Neue Konzepte gesuchtOberbergs Landwirten gehen die Metzger aus

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Ein Rind steckt in der Durchtriebfalle der mobilen Schlachteinheit, die auf Gut Fahrenbach vorgestellt wurde.

Mobile Schlachteinheiten kommen direkt auf den Höfen zum Einsatz, sind im Bergischen aber noch selten. Dieser speziell entwickelte Anhänger inklusive Falle wurde 2019 in Hessen vorgestellt.

Landwirte, Fleischerzeuger und Vermarkter diskutierten auf Metabolon in Lindlar über die sogenannte mobile Schlachtung. 

Die stetig sinkende Zahl von Metzgereien im Bergischen Land stellt nun auch die Fleischerzeuger vor ernste Probleme. Für viele Landwirte ist es inzwischen schwierig, einen Schlachthof in der Nähe zu finden. Eine mögliche Lösung ist das Schlachten direkt auf dem Hof.

Öko-Modellregion vereint Landwirte und Metzger aus Oberberg, Rhein-Berg und Rhein-Sieg

Befürworter dieser sogenannten mobilen Schlachtung argumentieren, der Verzicht auf den Transport der Tiere berücksichtige obendrein das Tierwohl und die Verbraucherwünsche in besonderem Maße – für Landwirte aus dem Bergischen sei die mobile Schlachtung also eine echte Perspektive für die Zukunft. Wie genau bei der mobilen Variante geschlachtet wird, welche Anforderungen Schlachtstätten erfüllen müssen und welche Chancen sich bei der Vermarktung ergeben, erfuhren jetzt rund 60 Landwirte, Metzger und Vermarkter bei einer Informationsveranstaltung der Öko-Modellregion Bergisches Rheinland, in der der Oberbergische, der Rheinisch-Bergische und der Rhein-Sieg-Kreis zusammenarbeiten.

Tagung auf dem Metabolon-Gelände in Lindlar

Tagungsort war das Metabolon-Gelände in Lindlar. Dort gab Ines Tavernaro vom Veterinäramt des Rheinisch-Bergischen Kreises zunächst einen Überblick über die Lebensmittelüberwachung in kleinen Schlachtstätten und erklärte die Vorgaben für die Betäubung. Eine Schlachtung im Herkunftsbetrieb verbessere das Tierwohl, zugleich müsse aber auch die Sicherheit der produzierten Lebensmittel gewährleistet sein, so Tavernaro. „Deshalb gelten auch – und gerade hier – die hohen Anforderungen des Tierschutz- und Lebensmittelhygienerechts.“

Biobauer Peter Schmidt vom Gummersbacher Klosterhof Bünghausen berichtete aus der Praxis der Erzeuger. „Schlachten macht nie Spaß. Aber wenn es sein muss, dann wollen wir es so schonend wie möglich vollziehen. Dazu gehört auch, dass ein Mensch, den das Tier kennt, bis zum letzten Moment begleitet“, erklärte Schmidt, der zugleich aber auch die Kosten der mobilen Schlachtung ansprach. „Gegenüber großen Schlachthöfen ist die Einzelschlachtung natürlich deutlich teurer. Dem Verbraucher muss klar sein, dass er dieses Fleisch niemals zu Supermarkt-Preisen haben kann.“

Schlachten macht nie Spaß. Aber wenn es sein muss, dann wollen wir es so schonend wie möglich vollziehen.
Biobauer Peter Schmidt vom Gummersbacher Klosterhof Bünghausen

Das Aufwecken genau dieses Bewusstseins sprachen einige Teilnehmer auch in Lindlar an und forderten mehr Öffentlichkeitsarbeit, um Verbrauchern die Möglichkeit zum Blick hinter die Kulissen der Landwirtschaft zu ermöglichen. Einige Fleischproduzenten sprachen sich zudem für einen Runden Tisch aus, an dem künftig Ideen und Projekte aus allen drei Landkreisen rund um das mobile Schlachten ausgetauscht werden sollen.

Für interessierte Landwirte, Metzger und Vermarkter aus dem Oberbergischen Kreis hat die hiesige Kreisverwaltung mit Jacqueline Hasenau eine konkrete Ansprechpartnerin benannt. Erreichbar ist Hasenau sowohl telefonisch unter der Nummer (0 22 61) 88-6135 als auch per E-Mail an jacqueline.hasenau@obk.de.

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