SpendenaktionElfjährige aus Liberia kann für Operation nach Oberberg geholt werden

Kebbeh kann nun operiert werden. Am 10. Januar will Dr. Stephan Schwabe nach Liberia fliegen und ein paar Tage später mit ihr zurückkehren.
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Oberberg – „Wir sind am Ziel! Das ist für mich das schönste Weihnachtsgeschenk. Wir können Kebbeh nach Deutschland holen! “ Dr. Stephan Schwabe ist außer sich vor Freude. Vor den Feiertagen hatte der Orthopäde in dieser Zeitung von seiner Hoffnung erzählt, das Leben des elfjährigen Mädchens aus Liberia zu retten, indem er ihm die notwendigen Operationen in einer nordrhein-westfälischen Universitätsklinik ermöglicht und selbst die Nachsorge und Reha übernimmt. Eine jahrelang unbehandelte Infektion am Oberschenkel hat die Knochen des Kindes angegriffen.
Zahlreiche Menschen haben geholfen
„Ich bin ganz überwältigt von der Welle der Hilfsbereitschaft“, berichtet der Arzt, der sich entschlossen hat, sich ganz persönlich für die kleine Kebbeh zu engagieren. Zahlreiche Menschen hätten in den vergangenen Tagen in seiner Praxis in Wiehl angerufen, hätten gemailt, sich nach Kebbeh erkundigt und gespendet. Ein Apotheker habe Antibiotika zum Einkaufspreis angeboten, ein Labor wolle bei den zahlreichen medizinischen Tests helfen.
25 000 Euro musste der Arzt zusammen bekommen, die voraussichtlichen Kosten der Operationen, um ein Visum für das Mädchen zu beantragen. „Ich habe mehrmals täglich nach dem Kontostand geguckt“, verrät er. „Dann kam der Anruf einer Frau, etwas beitragen wollte, weil sie im Leben viel Glück hatte. Wie viel denn noch fehle? Es waren 3177 Euro. Eine Stunde später hatte sie genau diese Summe überwiesen.“
Corona macht hoffentlich keinen Strich durch die Rechnung
Jetzt hat der Papierkrieg begonnen. Wenn alles gut geht und die Coronapandemie nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht, wird Dr. Schwabe am 10. Januar nach Liberia fliegen und ein paar Tage später mit Kebbeh nach einem Zwischenstopp bei der deutschen Botschaft in Ghana zurückkehren. Der Krankenpfleger der Station, wo Kebbehs infiziertes Bein zur Zeit behandelt wird, soll sie begleiten und ihr in den ersten Tagen beim Einleben helfen.
Bei ihm und seiner Familie hat die Elfjährige auch die Weihnachtstage verbracht. Außer vier eigenen Kindern haben der Pfleger und seine Frau außer Kebbeh noch sechs weitere Kinder in Obhut. „Da gab es als Weihnachtsgeschenk für jedes Kind ein paar Kekse“, weiß Dr. Schwabe, der sich am Samstag telefonisch nach seinem Schützling erkundigt hat. Dabei hat er erfahren, dass Kebbeh sehr aufgeregt ist, weil sie gerade gehört hatte, dass sie nach Deutschland reisen soll, wo ihr geholfen wird.
Mutter setzt große Hoffnung in die Reise
„Sie wollte wissen, ob sie mit dem Auto fährt und denkt, Oberberg ist gleich nebenan“, schmunzelt der Arzt. Ihre Mutter setze große Hoffnung in die für sie unvorstellbar weite Reise ihres kleinen Mädchens und lerne gerade zu akzeptieren, dass Kebbeh wohl eine lange Zeit fort sein werde.
Währenddessen haben Dr. Schwabe und seine Frau, bei denen Kebbeh während der Dauer ihrer Behandlung wohnen wird, damit begonnen, warme Kleidung für den oberbergischen Winter einzukaufen. Das Kinderzimmer in Nümbrecht ist erst einmal provisorisch hergerichtet, bei der Einrichtung soll die Elfjährige, die in einer Lehmhütte aufgewachsen ist, selbst mit entscheiden. „Ich weiß ja nicht, ob sie Einhörner und rosa Mädchensachen liebt“, überlegt der 53-jährige Arzt, dessen eigene Kinder bereits erwachsen sind.
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Schon macht er sich auch Gedanken, auf welche Schule Kebbeh gehen soll. Er ist froh, dass sie etwas Englisch spricht. Das macht die Verständigung leichter. Erst einmal stehen nämlich für sie eine Reihe medizinischer Untersuchungen wie Röntgen und CT an.
„Dann muss sie behutsam auf die OP vorbereitet werden. Und irgendwann auch darauf, dass sie in Zukunft wohl mit einer Prothese leben muss. “ Da gelte es, eine Balance zu halten zwischen medizinischer Notwendigkeit und dem, was sie seelisch verkraftet. „Aber das Wichtigste ist erst einmal , dass sie jetzt eine Chance hat und ihr Leben gerettet wird.“