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OberbergWenn der Briefträger nicht mehr kommt – Post spricht von „Einzelfällen“

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Wipperfürth/Lindlar – Ob aus Schmitzhöhe, aus Thier-Jörgensmühle oder dem Siebenborn. Fast täglich melden sich Leser bei unserer Zeitung, die sauer sind auf die Deutsche Post. „Schmitzhöhe hat eine Woche lang keine Post bekommen“, beklagt Joachim Bausch. Als er den Postboten angesprochen habe, habe dieser erklärt, er habe die Post zwar im Auto, könne sie aus Zeitgründen aber nicht verteilen, denn Pakete hätten jetzt Vorrang.

Die Post spricht von „Einzelfällen“

Erst als er sich schriftlich bei der Post beschwert habe, habe sich die Situation gebessert, so Bausch. Auch weitere Leser aus Schmitzhöhe berichten, dass sie wochenlang spät oder gar nicht von der Post beliefert worden sei. Erst in der jüngsten Zeit sei es wieder besser geworden.

Die vielen Beschwerden sind für Postsprecher Rainer Ernzer allerdings „Einzelfälle“: In Schmitzhöhe habe der Kollege nicht so gehandelt wie vorgesehen. Wenn ein Postbote die maximale Arbeitszeit überschreite, müsse er die Zustellung abbrechen – das sei vorgeschrieben. In diesem Fall müsse die Zustellung aber am nächsten Tag an diesem Punkt wieder einsetzen, das sei offenbar nicht geschehen. Dafür entschuldige sich das Unternehmen bei den Kunden. Keinesfalls gebe es eine Anweisung, erst Pakete zuzustellen und Briefpost erst später. „Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass diese Aussage gefallen ist“, so Ernzer. Wie viele Haushalte in Schmitzhöhe davon betroffen waren, könne man nicht sagen.

Seit rund einem Monat gibt es massive Probleme mit der Postzustellung in Jörgensmühle bei Thier. Vor 18 Uhr komme die Post nicht, wenn sie überhaupt komme, beklagen Rosi und Helmut Gollsch. Da sie auch ihre Zeitung per Post erhalten, sind sie doppelt verärgert. Sie hätten bereits einmal eine Rechnung gleichzeitig mit einer Mahnung erhalten. Das sei ein absolutes Unding, denn sie würden immer pünktlich zahlen.

Eine Woche lang sei der Zusteller gar nicht in Jörgensmühle gewesen, das hätten auch die Nachbarn bestätigt, dafür habe es dann am folgenden Samstag gleich einen Zentimeter dicken Stapel gegeben. Offenbar liege Jörgensmühle am Ende der Zustelltour, so Helmut Gollsch, denn der Postwagen fahre anschließend wieder über die Landstraße, die er gekommen sei zurück nach Wipperfürth. Der reguläre Zusteller sei wohl erkrankt und die Vertretung kenne sich in Jörgensmühle nicht aus, berichtet Ehepaar Gollsch, das mit seinen Nachbarn in engem Kontakt steht. Und mit erhöhtem Aufkommen in der Vorweihnachtszeit könnten die Probleme kaum etwas zu tun habe, denn der Ärger habe ja schon Anfang November begonnen. Man könne sich nicht mal richtig beschweren, weil man gar nicht wisse bei wem und auf Nachfrage auch keine Telefonnummer eines Verantwortlichen für die Zustellung erhalte, kritisiert Gollsch.

Jede Beschwerde sei eine zu viel, so der Postsprecher. Man sei jedoch in einem Massenmarkt unterwegs. Und in der Vorweihnachtszeit sei das Paket- und Briefaufkommen nun einmal viel höher als sonst. Die Post setze deshalb zusätzliche Autos und Mitarbeiter ein.

Wenn sich die Beschwerden so häufen wie derzeit – liegt dann nicht ein Fehler im System? „Wir gehen jedem Einzelfall nach“, so die Antwort des Ernzers. „Einen generellen Zusammenhang kann ich nicht bestätigen.“

Joachim Bausch aus Schmitzhöhe bekam am Dienstag einen Entschuldigungsbrief der Post – mit zwei 70-Cent-Briefmarken als Entschädigung.