Marienhagener GlühweinlaufSpontane Idee wurde zum Erfolgsmodell

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Die Vorfreude und der Glühwein sind schon da: (v.l.) Bastian Schramm, Sabine Krams, Andre Krell, Micky Dick und Oliver Kreuder.

Die Vorfreude und der Glühwein sind schon da: (v.l.) Bastian Schramm, Sabine Krams, Andre Krell, Micky Dick und Oliver Kreuder.

Oberberg – 2011 wurde der erste Glühweinlauf gestartet, die zehnte Auflage im vergangenen Jahr fiel Corona zum Opfer, in diesem Jahr heißt es „9.1“. Wie kommt das?

Micky Dick: Wir wollen die zehnte Auflage angemessen feiern und das ist in diesem Jahr durch die Corona-Zahlen noch nicht möglich. Wenn alles wieder normal läuft, wird es auch die offizielle zehnte Auflage geben. Das „9.1“ hat dabei schon zu einigen Verwechselungen geführt.

Inwiefern?

Dick: Manche habe es als Datum gelesen und gefragt, warum wir den Lauf vom angestammten ersten Adventswochenende in den Januar verlegt haben.

Nach dem Grengel-Lauf des VfL Engelskirchen ist der Glühweinlauf erst die zweite Veranstaltung, die nicht virtuell ausgetragen wird. Wie tragen Sie den steigenden Corona-Zahlen Rechnung?

Andre Krell: Wir haben natürlich Sorgen wegen der steigenden Infektionszahlen und haben ein Konzept aufgestellt, das es möglich macht, den Lauf auszurichten. Voraussetzung war natürlich die Genehmigung durch die Stadt.

Was läuft in diesem Jahr anders, vor allem da der Weihnachtsmarkt im Ort abgesagt wurde?

Krell: Alles findet draußen auf dem Schulhof der Grundschule Marienhagen statt. Dort wird ein Glühweindorf mit vier Buden aufgebaut, in denen die Fördervereine der Grundschule und des Kindergartens ebenso etwas anbieten wie die Feuerwehr und der VfR als Ausrichter. Es gibt Glühwein, Kinderpunsch, Bratwurst, Erbsensuppe, Bratkartoffeln, Kaffee und Kuchen. In diesem Rahmen findet auch die Siegerehrung statt.

Sabine Krams: Das ist eine coole Idee, den Lauf so stattfinden zu lassen. Es gibt so viele Leute, die sich darüber freuen.

Dick: Wie groß die Vorfreude ist, hat ja schon der Probelauf am 1. November gezeigt, bei dem rund 70 Leute gestartet sind.

Zeigt sich das auch an den Anmeldezahlen?

Bastian Schramm: Wir haben schon über 700 Meldungen und aus der Erfahrung heraus weiß ich, dass viele bis kurz vor den Anmeldeschluss warten, der in diesem Jahr am Samstag , 20. November, ist. Am Wettkampftag sind in diesem Jahr keine Nachmeldungen möglich.

Wie viele Läuferinnen und Läufer sind bei der letzten Auflage 2019 ins Ziel gekommen?

Schramm: Das waren 993.

Frau Krams, hätten Sie 2011 gedacht, dass der Glühweinlauf mal ein solches Erfolgsmodell wird?

Krams: Nein, das war nicht abzusehen.

Wie ist die Idee überhaupt entstanden?

Krams: Bei einer Geburtstagsfeier. Ein Bekannter hatte gerade einen Marathon gelaufen und liebäugelte mit dem Medoc-Marathon, wo Rotwein an der Strecke ausgeschenkt wird. Da kam die Idee auf, dass wir doch vor der Haustüre einen Winterlauf mit Glühwein machen könnten. Sozusagen einen Medoc à la Marienhagen. Das war es dann erstmal. Erst zwei Jahre später, als wir mit ein paar Läuferinnen beim Frauenlauf in Köln starteten und ganz begeistert von der Veranstaltung waren, sind wir den Lauf angegangen. Das war am 8. August 2011.

Dick: Ich war damals VfR-Vorsitzender und Sabine hat mich angerufen und gesagt, dass wir reden müssen. Und es musste ganz schnell gehen. Den Anruf werde ich wohl nie vergessen. Wir haben uns getroffen und dann ging auch alles ganz schnell.

Krams: Wir brauchten ja einen Verein, unter dessen Dach wir den Lauf organisieren.

Wussten Sie, wie so etwas funktioniert?

Krams: Eigentlich nicht. Eine Woche vor dem Starttermin haben wir das Zeitmessegerät abgeholt und bei uns zu Hause an den Computer angeschlossen. Die Matte für den Zieleinlauf haben wir im Esszimmer ausgerollt und im Schlafzimmer Anlauf genommen, um darüber zu laufen. So haben wir probiert, ob es klappt mit der Zeitmessung und dem Ausdrucken der Urkunden.

Wie viele Starter waren es bei der ersten Auflage?

Krams: Rund 300 . Bei der dritten Auflage hatten wir 478 Meldungen und am Ende auch nur noch zwei Startnummern übrig. Ab 2014 waren es immer über 500.

Dick: Es waren in jedem Jahr 100 Teilnehmer mehr. Der Lauf wurde im Laufe der Jahre ja auch immer verbessert. Irgendwann kam der Glühwürmchenlauf für die Kinder hinzu. Heute bieten wir einen Schülerlauf über 1,7 Kilometer, Läufe über fünf und zehn Kilometer, dazu eine Walkingstrecke über 7,3 Kilometer. Es ist schon toll, was Sabine Krams und ihr Team im Lauf der Jahre auf die Beine gestellt haben.

Krell: In diesem Jahr haben wir zudem dem Wunsch der schnellen Läufer Rechnung getragen und eine Netto-Zeit eingeführt.

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Ist es nicht erstaunlich, dass es so gut funktioniert, obwohl die Strecke mit ihrem Hügeln anspruchsvoll ist?

Krams: Flacher geht’s bei uns eben nicht. Bei den fünf Kilometern werden 120 Höhenmeter überwunden, bei den zehn Kilometern sind es 170. Zielschluss ist nach 100 Minuten, denn wir müssen ja noch irgendwann abbauen, weil es in den Wintermonaten früh dunkel wird. Dann fährt noch jemand vom Roten Kreuz durch den Wald und schaut, dass niemand verloren geht. Ich bin froh, dass es die E-Bikes gibt, denn mit dem normalen Fahrrad die schnellsten Läufer zu begleiten, ist ein echter Kraftakt.

Krell: Vielleicht liegt es neben dem Spaßfaktor auch daran, dass es im Winter so wenige Läufe gibt, dass der Glühweinlauf auch überregional auf so großes Interesse stößt.

Dick: Am Tag muss man sich nur mal die Autokennzeichen anschauen, wo die Läufer alle herkommen.

Krams: Vor einigen Jahren hatten wir sogar mal einen Kenianer am Start. Und einige Jahre kam der Angerland Lauftreff Lintfort im Bus, verbrachte das Wochenende im Waldhotel Wiehl und startete beim Glüheinlauf.

Schramm: In diesem Jahr haben wir kaum Werbung gemacht und haben trotzdem schon so viele Anmeldungen.

Frau Krams, Sie erzählen mit so viel Begeisterung von dem Lauf. Warum sind Sie trotzdem zurückgetreten?

Krams: So viel Spaß es macht, es ist auch eine Wahnsinnsverantwortung. Ich habe schon 2017 gesagt, dass ich die Organisation nur noch bis zum zehnten Lauf machen werde. Seit dem letzten Lauf 2019 bin ich viermal Oma geworden und das füllt mich aus. Außerdem habe ich endlich die Möglichkeit mitzulaufen.

War es für den VfR immer klar, dass der Lauf weiter geführt wird?

Oliver Kreuder: Auf jeden Fall, für den Verein ist es eine große Sache, sowohl vom Image her, als auch von der finanziellen Seite.

Krell: Wir sind bei der Organisation ja auch schon einige Jahre dabei. Es wird sicher noch an der ein oder anderen Stelle holpern. Sabine hat uns aber eine Checkliste hinterlassen, auf der steht, was wir jeden Monat tun müssen.

Schramm: Ich denke, wir sind gut aufgestellt.

Es sind noch zwei Wochen bis zum Start: Wie viel Glühwein haben Sie geordert?

Schramm: Wie jedes Jahr rund 400 Liter.

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