Einweihung des BahnhofsTag der offenen Tür im neuen Morsbacher Kulturbahnhof

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Bahnexperte Horst Kowalski (l.) hatte aus Bergneustadt alte Bilder und Anekdoten mitgebracht.

Bahnexperte Horst Kowalski (l.) hatte aus Bergneustadt alte Bilder und Anekdoten mitgebracht.

Morsbach – Die 27-jährige Morsbacherin Anna Mack kennt sich aus im Obergeschoss. „Hier war die Küche, da das Wohnzimmer und dort das Bad.“ Bis vor etwa fünf Jahren hat eine Bekannte ihrer Großmutter in den Räumen gelebt. Jetzt sind dort die Büros des Jugendzentrums und der Ehrenamtsinitiative sowie ein Konferenzraum. „Alles riecht so schön neu“, meint Mack. „Ich wünsche mir, dass das Gebäude viel genutzt wird.“

Mit dem Schienenbus zum Rosenmontagszug

Am Samstag war das bereits der Fall. Da feierte die Gemeinde mit einem Tag der offenen Tür die Einweihung des historischen Bahnhofsgebäudes. „Wegen Corona haben wir auf Ansprachen verzichtet, um Ansammlungen von Besuchern zu vermeiden“, sagte Bürgermeister Jörg Bukowski. So verteilte sich der rege Anstrom von Interessierten auf den ganzen Tag.

Im Empfangsbereich präsentierte der Bergneustädter Eisenbahnexperte Horst Kowalski auf drei Schautafeln die Geschichte des am 1. Oktober 1890 eröffneten Bahnhofsgebäudes nach der Fertigstellung der Strecke Wissen-Morsbach. 18 Jahre später sei die Anbindung an Waldbröl erfolgt. Er erklärte, dass aus Morsbach sehr viel Grubenholz zu den Zechen ins Ruhrgebiet transportiert worden sei, nach der Wende auch viele Wohncontainer nach Russland im Rahmen der „Aufbauhilfe der BRD für die Deutschen in der Russischen Föderation“. Der letzte Güterzug verließ im April 1994 den inzwischen denkmalgeschützten Bahnhof.

Schienenbus zum legendären Morsbacher Rosenmontagszug

Vor dem 2. Weltkrieg habe es auch regelmäßigen Personenverkehr von Bergneustadt nach Morsbach gegeben, später vorwiegend Sonderfahrten. So seien Ende der 1970er Jahre viele Karnevalsfreunde aus dem Wiehltal mit dem Schienenbus zum legendären Morsbacher Rosenmontagszug gekommen.

Kowalski erinnert sich noch gut an die Fahrt des voll besetzten Sonderzuges aus Lüdenscheid am 28. Oktober 1984 mit dem Verbrennungstriebwagen VT601, dem „Dicken Sauerländer“, der bei der Rückfahrt auf der Steilstrecke im Zielenbacher Tal mit Eis auf den Gleisen zu kämpfen hatte. Damals, so erzählt Kowalski, habe er geholfen, Sand auf die Schienen zu streuen, dennoch sei der Zug erst mit zwei Stunden Verspätung in Dieringhausen angekommen.

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Diese Strecke soll demnächst mit Fahrraddraisinen bis zum Kömpeler Tunnel befahren werden. „Als ich davon gehört habe, habe ich mich sofort entschlossen, Draisinenbegleiterin zu werden“, berichtet die Wiehlerin Regina Kerstin begeistert. „Der Tourismus nach Corona wird anders sein als früher – weg von Großveranstaltungen und hin zu Aktivitäten in der Natur.“

Jugendzentrum Highlight seit Juli

Ihr gefällt das restaurierte Gebäude mit klaren Linien und historischen Baustoffen auf Anhieb, besonders das lichtdurchflutete Trauzimmer, in dem nach Angaben von Bahnhofsleiterin Nadja Schwendemann bereits drei Trauungen stattgefunden haben. „Besonders liebe ich das große Wandbild mit den Bauarbeitern vor dem Kömpeler Tunnel“, sagt Kerstin. „Ich finde es toll, wenn der Brückenschlag zwischen Geschichte und Moderne gelingt.“

Sport geht auch im Jugendzentrum Highlight.

Sport geht auch im Jugendzentrum Highlight.

In der rechten Gebäudehälfte ist seit Juli das Jugendzentrum Highlight untergebracht, mit Kicker, Billard und viel Platz zum Chillen. Im Untergeschoss mit den unverputzten Bruchsteinwänden und den historischen Vorbildern nachempfundenen Drehlichtschaltern steht eine Tischtennisplatte.

Die probiert der evangelische Gemeindereferent Jan Weber mit seinem Sohn Tristan gleich aus: „Das hier ist ein toller Anlaufpunkt mit einem schönen Außenbereich.“

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