Nach SturmschädenLindlar-Schmitzhöhe ist seit zehn Tagen ohne Telefon und Internet

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Von der Störung betroffene Anwohner am Verteilerkasten der Telekom in Lindlar-Schmitzhöhe.

Von der Störung betroffene Anwohner am Verteilerkasten der Telekom in Lindlar-Schmitzhöhe.

Lindlar-Schmitzhöhe – Margarete Kirschbaum ist sauer und damit ist sie nicht alleine. Als wir sie zum Fototermin in Schmitzhöhe an der Kreuzung treffen, wo es nach Georghausen und nach Welzen geht und wo der Verteilerkasten der Telekom steht, da versammeln sich nicht weniger als 22 Bürger, ihre Gesichter drücken alle das Gleiche aus: Wut und Unverständnis über den Anbieter von Telefon und Internet.

Seit eineinhalb Wochen, seit dem 18. Februar, ist Schmitzhöhe von der Außenwelt abgeschnitten. Kein Telefon, kein Internet. Nichts. Auch Schönenborn ist betroffen. Es war Sturm in der letzten Woche, Bäume sind auf die Überlandleitungen gefallen und haben diese gekappt. Dafür haben alle hier Verständnis. Aber eine Woche? Solche Zustände kann man sich in der Dritten Welt vorstellen, aber doch nicht 30 Kilometer vor den Toren von Köln. Was die Schmitzhöher besonders aufregt, ist die Informationspolitik der Telekom. „Wenn man mal jemanden an der Service-Hotline erreicht hat, dann wurde man vertröstet von einem Tag auf den nächsten“, berichtet Karl-Heinz Müller. Morgen um 20.13 Uhr funktioniert alles wieder, habe man gesagt bekommen. Und am nächsten Tag? Morgen um 20.13 Uhr. Alleine die exakt-krumme Uhrzeit mutet absurd an.

Telekom: Beseitigung der Schäden kompliziert

„Die sollen einfach mit dem Lügen aufhören“, ereifert sich Burkhard Braatz. Er wohnt gleich gegenüber vom genannten Verteilerkasten und hatte gut im Blick, wie oder eben auch wie nicht dort gearbeitet wurde. Die Masten, die der Sturm umgeknickt hat, stehen alle wieder. Vor dem Kasten prangt ein großes Loch in der Erde, dort liegt aufgerollt ein loses Kabelende. Man sollte meinen, es müsse nur jemand kommen und das Kabel am Kasten wieder anschließen. Es komme aber niemand, so die Anlieger.

Die Pressestelle der Telekom antwortet auf Nachfrage unserer Zeitung, natürlich verstehe man den Unmut, natürlich könne man nachvollziehen, dass sich Menschen alleine gelassen fühlen und natürlich bitte man um Verständnis, aber die Beseitigung von Sturmschäden sei nun mal eine komplizierte Sache und die Kollegen seien rund um die Uhr im Einsatz. Aber manchmal müssten eben Wege erst freigeschnitten werden, dazu brauche es schweres Gerät, das alles müsse mit Behörden und Bauunternehmern koordiniert werden.

Volksbank und Poststelle können nicht arbeiten

Zumindest am Verteilerkasten in Schmitzhöhe sieht es so aus, als sei das alles längst passiert. Und die Auswirkungen sind ja erheblich. „Mein Enkel ist 15 und hat seit einer Woche kein Internet, der dreht durch“, sagt eine Anwohnerin.

Auch die Schmitzhöher Postfiliale im Edeka-Markt Braun hat kein Netz.

Auch die Schmitzhöher Postfiliale im Edeka-Markt Braun hat kein Netz.

Die Volksbank im Ort könne nicht mehr arbeiten, berichten verärgerte Kunden, Überweisungen seien nicht möglich und die Bürger könnten kein Bargeld abheben. Im Edeka-Markt Braun liegt die Poststelle lahm, weil auch hier ohne Internet schon lange nichts mehr läuft. Immerhin kann man bei Braun mit der Karte bezahlen, Edeka hat seine Franchiser vor geraumer Zeit dazu verpflichtet, ein zweites, funkbasiertes Routersystem zu Installieren. „Das hat damals viel Geld gekostet und uns geärgert“, erzählt Inhaberin Birgit Braun. „Jetzt hilft es uns natürlich, aber telefonieren können wir trotzdem nicht.“

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Besonders schlimm trifft die Störung ältere Menschen, für die Vereinsamung schon durch Corona ein Thema war und die jetzt nicht mal jemanden anrufen können, auch nicht, den Notruf, falls mal was ist. Ihr Lebensgefährte sei 80 Jahre alt und vorerkrankt, berichtet Margarete Kirschbaum. Sie hat schlicht und ergreifend Angst.

Eine besonders skurrile Geschichte erzählt Karl-Heinz Müller. Die Familie einer Nachbarin hat tagelang versucht, diese zu erreichen und schließlich die Polizei alarmiert, die dann mit Blaulicht vor dem Haus stand. Müller selbst musste sich von einem Mitarbeiter der Telekom die Geschichte anhören, das Problem läge am Chipmangel. Betroffen sind in Schmitzhöhe aber auch alle, die aktuell im Homeoffice arbeiten. Kein Internet, kein Homeoffice.

Margarete Kirschbaum hat jetzt eine Nachricht bekommen, wann endlich das Telefon in Schmitzhöhe wieder laufen soll: Am Montag, 28. Februar. Um 20.13 Uhr.

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