Auch von der Coronakrise betroffenKlärwerken droht großer Schaden

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Der Mangel an Toilettenpapier könnte in Klärwerken, wie dem in Marienheide, zu Problemen führen.

Der Mangel an Toilettenpapier könnte in Klärwerken, wie dem in Marienheide, zu Problemen führen.

Oberberg – Während die einen kaum Vorräte haben, horten die anderen viel zu viel. Und während den einen die Rücksicht auf die anderen offenkundig am Allerwertesten vorbeigeht, sorgen sich die Betreiber der Kläranlagen im Kreisgebiet um ihre Anlagen und deren Technik. Denn höchste Not und mangelndes Toilettenpapier in der Zeit der Krise machen erfinderisch.

260 Liter Wasser pro Sekunde

„Aber weder Taschentücher, noch Küchenpapier oder gar die Zeitung gehören in die Toilette“, betont Susanne Fischer, Sprecherin des Wupperverbandes. Der betreibt im Oberbergischen drei Klärwerke, darunter das in der Gemeinde Marienheide: Dort rauschen pro Sekunde maximal 260 Liter in die Anlagen, um gereinigt zu werden. Fischer warnt davor, Stoffe in die Schüssel zu werfen, die darin nichts verloren haben. „Vor wenigen Wochen konnten wir uns noch nicht vorstellen, dass auch das einmal ein Thema für uns wird“, bekennt die Sprecherin mit Blick auf frühere Probleme. „Vor der Corona-Krise waren es vor allem Essensreste, Medikamente und die berüchtigten Wattestäbchen im Abwasser, die uns immer wieder Kummer bereitet haben.“

Denn während das gewöhnliche Toilettenpapier so beschaffen ist, dass es sich im Wasser zersetzt und damit auflöst, halten Taschentücher aus Papier und die Blätter von der Haushaltsrolle weitaus höhere Belastungen aus. Sie sind sogar nahezu reißfest. Dafür sorgen unter anderem Plastikfasern, die sich eben nicht auflösen. „Damit besteht die Gefahr, dass das Kanalsystem verstopft und dann auch die Pumpen der Kläranlagen in Mitleidenschaft gezogen werden“, führt Alexandra Lichtenstein vom Aggerverband in Gummersbach aus. Dieser betreibt insgesamt 30 Groß-Kläranlagen, die meisten davon auf oberbergischem Gebiet. „Wenn die Pumpen kein Wasser mehr fördern könnten, dann könnte es im schlimmsten Fall zum Überlaufen des Kanals kommen.“

Auch der eigene Haushalt kann betroffen sein

Zudem unterscheidet der Oberbergische Kreis in seiner Obhut zwischen kleinen Kläranlagen und Kleinkläranlagen. Diese Kleinanlagen seien Anlagen für ein Haus, im Kreis gebe es von diesen 2500. Kleinere Kläranlagen reinigen nach Angaben der Verwaltung dagegen das Wasser aus bis zu 2000 Wohneinheiten, davon gebe es rund 50.

Aber nicht nur dort und in den Klärwerken befürchtet Lichtensteins Wuppertaler Kollegin Probleme: „Ebenso betroffen sind bereits die Leitungen und Pumpen im eigenen Haushalt“, ergänzt Susanne Fischer und spricht von Verstopfungen. Und die sind gar nicht gut: „Stoffe, die sich nicht auflösen, verschlingen und verwickeln sich, legen die Pumpen lahm.“ Kostspielige Reparaturen könnten die Folge sein. „Bis eine Leitung platzt, dauert es dagegen etwas länger“, sagt Fischer. Sie rät dazu, auch Feuchttücher mit dem Hausmüll zu entsorgen, selbst wenn darauf stehe, dass sie keine Gefahr für die Toilette seien. „Dem sollte aber niemand vertrauen – für die Sicherheit aller.“

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Ob die Corona-Krise einen höheren Verbrauch an Frischwasser bedeutet, weil sich die Oberberger viel öfter als früher die Hände waschen, lasse sich vielleicht in gut einem Monat mit Zahlen belegen, überlegt unterdessen Mirco Kujbida, Geschäftsführer der Stadtwerke in Waldbröl. „Aber mein Gefühl sagt mir schon heute, dass dem ganz sicher so sein wird.“

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