Wälder im Bergischen LandDer Kampf gegen Trockenheit und Borkenkäfer geht weiter

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Förster Sven Glück rammt einen Bohrstock in die Erde.

Förster Sven Glück rammt einen Bohrstock in die Erde.

  • Der regnerische Winter hat den Wäldern im Bergischen Land beim Kampf gegen die Borkenkäfer geholfen.
  • Doch sogenannte Dürremonitore schlagen noch immer Alarm.
  • Dr. Mathias Niesar vom Forstamt fürchtet schon jetzt den kommenden April.

Oberberg – Außer ein paar Schneeflocken und wenig Frost bot der Winter bislang vor allem Regen. Wer in diesen Wochen einen Waldspaziergang macht, bekommt auf matschigen Wegen dreckige Schuhe. Trotzdem wirken die beiden Dürresommer in den tieferen Bodenschichten immer noch nach. Christina Amling vom Regionalforstamt in Gummersbach sagt: „Die Situation ist nach wie vor mehr als angespannt.“ Zumindest der vom Borkenkäfer geplagte Fichtenbestand kann aber nun ein wenig verschnaufen.

Förster Sven Glück treibt mit einem großen Hammer einen Erdbohrstock in den Waldboden oberhalb von Gummersbach. Als er den knapp einen Meter langen, hohlen Metallstab aus dem Boden zieht, nickt er zufrieden. Zumindest hier, in der gut durchnässten Hanglage, hat der Waldboden genug Regen abbekommen – an den mit dem Stock emporgezogenen Erdschichten ist das sichtbar. Doch der Experte vom Team Wald- und Klimaschutz des Forstamts weiß auch, dass es in noch tieferen Bodenschichten ganz anders aussieht.

Regenwasser kann nicht tief genug sickern

Bei der Bestimmung der Bodennässe verlassen sich Forstämter vor allem auf hydrologische Modelle: Weil Forscher wissen, wie die Böden in den verschiedenen Regionen Deutschlands beschaffen sind und wie viel Regen wo niedergeht, kann auch die Feuchtigkeit 1,80 Meter tief in der Erde bestimmt werden.

Die Probe zeigt, dass zumindest die oberen Bodenschichten gut durchnässt sind. Doch tiefer unter der Erde, wo viele Bäume wurzeln, wirken die Dürresommer immer noch nach.

Die Probe zeigt, dass zumindest die oberen Bodenschichten gut durchnässt sind. Doch tiefer unter der Erde, wo viele Bäume wurzeln, wirken die Dürresommer immer noch nach.

Und für diese Bodentiefe weisen sogenannte Dürremonitore für weite Teile des Bergischen Landes nach wie vor eine „moderate Dürre“ auf. „Eigentlich müssten die Bodenwasserspeicher jetzt schon voll sein“, sagt Christina Amling. Doch ein Großteil des Regenwassers schafft es schlichtweg nicht, so tief zu sickern, fließt zuvor ab – und landet über Rinnsale und Bäche etwa in den Talsperren.

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Dass die Wasserspeicher in den tieferen Waldböden nach wie vor recht trocken sind, wird zum Problem, wenn es ab dem Frühling wieder weniger regnet. Viele Bäume wurzeln tief, ziehen von dort ihr Wasser. Liegt das Reservoir dort trocken, werden die Wälder im Sommer schneller ausdunsten.

Der Fichtenbestand kann sich ein wenig erholen

Weil zumindest die oberen Erdschichten gut durchnässt sind, kann sich der vom Borkenkäfer heimgesuchte Fichtenbestand zumindest ein wenig erholen. Die Fichte wurzelt im Bergischen nicht so tief, die meisten Wurzeln reichen nur bis zu 50 Zentimeter in die Erde. Das von dort aufgenommene Regenwasser nutzt die Fichte, um Harz zu produzieren – und sich damit vor dem Borkenkäfer zu schützen.

Talsperren füllen sich

Die meisten Stauseen sind nach regenreichen Wochen wieder gut gefüllt, so wie die Genkeltalsperre bei Gummersbach-Lantenbach. Sie war am Mittwoch zu knapp 93 Prozent mit Wasser vollgelaufen. So viel gab es dort zuletzt Anfang Mai. Die benachbarte Aggertalsperre hat derzeit einen Füllstand von rund 74 Prozent – nach dem letzten Füll-Hoch Mitte März vergangenen Jahres (82 Prozent) war die Wassermenge dort bis Ende September auf 56 Prozent gesunken.

Die Wiehltalsperre ist derzeit zu 80 Prozent gefüllt, die Bruchertalsperre bei Marienheide zu 94 Prozent, und in der Lingesetalsperre ist bei einem Füllstand von 76 Prozent noch reichlich Platz für Wasser. (ag)

Dr. Mathias Niesar vom Forstamt hofft darauf, dass die nasse Witterung weiter anhält: „Dann besteht die Chance, dass sich die Borkenkäfer-Plage zumindest nicht noch weiter ausbreitet.“ Allerdings komme der Regen für die massiv vom Käfer befallenen Fichten zu spät.

Unterdessen laufen die Maßnahmen gegen den Borkenkäfer weiter. Unternehmen holzen befallene Flächen ab, bringen das Totholz und mit ihm einen Teil der Käfer aus dem Wald. Je schneller befallene Bäume entfernt werden, desto besser. Ein Teil der Käfer überwintert auch im Boden, der milde Winter konnte ihnen kaum etwas anhaben.

Untersuchungen, die der Landesbetrieb Wald und Holz fortlaufend betreibt, haben gezeigt, dass die Sterblichkeit der Borkenkäfer sehr gering ist. Und das nächste Borkenkäferjahr beginnt wahrscheinlich schon im April: Wenn die Temperatur wieder 16,5 Grad erreicht, fliegen die Käfer aus.

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