Mein Auto und ich„Dirty Harry“ – Andreas Clemens Traum vom Ford LTD Convertible

Die Front mit Scheinwerfern und Kühlergrill erinnert an Clint Eastwoods misstrauischen Blick.
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Hespert – Die Angst vor dem Schmerz ist fast so groß wie der Schmerz selbst. Im Film brettert Clint Eastwood in der Rolle des Inspektor Harry Callahan mit einem Straßenkreuzer die gewundene Lombard Street in San Francisco hinunter.
Der Inspektor wird seiner brutalen Methoden wegen Dirty Harry genannt. Die Dirty-Harry-Filme der 1970er und 80er Jahre haben Kultstatus. Genau wie das Auto, das der grantelnde einsame Held fährt, der Ford Galaxie 500. Die schlanke Kantigkeit des großen Wagens erinnert an Clint Eastwood.

Andreas Clemens gewann Preise mit dem stilecht restaurierten Ford. Doch nach sechs Jahren kam die Trennung.
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Beim Ford LTD Convertible, dem Cabrio von 1971, ähnelt sogar die Front mit Scheinwerfern und Kühlergrill an die gerunzelten Brauen über Eastwoods misstrauischem Blick. Andreas Clemens (56) aus Reichshof-Hespert kaufte sich das Cabrio 1999. „Ich habe es restauriert und einige Jahre gefahren und sogar Preise damit gewonnen“, sagt Clemens.
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Clemens leidet an Cluster Kopfschmerz
Aus heiterem Himmel sticht der Schmerz von innen durchs Auge. Dolchartig fährt er durch die Nebenhöhlen und bohrt sich in den Kopf. Er strahlt bis in die Gliedmaßen und ringt den Patienten zu Boden. Cluster Kopfschmerz ist die schmerzhafteste Form von Migräne und Kopfschmerz. Andreas Clemens leidet daran. Die Schmerzattacken seien nach 20 bis 40 Minuten vorbei, sagt er. “Aber danach ist man fertig wie nach acht Stunden körperlicher Schwerstarbeit.“ Weil die Ursachen noch immer ungeklärt sind, gibt es keine echte Heilung.
Er macht, was medizinisch und schmerztherapeutisch möglich ist, sagt aber: „Ich lebe mit dem Schmerz. Er hat mein Leben verändert.“ Den geliebten Beruf im Außendienst einer Maschinenbaufirma musste Clemens aufgeben. Er zog von der Stadt nach Hespert – der Ruhe wegen. Und er trennte sich von seinen Autos. Auch vom Ford LTD Convertible.
Den Kauftag noch lebhaft in Erinnerung
Dabei hatte Andreas Clemens lange von diesem Auto geträumt. Monatelang hatte er Inserate durchforstet. In der „Auto Mobiles“ wurde er im Mai 1999 fündig: „Es gab günstig einen amerikanischen Straßenkreuzer als Convertible. Also fuhren mein Vetter, der sich noch besser mit Autos auskannte, und ich an einem verregneten Sonntag 400 Kilometer nach Nürnberg.“
An den Verkäufer erinnert sich Clemens heute noch lebhaft: „Ein Typ mit Pferdeschwanz und Cowboystiefeln, der nach Tabak roch und den Ford violett metallic lackiert hatte.“ Die Außenspiegel fehlten, die Heckscheibe war blind. Beim Öffnen entlud sich aus jeder Tür ein Schwall Regenwasser. Der Innenraum war quietschnass, der Motorraum verdreckt.
“Mein Vetter ist ausgeflippt und schrie nur noch ,was für eine Ruine’, aber als ich den Zündschlüssel drehte, sprang der 6,6 Liter Ford V8 Motor sofort an.“ Dafür lief er nur auf sieben Zylindern. „Den Preis konnte ich halbieren“, erinnert sich Andreas Clemens. Den achten Zylinder bekam er durch Rütteln am Kerzenstecker ans Laufen.
Traumhafte Fahrt
„Die Fahrt nach Hause war ein Traum“, sagt Clemens. Man hupte und winkte ihm nicht nur freundlich zu: „Ich konnte ja nach hinten nix sehen!“ Er restaurierte das Schlachtschiff, lackierte es originalgetreu in Beige und ließ die Sitze aufpolstern.
Mit dem schicken Ford LTD Convertible heimste Andreas Clemens bei manchem Oldtimertreffen erste Preise ein. Dennoch kam nach knapp sechs Jahren die Trennung. „Es hat damals schon etwas weh getan. Aber es musste sein“, sagt Clemens. Beim Betrachten der Fotos lächelt er: „Mach’s gut, du Schlachtschiff!“
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