Nach SturzSeniorin kritisiert Barrierefreiheit in Wipperfürther Innenstadt

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Zwischen den Wasserrinnen und den Pflastersteinen gibt es Höhenunterschiede, über die Passanten stolpern können. 

Wipperfürth – Den 23. August dieses Jahres wird Hildegard W. nicht so schnell vergessen. An dem Freitag freute sich die Seniorin nach einigen Wochen Abwesenheit wieder auf einen Bummel mit ihrer Tochter durch die neu gestaltete Innenstadt. Der Ausflug der 77-Jährigen endete in der Krankenhaus-Ambulanz.

Nur wenige Augenblicke nach dem Start der beiden Frauen stürzte W. in der Marktstraße und verletzte sich dabei an Hand und Knie. „Ich bin mit der Sandalenspitze an einer Kante hängengeblieben und konnte mich schon nicht mehr halten“, erinnert sich die Seniorin, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Passanten eilten ihr zu Hilfe, Händler der Marktstraße schafften Kühlpads herbei und empfahlen die Untersuchung im Krankenhaus.

Entwässerungsrinne ist echte Stolperfalle

Zuvor sahen sich Mutter und Tochter die Kante im Boden genauer an. In Höhe des Lenz Café und Deli verläuft eine Rinne quer über die Marktstraße, die offensichtlich der Entwässerung dient und etwas tiefer liegt, als das übrige Pflaster. Für Fußgänger sei dieser Absatz gefährlich und eine echte Stolperfalle, findet W. Vor allem dann, wenn sich – wie ja ausdrücklich erwünscht – der Passant die Stadt und ihre Läden ansehe und nicht stur zu Boden blicke. „Dem Anspruch der Barrierefreiheit wird dieser Untergrund jedenfalls nicht gerecht“, betont W. ihre Sicht der Angelegenheit.

Aus der Stellungnahme der Stadtverwaltung

Zunächst muss darauf hingewiesen werden, dass zwar schon Teilflächen des Marktplatzes für den Fußgängerverkehr freigegeben wurden, die Bauleistungen aber auch in diesen Bereichen noch nicht abschließend fertiggestellt und vertraglich abgenommen sind. Hier werden im Rahmen des weiteren Baufortschritts noch Nacharbeiten ausgeführt, die u. a. die angesprochene Ebenheit der Flächen betreffen. Da es sich um eine Gesamtmaßnahme Marktstraße/Marktplatz handelt, gilt dies ähnlich auch für die Marktstraße.

Hier erfolgte zwar bereits die Freigabe der Fläche für den Straßenverkehr, eine bauliche Endabnahme ist jedoch noch nicht erfolgt. Soweit es um einzelne Pflastersteine geht, die möglicherweise nicht optimal verlegt wurden, wird noch eine Nachbesserung durch den Auftragnehmer erfolgen. Dies geschieht aus Gründen der Effizienz nicht hier und da punktuell, sondern gesammelt gegen Ende der gesamten Baumaßnahme, spätestens also bis zum Frühjahr 2020.

Das heißt nicht, dass die Oberflächen des Marktplatzes in einer Ebenheit hergestellt werden, die in der Regel in Innenräumen vorzufinden ist. Mit Blick auf eine ordnungsgemäße Entwässerung der Flächen müssen die Teilflächen im Gefälle hergestellt werden, die das Oberflächenwasser zu Rinnen und zu Straßenabläufen führen. Höhendifferenzen zwischen den Oberflächen des Pflasters und der Rinnen sind aus baufachlichen Gründen planmäßig herzustellen.

Auch zukünftig werden also durchaus kleine Höhendifferenzen zwischen der Pflasteroberfläche und den Rinnen und Bändern verbleiben, dies jedoch in einem vertretbaren Maß, sodass insgesamt ein gefahrloses Begehen der Flächen möglich sein wird. Im Vergleich mit dem alten, unebenen Kopfsteinpflaster ist das Überqueren des Marktplatzes schon jetzt um ein Vielfaches leichter geworden. Wir sind davon überzeugt, dass wir insbesondere mit der Umgestaltung des Marktplatzes einen weiteren großen Schritt in Richtung einer barrierefreien Innenstadt gemacht haben.  

Rechtliche Ansprüche gegen die Stadt hat die 77-Jährige nicht angemeldet. Überhaupt, und das ist ihr wichtig, zähle sie nicht zu den Kritikern des Innenstadtumbaus. „Manche haben immer etwas zu meckern. Ich finde den Umbau des Zentrums gelungen und freue mich darauf, wenn alles fertig ist.“ Doch mit Blick auf ältere Menschen, Rollator- und Rollstuhlfahrer fordere sie die Stadt auf, die höher stehenden Kanten unbedingt zügig zu kennzeichnen – oder am besten gleich ganz abzubauen. „Wie soll das denn erst auf dem Marktplatz werden, wenn überall Stolperfallen lauern?“, fragt die Seniorin.

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