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Neuer Mobilfunkmast in LindlarUnd plötzlich steht der Handymast in Schmitzhöhe

Lesezeit 3 Minuten

Schmitzhöhe – Seit ein paar Tagen steht ein neuer Mobilfunkmast nahe Schmitzhöhe. Der Sender wurde oberhalb von Kalkofen auf einem Privatgrundstück aufgebaut. Wer in die Nähe des Turms gelangen will, fährt einen Feldweg entlang. Die Arbeiten sind zügig vorangegangen, so Anwohner. Im Ort ist der neue Sendemast Gesprächsstoff, denn Mobilfunkmasten und Schmitzhöhe: Das hat eine Geschichte.

Verhandlungen mit O2 brachen 2010 ab

Rückblende: 2009, ein Dienstagabend im April. Am Eingang der Gaststätte „Zur Eiche“ in Overath-Brombach wird kontrolliert, wer rein darf. Drinnen sitzen die Mitglieder der Wasserversorgungsgenossenschaft Schmitzhöhe. Eigentlich sind die Sitzungen Routine, es geht ums Tagesgeschäft: Die 1800 Einwohner von Schmitzhöhe und Umgebung mit Trinkwasser zu versorgen.

An diesem Abend wollen mehr Menschen in die Versammlung, als die Genossenschaft Mitglieder hat. Es geht darum, ob auf dem Hochbehälter für das Trinkwasser der Genossen ein Mobilfunkmast errichtet wird.

Der damalige und heutige Geschäftsführer Helmut Larisch erinnert sich gut: „Damals war eine ganz angespannte Stimmung im Ort“. Kurz zuvor hatten besorgte Einwohner eine Liste mit 578 Unterschriften gegen den Mobilfunkmast bei m damaligen Lindlarer Bürgermeister Dr. Hermann-Josef Tebroke abgegeben. Auch unter den Genossen sind viele, die sich Sorgen um eine mögliche Strahlenbelastung machen. „Wir dachten, ein Sendemast kommt ohnehin“, berichtet Larisch die damalige Sicht des Vorstands.

Mit dabei, als die Unterschriften übergeben wurden, war Annette Elbin-Jobbe. „Wir wollten damals verhindern, dass der Sendemast mitten in den Ort kommt“, erinnert sie sich. Viele Einwohner fürchteten zum einen die Strahlung, andererseits auch einen Wertverlust der Grundstücke.

Ausbau der Netzabdeckung in der Gemeinde

Die Idee der Wasserversorgungsgenossenschaft damals: Auf dem Hochbehälter außerhalb des Ortes könne der Sender die Siedlung abdecken. Ein entsprechendes Gutachten legte auch die Bürgerinitiative Mobilfunk Lindlar vor, die bis heute den Ausbau der Netzabdeckung in der Gemeinde kritisch begleitet, eng mit Rat und Fachausschüssen zusammenarbeitet. Die Situation damals war schwer zu überschauen. Die Bürgerinitiative und die Einwohner, die die Unterschriften gesammelt hatten, standen auf verschiedenen Seiten, was den Standort betraf. „Wir hätten uns damals für einen Standort nahe des Hochbehälters ausgesprochen, weil der auch gutachterlich begleitet war“, erinnert sich Pia Schmitz-Siegfried von der Initiative.

Die Genossenschaft votierte schließlich knapp dafür, Verhandlungen mit O2 aufzunehmen: 39 Genossen waren für den Sender, 34 dagegen. Die Bedingung: O2 müsse die Mobilfunk-Leitlinien der Gemeinde Lindlar akzeptieren.

Die Leitlinien waren 2005 ausgearbeitet worden. Darin war festgelegt worden, dass Sender einen ausreichenden Abstand zu bebauten Gebieten haben sollen und dass die Betreiber die Gemeinde umfassend informieren. Außerdem: Ein Aufruf an alle Bürger, die Gemeinde sofort zu informieren, wenn ein Mobilfunkmast errichtet wird. Denn die Sender unterliegen einem anderen Baurecht, die Gemeinde ist nicht automatisch informiert (siehe Hintergrund).

Doch damals wie heute gibt es dabei ein Problem: Die Leitlinien sind nicht bindend. Netzbetreiber müssen weder Städte und Gemeinden über die technische Aufrüstung informieren, noch über ihre Standorte. Die Verhandlungen mit O2 in Schmitzhöhe brachen 2010 ab. „Die haben sich nie wieder gemeldet“, sagt Larisch heute.

Gebaut hat 2015 die Deutsche Funkturm auf einem Privatgrundstück. Larisch ärgert das: „Da steckt sich jetzt ein Einzelner die Pacht in die Tasche.“ Er ist überzeugt, dass der Hochbehälter der bessere Standort gewesen wäre. Die Pacht, 2009 war von rund 3000 Euro pro Jahr die Rede, wäre unter den Genossen verteilt worden. Larisch: „Schade um die verpasste Chance.“