Mit harten Bandagen kämpft die Konkurrenz gegen die amtierenden Weltmeister aus Nümbrecht. Der Verband FIM reagiert mit einem klaren Freispruch.
Seitenwagen-WMNümbrechter Rennstall Steinhausen widerlegt Manipulationsvorwurf

Als gutes Pflaster entpuppte sich der Rennkurs im portugiesischen Estoril für Steinhausen-Pilot Harry Payne (r.) und Beifahrer Kevin Rousseau.
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Die neue Saison der Seitenwagen-Weltmeisterschaft entwickelt sich erneut zum Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Titelverteidigern, dem Steinhausen-Rennstall aus Bierenbachtal mit Pilot Harry Payne und Beifahrer Kevin Rousseau, und dem Schweizer Gustoil-Team mit den WM-Zweiten Markus Schlosser und Luca Schmidt. Nach vier von 14 Rennen liegen Schlosser und Co. mit 83 WM-Punkten vorn, Steinhausen rangiert mit 70 Zählern auf Rang zwei.
Nur vier Hundertstel Sekunden Vorsprung auf die Nümbrechter
Im portugiesischen Estoril, wo der Rennzirkus zuletzt Station machte, konnten die beiden Hauptkonkurrenten je einen Sieg holen. Im ersten Rennen gelang Schlosser das Überholen des führenden Payne noch mit einem Sprint aus der allerletzten Kurve des Rennens. Sein Vorsprung im Ziel: gerade einmal vier Hundertstel Sekunden. „Das war sicher einer der knappsten Zieleinläufe überhaupt“, ärgerte sich Rennstall-Chef Maik Steinhausen anschließend.

Kopf-an-Kopf-Rennen mit der schwarz-gelben Maschine aus dem Gustoli-Rennstall bestimmten die ersten Läufe der Weltmeisterschaft 2025.
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Für den zweiten Lauf gab er deshalb eine andere Taktik vor: Diesmal sollten seine Jungs dem Widersacher zunächst die Führung belassen, um dann kurz vor dem Rennende aus dem Windschatten anzugreifen. Offenbar zeigte der Druck von hinten Wirkung bei den Schweizern – kurz vor Schluss drehte sich das Gustoil-Gespann, die Oberberger brausten vorbei und holten den Sieg.

Mit der Weltmeister-Startnummer, aber immer noch ohne Werbeaufkleber ist Steinhausens Yamaha-Gespann in die neue Saison gestartet.
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Bei den Oberbergischen ist man froh, die Strecken von Estoril und Le Mans nun hinter sich zu haben. Beide gelten als Hochgeschwindigkeitskurse, auf denen der etwas stärkere Motor der Schweizer überlegen ist. Stichwort Le Mans: Gleich bei der Saisoneröffnung in Frankreich waren die beiden favorisierten Rennställe aneinandergeraten, auch neben dem Rennasphalt.
Oberberger schlugen Versiegelung des Motors vor
Nachdem Payne und Rousseau im ersten Rennen den Sieg einfuhren, legte das Team um Markus Schlosser beim Weltverband FIM Protest ein und beklagte angeblich unzulässige Veränderungen am Steinhausen-Motor. Die amtierenden Weltmeister lehnten eine Öffnung des Motors zwecks Überprüfung durch die FIM zunächst ab. „Wir haben die Versiegelung des Motors vorgeschlagen. Denn vor dem Start zum zweiten Lauf gab es kein Training mehr. Beim Zusammenbauen des Motors kann immer etwas schiefgehen, das wollten wir nicht riskieren“, erklärte Steinhausen.
Erst stimmte die FIM dem zu, der Gustoil-Rennstall bestand aber auf der Motoröffnung noch vor dem zweiten Start. „Ich vermute, dass sie darauf spekuliert haben, dass uns etwas misslingt“, blickte Maik Steinhausen zurück. So kam es dann auch: Die Inspektion durch die FIM-Ingenieure blieb ohne Beanstandung, aber beim Zusammenbau vergaßen die Mechaniker das Anziehen einer Schraube.
Diese Entscheidung ist richtig, bringt uns aber ja nun nichts mehr.
Die Folge: Im zweiten Rennen verlor Paynes Maschine zunächst massiv Öl, dann platzte der Motor – nach nur 400 Metern war der Lauf damit für Steinhausen vorzeitig beendet. Inzwischen ist das Reglement geändert worden, zwischen zwei Läufen wird künftig der Motor von der FIM nur offiziell versiegelt und erst am Ende geöffnet. „Diese Entscheidung ist richtig, bringt uns aber ja nun nichts mehr“, beklagt Maik Steinhausen.
Er wirft der Konkurrenz vor, mit solchen Aktionen unnötige Feindseligkeiten in den Wettbewerb zu tragen und damit dem Sport und nicht zuletzt auch der finanziellen Situation der Rennteams zu schaden. Letztere hat sich bei Steinhausen noch nicht grundlegend geändert, das Yamaha-Gespann der amtierenden Weltmeister ist weiter ohne Sponsoren-Aufkleber unterwegs. Zuletzt hat aber der Waldbröler Getriebehersteller Stiebel dem Rennstall etwas unter die Arme gegriffen. Am 14. Juni geht die WM-Saison auf dem Pannonia-Ring in Ungarn weiter.