300 TonnenSaftkellerei Weber in Nümbrecht schaut auf Saison mit niedriger Apfelernte zurück

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Vor den Edelstahltanks ihrer Kelterei stehen Klaus (l.) und Ruben Weber.

Vor den Edelstahltanks ihrer Kelterei stehen Klaus (l.) und Ruben Weber.

Dank ergiebigen Vorjahre sind die Tanks der Saftkelterei Weber, die in der Nümbrechter Ortschaft Lindscheid ansässig ist, aber noch gut gefüllt.

„Die Apfelernte war dieses Jahr mit knapp 300 Tonnen ziemlich unterdurchschnittlich“, resümieren Klaus und Ruben Weber, Senior- und Juniorchef der Saftkelterei Weber. Zwar sei die Firma, dem Rhythmus der Alternanz folgend, also dem meist jährlichen Wechsel zwischen starken und schwachen Obsternten, ohnehin nur von einer Menge zwischen 300 und 700 Tonnen ausgegangen, doch habe der Apfelwickler starke Einbußen verursacht. „Ohne diese Schäden hätten wir etwa das Doppelte gehabt“, schildert der Senior.

Raupe bereitet der Nümbrechter Saftkelterei Probleme

Kritisch sei die Lage derzeit jedoch nicht, denn bei einem extensiven Streuobstanbau seien Schwankungen normal und nach der guten Ernte im Vorjahr mit mehr als 1000 Tonnen seien die 35 Lagertanks mit mehr als 900.000 Litern Fassungsvermögen noch gut gefüllt, berichtet sein Sohn, der in zunehmendem Maße die Betreuung der Produktion übernommen hat. Aufgrund der Pasteurisierung nach der Pressung gebe es selbst bei einer Lagerung von zwei Jahren keine Qualitätseinbußen. Der diesjährige Saft an sich sei sehr gut, ausgewogen im Geschmack und etwas weniger süß als in den vorherigen, trockeneren Jahren: „Dass den Bäumen in diesem Jahr deutlich mehr Wasser zur Verfügung stand, ist auch eine Entlastung für sie.“

Der Junior führt aus, das der Apfelwickler nun schon im siebten Jahr Probleme bereite. Die Raupe des Nachtfalters sei der „Wurm im Apfel“ und profitiere von den wärmer werdenden Sommern. Die erste Population der Falter fliege im Juni, was noch unkritisch sei, da die noch kleinen Äpfel von den Bäumen frühzeitig abgestoßen würden. In warmen Jahren bilde er jedoch eine zweite Generation im August und September aus, die das dann schon fast reife Obst befalle und es durch Faulstellen unbrauchbar mache.

Saftkelterei Weber aus Nümbrecht plädiert für Streuobst

Der Einsatz von chemische Spritzmitteln kommt für die Webers nicht infrage, sie verarbeiten ausschließlich unbehandeltes Obst. Als Mitglied von „Bergisch pur“ liegt ihnen die Pflege und Entwicklung der oberbergischen Kulturlandschaft sehr am Herzen. Daher könne der Schädling am besten auf natürliche Art und Weise durch das Fördern von Nützlingen eingedämmt werden. Mit entsprechenden Behausungen in den Bäumen könnten etwa Vögel oder Ohrenkneifer angelockt werden, die Jagd auf den Apfelwickler oder seine Larven machen.

Neben Qualität steht Regionalität für sie an oberster Stelle, ihre Kundschaft kommt fast ausschließlich aus dem Südkreis, der Kreismitte und den angrenzenden Regionen von Olpe bis nach Hennef. „Um auch in Zukunft den wertvollen Streuobstapfelsaft trinken zu können, muss der hohe Wert der Obstbäume erkannt und dem rückläufigen Trend der Streuobstbestände entgegengewirkt werden“, erklärt Klaus Weber. Das sei das zweite Problem. Nach den Rodungsprämien in den 70er Jahren zugunsten von Plantagenobst seien zwar schon ab den 80ern wieder neue Streuobstwiesen angelegt worden, doch habe das die Verluste bei Weitem nicht ausgleichen können.

Daher gebe es auf dem Hof jedes Jahr in Kooperation mit dem Apfelexperten Olaf Schriever einen Obstbaumverkauf von regionalen Hochstammsorten, um die Streuobstwiesen wieder populär zu machen. Schon ein einzelner Obstbaum im Garten vermittle die oft unterschätzte Nähe zur gesunden Ernährung: „Sowohl Kinder als auch Erwachsene verlieren immer mehr den Bezug zur Erzeugung von Lebensmitteln.“ Klaus Weber fasst zusammen: „Streuobstapfelsaft ist dank der Sortenvielfalt nicht nur besonders lecker, sondern trägt auch einen erheblichen Teil zum Naturschutz, zum Erhalt alter Obstsorten und zur Bereicherung der Landschaft und Lebensqualität bei.“

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