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Interview

„Oberberg ist Wärme“
WDR2-Moderator Johannes Simon erinnert sich an seine Wurzeln

4 min
Johannes Simon ist in Engelskirchen geboren worden und in Nümbrecht aufgewachsen. Heute lebt er mit seiner Familie mitten in Siegburg, hier steht er vor dem S-Carré.

Johannes Simon ist in Engelskirchen geboren worden und in Nümbrecht aufgewachsen. Heute lebt er mit seiner Familie mitten in Siegburg, hier steht er vor dem S-Carré.

Johannes Simon arbeitet als Moderator bei WDR2. Die ersten 23 Jahre seines Lebens hat er in Oberberg verbracht. Heute lebt er in Siegburg.

Rasante Fahrten mit dem goldenen BMX-Rad – erst über den Nümbrechter Dorfplatz, dann waghalsig die Treppen hinunter, dazu hitzige Tennispartien im Sportpark der Schlossgemeinde. In den Ferien dann Abenteuer auf den Feldern um Wildbergerhütte, in späteren Jahren turbulente Partys und ausgelassenes Abtanzen an den Wochenenden im „Wildwechsel“ dort oder auch in der Hermesdorfer Disko „Flash“. Oder feucht-fröhliche Abende mit Freunden im Waldbröler „Klimbim“. Johannes Simon lächelt, er schwelgt in Erinnerungen an gute 23 Jahre in Oberberg – im Heimatort Nümbrecht, bei Oma Christel in Wildbergerhütte, auf Achse im Kreissüden.

„Oberberg ist Wärme“, sagt der heute 46-Jährige – mit einer Stimme, die für viele Menschen in Nordrhein-Westfalen vertraut klingt, die viele im Ohr haben: Der Freiberufler Simon gehört zu den Moderatorinnen und Moderatoren, die für den Radiosender WDR2 am Mikrofon sitzen, seine Sendung heißt „Der Vormittag“. Heute ist Nümbrecht für ihn immer mal wieder ein Ort zum Abschalten – ein Ort, um den Lautstärkepegel zu senken und klare Luft zu atmen. „Ich bin ein echtes Landei und liebe dieses Dorf. Der Kurpark in Nümbrecht war für uns Kinder der größte Spielplatz.“

Johannes Simon an einem seiner Arbeitsplätze, in diesem Fall ein Studio von WDR2. Dort moderiert der 46-Jährige die Sendung „Der Vormittag“.

Johannes Simon an einem seiner Arbeitsplätze, in diesem Fall ein Studio von WDR2. Dort moderiert der 46-Jährige die Sendung „Der Vormittag“.

Geboren wird Johannes Simon – Freunde nennen ihn „Henneschen“ – indes in Engelskirchen, in Wiehl besucht er bis zur zehnten Klasse das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, den Abschluss macht der junge Mann an der Höheren Handelsschule in Gummersbach. Seit acht Jahren lebt er mit seiner Familie nun in Siegburg – Ehefrau Simone kommt aus der Nachbarstadt Hennef – dort hat Simon nach seinem Wegzug aus Nümbrecht bis 2017 gelebt. „Simone habe ich dann aber bei einer Party in Siegburg vor 18 Jahren über den Haufen gerannt, so haben wir uns kennengelernt.“

Inzwischen sind die beiden Eltern von Paul (7) und Mara (1), gerne erzählt Johannes Simon in seinen Sendungen Geschichten vom „Siebenjährigen“. „Zur Familie gehört aber auch Helga, unsere Französische Bulldogge.“ Mit Hunden ist er in Nümbrecht aufgewachsen. „Ein Leben ohne kann ich mir nicht vorstellen“, verrät er. Das Büro von Hans Simon ist damals am Dorfplatz, Sohnemann Johannes verbringt dort viel Zeit – „wenn ich nicht gerade auf dem BMX-Rad gesessen habe und auf die Fresse geflogen bin, mal wieder“.

Nümbrechter beginnt in Köln ein BWL-Studium – und bricht es bald wieder ab

Der Vater organisiert Leasing-Geschäfte – lange bevor die in der Automobilbranche angesagt sind. Und auch Johannes Simon macht die freie Wirtschaft zunächst Spaß: „Ich habe in Köln an einer Fachhochschule sogar ein BWL-Studium begonnen“, erzählt er. „Und abgebrochen – das war ich einfach nicht.“ Denn längst hat ihn Onkel Wolle mit dem Radiovirus infiziert. „In seinem Auto lief immer SWF3 – und das fand ich super.“

Seine Leidenschaft führt Simon zunächst zu einem Praktikum bei Radio Köln, er ist gerade mal 16. „Jemand hatte wohl mein Alter überlesen – und man staunte sehr, als ich auf der Matte stand“, blickt er zurück. „Termine mit dem Auto erledigen – da war ich raus.“ Viel Zeit verbringt er im Bus und in der Bahn – was der Leidenschaft keinen Abbruch tut, im Gegenteil. „Seither brenne ich fürs Radio.“ Im Studio von Radio Köln wagt sich Simon an die Regler und ans Mikrofon, zu später Stunde nimmt der Jugendliche ein Demo-Tape auf – und schickt es prompt an Peter Stockinger, damals eben Programmchef der „Popwelle“ SWF3.

Und dem gefällt, was er hört: „In den Sommerferien ging es nach Baden-Baden – für ein Praktikum bei dem Sender und in der Redaktion von ‚Das Ding‘. Ich wohnte in einer Jugendherberge und hörte mit Chinesen Radio Moskau.“ Weitere Praktika folgen, so auch beim 1995 gegründeten WDR-Sender EinsLive. „Auch dort war ich wahrscheinlich der jüngste Praktikant. Und doch durfte ich superschnell ans Mikrofon – und spätestens da war mir klar: Moderation, das ist es.“

Beitrag des Nümbrechters über Sex-Hotlines ist beim WDR erstmal durchgefallen

Weil er seinem Vater Hans aber in die Hand versprochen hat, auch ein ordentliches Studium zu absolvieren, schreibt sich Johannes Simon in Köln, Berlin und Krems ein für PR und Kommunikation, ein Volontariat danach gehört ebenfalls zu seiner Ausbildung. Nebenbei produziert Simon Radiobeiträge und verkauft sie bundesweit.

Bei WDR2 ist er aber zunächst an der falschen Adresse: „Mein Beitrag ‚Studentinnen an der Sex-Hotline‘ fiel durch“, erinnert er sich an ein Thema, auf das ihn eine Freundin gebracht hat – diese finanziert sich am Telefon das BWL-Studium. „Dennoch wurde ich zu einem Casting eingeladen, denn in Köln war eine Stelle frei – für einen Nacht-Moderator.“ Johannes Simon greift zu. Seit zehn Jahren aber ist er eine der Vormittagsstimmen.

Auch fürs Fernsehen ist der Wahl-Siegburger heute aktiv: Zum Beispiel als ausführender Produzent hinter dem „Duell der Gartenprofis“, das seit 2017 im ZDF läuft, für mehr als 200 Episoden ist er verantwortlich. In seiner Freizeit spielt Simon immer noch Tennis und Padel, eine dem Tennis verwandte Sportart.

Und das Oberbergische hat er nicht nur stets im Herzen, sondern immer auch im Kopf: „Eine Rückkehr ist mein heimlicher Traum.“