele wie in Deutschland. Insgesamt waren es rund 32.000 Streams, die Latin Greek auf dem Portal verzeichnen konnte – wofür den Urhebern übrigens kaum mehr als 100 Euro ausgezahlt wurden. Am Anfang ihrer Karriere müssen die Bandmitglieder viel reinbuttern, sagt Jonathan: „Das ist so wie in jedem Startup.“
Für 70 Prozent der Streams gilt derweil, dass sie nicht von den Hörern gezielt aufgerufen, sondern über Vorschlagslisten ausgespielt wurden, die der Spotify-Algorithmus zusammenstellt. Und in die der Indie-Pop-Sound von Latin Greek eben gut hineinpasst. Wie die Band klingt, hätte jedermann am Samstagabend beim Open-Air-Konzert „Rock am Scheelbach“ (siehe Kasten) selbst überprüfen können. Doch weil ein Bandmitglied erkrankt ist, wurde der Auftritt kurzfristig abgesagt.
Seit dem letzten Auftritt in Lindlar hat sich einiges getan
Latin Greek sind bei dem Traditionsevent bei Frielingsdorf vor drei Jahren schon einmal aufgetreten, damals noch als Coverband. Ende 2023 hat sich die Gruppe dann neu erfunden. Jonathan Gnida (22), Gitarrist David Bosbach (23) und Bassist Christian „Chris“ Fischer (23) fanden in Bonn mit Helen Kremer (22) eine neue Sängerin. Und sie setzen nun auf selbstgeschriebene Songs, für die Helen die Texte schreibt. David verspricht: „Wir werden weiterhin Songs covern, aber jetzt in unserem eigenen Style.“
Über ihre öffentlichen Spotify-Empfehlungslisten verraten die Bandmitglieder, dass ihre musikalischen Einflüsse bis in die 1960er zurückreichen. David Bosbach erinnert sich im Interview, wie er mit nacktem Oberkörper Riffs von Led Zeppelin schrubbte. Und angefangen haben die jungen Männer in der Jazz-AG des Lindlarer Gymnasiums mit nachgespielten Stücken von Herbie Hancock.
Wir werden weiterhin Songs covern, aber jetzt in unserem eigenen Style.
Die fünf neuen Songs des virtuellen Tonträgers namens „Main Attraction“ passen eher ins aktuelle Jahrtausend. Manchmal klingt es, als hätte Leslie Feist bei den Strokes angeheuert. Oder Billie Eilish bei Fontaines D.C., um noch ein paar Jahre vorzupreschen.
Dass Fans dieser Großkünstler eine Lindlarer Band in ihrer Playlist wiederfinden können, liegt am professionellen Songwriting und der Aufnahmequalität der ersten Latin-Greek-Single „Fools Gold“ und der weiteren vier Songs der EP „Main Attraction“, die in diesem Monat auf den Streamingdiensten veröffentlicht wurden. Um die Lieder zu schreiben, hat sich die Band Anfang des Jahres zu einer einwöchigen Jamsession in einer Ferienwohnung bei Amsterdam einquartiert. Im Frühling ging es dann in ein Hamburger Aufnahmestudio.
Schwierige Suche nach einem Übungsraum in Oberberg
Weniger professionell sind übrigens die Probenbedingungen für Latin Greek. David Bosbach beklagt die schwierige Suche nach einem vernünftigen Übungsraum und wünscht sich, dass Nachwuchsbands dabei von der Kulturförderung unterstützt würden. Derzeit kommen das Quartett und ihr Live-Keyboarder Paul Rappenhöner wöchentlich im Wintergarten eines Ferienhauses im Nirgendwo nördlich von Frielingsdorf zusammen. In ihren Anfängen hat die Band die Verstärker auch schon mal an einen Generator angeschlossen und auf einer offenen Wiese losgerockt, bis der Jagdpächter der Open-Air-Probe ein Ende setzte.
Dem Bergischen treu bleiben wollen sie trotz dieser Widrigkeiten, obwohl Helen und Chris in Bonn studieren. Schon aus hauptberuflichen Gründen: David Bosbach ist Redakteur bei Radio Berg, Jonathan Gnida arbeitet für eine Engelskirchener Filmproduktion.
Für die Musik wollen sie diese Karrieren jedoch hintanstellen, versichern David und Jonathan. Dabei setzen sie auch, aber nicht nur auf Social Media und Streaming. Sondern vor allem auf eine verlässlichere Fanbase, die man nur mit Livekonzerten versammelt. Heute Abend wären sicher noch ein paar mehr dazukommen.
Ach, ja: Der Bandname Latin Greek geht auf einen griechischen Lateinlehrer zurück, den David Bosbach 2019 bei einem ZZ-Top-Konzert in Köln kennengelernt hat. Kein Wunder, dass diese Band international erfolgreich ist.
Rock am Scheelbach
Durchs Lindlarer Scheelbachtal hallten im Juli 2002 zum ersten Mal Gitarrenriffs. Es war die Geburtsstunde des „Rock am Scheelbach“. Am heutigen Samstag, 30. August, stehen wieder fünf Bands auf der Open-Air-Bühne neben der Oni-Arena an der Scheeler Mühle. Diesmal sind es ausschließlich Gruppen aus der Region. Einlass ist ab 17 Uhr, ab 18 Uhr startet das Engelskirchener Trio Tube. Dann folgen The Lone Starr Orchestra und Bonk, den Abschluss machen die Firebirds. Der Eintritt kostet 10 Euro. Das Orga-Team betont: „Wie immer ist es ein Benefiz-Festival, und der gesamte Erlös geht an wohltätige Vereine und Organisationen bei uns im Oberbergischen Kreis.“