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Kommunalwahl in MarienheideSieben Parteien und drei Bürgermeisterkandidaten

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Der Kreisverkehr im Zentrum von Marienheide mit Blickrichtung auf die Montfort-Kirche.

Der Umbau der Ortsmitte von Marienheide war ein wichtiges Thema der vergangenen Jahre und wird Politik und Verwaltung weiterhin beschäftigen. 

Vor der Kommunalwahl am 14. September geben wir einen Überblick, wer in welcher Kommune um Stimmen kämpft, diesmal Marienheide.

Bei der Kommunalwahl am 14. September bewerben sich in der Gemeinde Marienheide sieben Parteien und Gruppen um die Stimmen der Wählerinnen und Wähler. In den Gemeinderat einziehen wollen CDU, SPD, Grüne, UWG, die Linke und die AfD. Mit Ausnahme der Linken, die in vier Wahlkreisen keine Kandidaten aufgestellt hat, treten alle Parteien in allen 13 Marienheider Wahlbezirken an. Auch muss ein neuer Bürgermeister gewählt werden, denn der derzeitige Amtsinhaber Stefan Meisenberg geht nach zwei Wahlperioden in den Ruhestand.

Wie ist die Ausgangslage im Gemeinderat?

Bei den Gemeinderatswahlen 2020 gewann die CDU alle 13 Wahlkreise in Marienheide. Zu den regulär 26 Mandaten im Rat kamen noch vier Überhangmandate. Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten ist Sebastian Göldner. Zweitstärkste Fraktion ist die SPD (sechs Mitglieder) unter Leitung von Fabian Geisel. Die Grünen   stellen vier Ratsmitglieder – auf Platz eins der Liste steht Claudia Trommershausen. Die UWG unter Christina Abstoß errang drei Mandate, die FDP   unter Jürgen Rittel zwei, das Bündnis 2020 ein Mandat. Es tritt am 14. September nicht erneut zur Wahl an. Ein Ratsmitglied der Linken gab Mitte 2023 sein Mandat auf, der vakante Sitz wurde nicht neu besetzt.

Wer tritt am 14. September zur Wahl an?

Mit Stefan Meisenberg hatte Marienheide seit 2014 einen parteilosen Bürgermeister, der von einer großen Mehrhei der Bevölkerung gewählt worden war. Die drei Bürgermeisterkandidaten Sebastian Heimes (CDU), Fabian Geisel (SPD) und Dirk Loh (Bündnis 90/Die Grünen) müssen sich im Fall ihrer Wahl als überparteiliche Brückenbauer betätigen. Heimes und Loh haben bislang keine kommunalpolitische Erfahrung, was nicht zwingend ein Nachteil sein muss. Auf den Reservelisten von CDU, SPD, Grünen, UWG und FDP finden sich auf den vorderen Plätzen viele bekannte Gesichter. Linke und die AfD sind beide bundespolitisch im Aufwind, die Frage ist, wie stark sie davon bei der Kommunalwahl profitieren.

Was sind die drängendsten Themen in Marienheide?

Die Ortskernumgestaltung war in den vergangenen Jahren das bestimmende Thema in Marienheide. Nun stehen die Umgestaltung des Heier Platzes und die Modernisierung der Tiefgarage an. Der Streit um die Frage, ob es in Marienheide genügend Parkplätze gibt – ein Streit, der über Jahre hinweg mit Vehemenz ausgefochten wurde – scheint weitgehend ausgestanden.

Die meisten Entscheidungen im Gemeinderat wurden in den vergangenen Jahren mit großer Mehrheit oder einstimmig beschlossen. Mit dem Heilteichgelände hat die Gemeinde einen neuen, attraktiven Treffpunkt gewonnen. Am Oskar-Kayser-Platz soll bald das neue Jugendzentrum eingeweiht werden.

Eine Aufgabe, der sich alle oberbergischen Kommunen stellen müssen, ist der Ausbau der Offenen Ganztagsschule. Denn ab dem Schuljahr 2026/27 wird der Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung eingeführt. Zunächst nur für die Erstklässler, ab 2029/30 gilt der Rechtsanspruch für alle Grundschüler beziehungsweise ihre Eltern.

Ausbau der Windenergie ist umstritten

Umstritten ist derzeit der geplante Ausbau der Windenergie. Am Nordufer der Bruchertalsperre will die Westfalenwind-Gruppe vier je 250 Meter hohe Windräder errichten. Die Bezirksregierung Köln hält die dortige Kalamitätsfläche für geeignet, die Gemeinde selbst hat praktisch keine Möglichkeiten, das Vorhaben zu verhindern. Während CDU, SPD und Grüne vor allem die positiven Folgen des Windparks sehen, stellen sich die UWG und die FDP auf die Seite der Bürgerinitiative, die den Standort Bruchertalsperre rigoros ablehnt.

Die Stärkung der Wirtschaft vor Ort, mehr Wohnraum, der Klimaschutz und ein besserer Öffentlicher Nahverkehr sind Themen, die alle Parteien umsetzen wollen – wenn auch mit unterschiedlicher Priorität. Eine Ausweisung neuer Gewerbeflächen ist nur in sehr überschaubarem Maßstab möglich – denn der Regionalplan setzt enge Grenzen.

Mit der Brucher- und der Lingesetalsperre verfügt Marienheide gleich über zwei Badegewässer. Weil sich aber derzeit giftige Blaualgen breit machen, hat der Kreis ein weitgehendes Badeverbot verhängt. Gemeinsam mit der Verwaltung und dem Wupperverband sollen Ursachen analysiert und vorbeugende Maßnahmen erarbeitet werden, lautet eine Forderung der CDU.

Die drei Bürgermeisterkandidaten

Sebastian Heimes (41) ist der Bürgermeisterkandidat der CDU. Der Bankkaufmann wuchs in Oberwette auf und arbeitet als Vermögensberater der Volksbank Südwestfalen. Er ist außerdem Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Marienheide. „Ich will als Bürgermeister daran arbeiten, dass Marienheide lebenswert, handlungsfähig und zukunftsfest bleibt“, sagt Heimes. Als seine zentralen Ziele nennt er die weitere Ortskernsanierung (Isek), den Erhalt und Ausbau von Schulen, Kitas und ärztlicher Versorgung, die Stärkung der Dorfgemeinschaften, eine Verbesserung der Mobilität – dazu zählt für Heimes auch der Ausbau des Radwegenetzes, und eine technologisch offene Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung.

Fabian Geisel (31), SPD-Kandidat, arbeitet als Bilanzbuchhalter. Seit zehn Jahren engagiert er sich kommunalpolitisch für die SPD Marienheide und ist deren Fraktionsvorsitzender. Geisel hat sich drei wesentliche Ziele gesetzt. Als Bürgermeister will er die Bürgerbeteiligung ausbauen und ein Bürgerbudget einführen, über dessen Verwendung im Rahmen einer Bürgerversammlung entschieden wird. „Ich möchte die Jugend in Marienheide stärker beteiligen und ein Jugendparlament einrichten“, sagt Geisel. „Marienheide soll für Jung und Alt attraktiv ein.“ Mit einem Gründerprogramm hofft Geisel, die Wirtschaft in Marienheide künftig breiter aufzustellen, zugleich will er die ortsansässigen Unternehmen stärken.

Dirk Loh (46) ist der Kandidat von Bündnis 90/Die Grünen. Als Elektroniker und Fachkaufmann für Elektrotechnik hat er fast 30 Jahre lang in der Industrie gearbeitet, zurzeit ist er freiberuflicher Schauspieler und Familienvater. „Der Rechtsruck, den es auch in Oberberg gibt, macht mir Sorgen. Ich wollte nicht länger nur zuschauen“, begründet er sein Engagement. Loh ist passionierter Radfahrer und will sich für mehr sichere Radwege einsetzen, auch der Ausbau der erneuerbaren Energien vor Ort ist für ihn ein zentrales Thema. Loh will Ökologie und Ökonomie in Marienheide besser miteinander verknüpfen. Als Spitzenkandidat der Grünen will er sich außerdem für mehr Klimaschutz in Marienheide engagieren.