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InterviewIn Nümbrecht-Bierenbach soll „das ökologischste Baugebiet weit und breit“ entstehen

Lesezeit 3 Minuten
In der Aula des Schulzentrums Nümbrecht, v. l.: Nadine de Wijn (Abtl. Leitung 1), Beate Salz (didakt. Ltg), Eva Hüppelshausen (Abtl. Ltg. 2), Hilko Redenius, Jürgen Horn (ehem. Schulleiter), Mario Loskill (BM Ruppichteroth), Helmut Müller (Schulleiter), Sabina Bamberger (stellv. Schulleitung)

Bürgermeister Hilko Redenius, hier beim Jubiläum der Sekundarschule, skizziert kommende Projekte.

Im Interview spricht Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius über die großen und kleineren Vorhaben für das Jahr 2023.

Welche Projekte sollen in Nümbrecht bis Ende des Jahres abgearbeitet sein?

Hilko Redenius: Wir wollen auf jeden Fall dieses Jahr den Neubau der Sekundarschule übergeben, im Frühjahr, spätestens im Sommer. Und den nächsten Schritt bereiten wir ja schon seit letztem Jahr vor, wir wollen nahtlos die Sanierung des Altbaus beginnen. Spätestens im Sommer wollen wir am Sportplatz – der gehört ja auch zum Schulzentrum – mit dem Bau des Umkleidegebäudes und der angegliederten Tribüne beginnen. Dazu gehören dann auch die Lagerflächen für Schulen und Vereine, die Umzäunung, Tartanbahn, neue Sprunggrube, Minispielfeld und –zwischen Sportplatz und Schulgebäude – ein Bolzfeld für jedermann und eine Gestaltung des allgemeinen Freizeitbereiches.

Was wird sonst noch wichtig in diesem Jahr?

Alles zum Thema Klimawandel

Der Ratsbürgerentscheid und je nach Ausgang die Umsetzung, die Erarbeitung der Grundlagen. Der Ratsbürgerentscheid fragt ja nur, ob die Leute sich vorstellen können, dass die Gemeindewerke Windkraftanlagen errichten und betreiben. Wenn die Bürger Ja sagen, prüfen wir, ob es sich wirtschaftlich rechnet und ob wir alle Punkte des Umwelt- und Naturschutzes einhalten können. Das wird sehr viel Arbeit sein und auch seine Zeit brauchen. Manche Gutachten dauern ein Jahr.

Wie läuft’s in Sachen Klimaschutz in Nümbrecht?

Sehr gut. Wir haben ja ein Wahnsinns-Förderprogramm aufgelegt, das sehr gut angenommen worden ist. Wir haben 650 000 Euro da hineingegeben, und damit sind 392 private Photovoltaik-Anlagen mit einer Stromerzeugung von 4,1 Millionen Kilowattstunden pro Jahr gebaut worden, die wir im Schnitt mit 1500 Euro bezuschusst haben. Die neuen Anlagen decken 5,6 Prozent des gesamten Nümbrechter Strombedarfs. Wir haben ein privat betriebenes Wasserkraftwerk für 50 Haushalte, die Kalte Nahwärme in Benroth. Wir haben das Carsharing erfolgreich mit drei Fahrzeugen eingeführt. Das wollen wir im Baugebiet Bierenbachtal fortsetzen, da sehen wir Stellplätze für Carsharing im öffentlichen Raum schon vor. Dort werden wir dieses Jahr den Bebauungsplan beschließen und in der Folge das ökologischste Baugebiet weit und breit umsetzen.

Was macht denn bitte genau das „ökologischste Baugebiet“ aus?

Wir geben dort vor, dass Photovoltaik auf dem Dach Pflicht ist, wir haben die Ausrichtung der Häuser so vorgegeben, dass eine maximale Sonnenauslastung erreicht wird, nicht nur für die Photovoltaik, sondern auch, damit viel Sonne und Licht in die Fenster fällt. Wir sehen dort die Carsharing-Stellplätze vor. Wir haben dort eine Begrenzung der Bebaubarkeit. Wenn man also noch ein Carport baut, muss man das Dach begrünen.

Es dürfen keine Schottergärten angelegt werden – und Heizöl, Kohle und Gas sind verboten. Und es gehört auch dazu, dass wir nicht an das vorhandene Mischwassersystem anschließen, sondern einen Regenwasserkanal bauen, der das Wasser in den Bierenbach leitet und auch die bestehenden Gebiete entlastet, Stichwort Starkregenschutz. Ich finde, das hat unter ökologischen Gesichtspunkten auch regional Strahlkraft. Nümbrecht ist also mal wieder mit vorne dabei.

Was macht die Suche nach Bauplätzen an Dorfrändern?

Nachdem wir viele Gespräche geführt und die durch die Grünen verursachte Aufgeregtheit auf ein vernünftiges Maß sachlicher Kommunikation zurückgeführt haben, sehr gut. Wir haben jetzt 25 Ortschaften, die wir aber nicht alle weiterverfolgen werden. Nach meiner persönlichen Einschätzung werden am Ende drei, vier übrig bleiben, wo überhaupt etwas passiert – allein, wenn es um die Frage geht: Wer macht da was? Die Gemeinde entwickelt nichts, das muss der Eigentümer machen. Es gibt ein oder zwei größere Gebiete, in denen wir das eventuell mit unserer Bau- und Entwicklungsgesellschaft machen können – ich betone: können! Verstärktes Interesse habe ich an einem Gebiet in Marienberghausen, da könnten wir zugleich die laut Brandschutzbedarfsplan nötige Fläche für den Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses gewinnen. 

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