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„Orgel des Monats“Eine der Schönsten im ganzen Rheinland

Lesezeit 2 Minuten

Eine von zwölf besonderen Orgeln im Rheinland: Hans-Peter Fischer hat sie schon oft gespielt.

Eckenhagen – 2021 ist das „Jahr der Orgel“. So haben es die deutschen Landesmusikräte kurz vor Weihnachten beschlossen. Im Rheinland werden zu diesem Anlass zwölf ausgewählte Schätze der Kirchengemeinden präsentiert. Nach der Trierer Eule-Orgel wird jetzt die Eckenhagener Barock-Orgel als Instrument des Monats gewürdigt.

Was ist das Besondere an diesem Instrument, das Liebhaber aus ganz Europa und den USA anzulocken vermag? Zwei Orgel-Verliebte bringen ihre Leidenschaft in einem Youtube-Video zum Ausdruck. Der frühere Kreiskantor Hans-Peter Fischer beleuchtet die wechselvolle Klang-Geschichte. Ende des 18. Jahrhunderts bekam Orgelbauer Johann Christian Kleine aus Freckhausen den Auftrag, die Orgel zu bauen. Ein Konkurrent hatte zuvor vergeblich versucht, das Geschäft mit einem Gerücht zu sabotieren: Wenn man Kleines Orgel im Tutti spiele, flögen alle Fenster der Kirche raus.

1700 Taler brachte die Gemeinde in zehn Jahren zusammen, bis im Juli 1795 die Orgel mit einem Festkonzert eingeweiht wurde. Im 19. Jahrhundert passte man den Klang der Pfeifen an den Trend zur Romantik an: Er wurde runder und weicher, erklärt Fischer. Die Holzmechanik wurde durch Seilzüge ersetzt, die Stimmhöhe wurde abgesenkt. Dabei sei der Orgelklang leider „entstellt“ worden. 2005 begann nach einer erneuten enormen Kraftanstrengung der Gemeinde der historisch korrekte Rückbau des Instruments durch den Eifeler Orgelbauer Hubert Fasen, der sich auf die höchst präzisen Baupläne des Freckhauseners Kleine stützen konnte. 2008 kam die Königin der Instrumente schließlich zurück in ihre Kirche.

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Fischers Begeisterung ist spürbar. Und das, obwohl seine Klavierlehrerin ihm einst das Orgelspiel verboten hatte: „Das macht deinen Anschlag kaputt.“ Denn eine Orgeltaste kennt nur Luft / keine Luft. Alles andere regeln die Registerzüge.

Nicht so in Eckenhagen. Professor Johannes Geffert, Kirchenmusikdirektor im Ruhestand und ebenfalls Fan der Barock-Orgel, demonstriert im Youtube-Video die einzigartige „Fortepiano-Koppel“. Während Fischer als „Kalkant“ an den Schöpfhebeln der Balganlage Luft pumpt, zeigt Geffert, wie sich das obere Manual an das untere koppeln lässt. Er schwärmt, wenn er den Effekt vorspielt: Bei zartem Tastendruck erklingt das Unterwerk im Piano, mit erhöhtem Druck kommt das Oberwerk hinzu. Und erst die Vox Humana, die Gesangsstimme mit ihrem schwebenden Ton! Oder das klagende Lamento, ebenso schwebend!

Dazu das imposante Gehäuse voller musizierender Putten, Rosen und Rosetten. Ohr, Auge, Herz werden angesprochen – zur Ehre Gottes und zum Genuss. Konzerte stehen zur Zeit in der Warteschleife, aber es gibt Live-Mitschnitte im Internet, unter anderem bei „barockorgel-eckenhagen.de“. Es gilt: Kopfhörer auf, Augen zu und los.