MarienheideTherapie-Esel Olaf und Sven unterstützen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie

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Im Außenbereich des Zentrums für Seelische Gesundheit füttert Ergotherapeutin Paulina Finkelnburg die Therapie-Esel.

Die Therapie-Esel Sven (l.) und Olaf fressen der Ergotherapeutin Paulina Finkelnburg aus der Hand.

Im Zentrum für Seelische Gesundheit in Marienheide helfen bei der tiergestützten Therapie jetzt auch die Esel Olaf und Sven.

Da kommen sie! Eilig scheinen sie es nicht zu haben. Gemächlich schreitet Olaf aus dem Stall auf die Weide. Sven trabt etwas unschlüssig durch den Schneematsch hinterher. Vor drei Monaten sind die beiden jungen Therapie-Esel hier eingezogen, unterstützen seither in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Marienheide die Behandlung junger Patienten.

Am Mittwoch trat das Duo erstmals in die Öffentlichkeit, zusammen mit den sieben Pommernschafen, die schon länger auf dem großen Außengelände des Zentrums für Seelische Gesundheit an der Leppestraße leben und dort Therapien unterstützen.

Chefarzt Dr. Peter Melchers und der leitende Ergotherapeut Jörg Büscher skizzierten bei einem Ortstermin, auf welche Weise die beiden Esel und auch die anderen Vierbeiner die tiergestützte Therapie mit prägen. Schon die Anwesenheit eines Tieres, so Büscher, könne das allgemeine Wohlbefinden fördern, Stress reduzieren, das Gefühl sozialer Einsamkeit verringern.

Seit 2011 kommen Tiere in Marienheide in der Therapiearbeit zum Einsatz

Sie fordern selbstständiges und verantwortungsvolles Handeln und können das Selbstbewusstsein stärken. Etwa, wenn junge Menschen übers Wochenende die Verantwortung für die Tiere übertragen bekommen – junge Menschen, die sich womöglich zuvor wegen einer Suchterkrankung noch nicht einmal um sich selber kümmern konnten.

Seit 2011 kommen Tiere in Marienheide in der Therapiearbeit zum Einsatz. Der erste vierbeinige Akteur war Ben, der Hund von Jörg Büscher. Dazu kam mit Ella eine Hündin, die in Ungarn in schlechten Verhältnissen aufgewachsen war und dort geschlagen worden war. „Ich war sehr froh, als Chefarzt Dr. Melchers damals gesagt hat: Wir versuchen es“, erinnert sich Büscher.

Therapie-Esel Olaf und derleitende Ergotherapeut Jörg Büscher.

Jörg Büscher ist leitender Ergotherapeut in der Klinik für Kinder- und Jugendtherapie in Marienheide.

Es dauerte acht weitere Jahre, bis die tiergestützte Therapie offiziell Einzug ins Konzept der Ergotherapeutinnen und -therapeuten Einzug hielt –   2018 traten zunächst drei Afrikanische Zwergziegen ihren Dienst in Marienheide an. Doch Esel standen ganz oben auf der Wunschliste.

Schließlich war es Ende 2022 eine Spende der Kreissparkasse, die es möglich gemacht hat, auf dem Außengelände einen großen Offenstall und angrenzendes Heulager zu errichten. KSK-Regionalvorstand Gunter Derksen und Kommunalkundenberater Walter Esser machten sich deshalb gestern selbst vor Ort ein Bild von Stall und Eseln.

In der Klinik ist man übrigens ganz froh, dass sich Olaf und Sven als vergleichsweise ruhige Zeitgenossen entpuppt haben. „Gut, dass die beiden nicht mit Schreien die Umgebung wecken, wenn sie morgens um fünf die Sonne entdecken“, sagt Büscher.

Maximal zwei therapeutische Einsätze á 20 oder 30 Minuten absolvieren die Esel am Tag, so Büscher. Künftig könnte es sein, dass sie im Rahmen von Therapien mit Patienten auch auf Trekking-Touren durch die Umgebung aufbrechen.

Benannt sind die Esel nach Figuren aus dem Disney-Film „Die Eiskönigin“, weshalb der weiße Esel passenderweise wie der Schneemann Olaf heißt und der dunkle wie das Rentier Sven. Die Therapeuten fanden die beiden auf einem Gestüt im Westerwald, berichtet Büscher.

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