KahlschlagWarum Oberbergs Wälder einer Mondlandschaft gleichen

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Kahlflächen wie diese zwischen Berghausen und Elbach sorgen für Bestürzung. Die Fällungen seien aber dringend notwendig, heißt es von Stadt und Regionalforstamt.

Kahlflächen wie diese zwischen Berghausen und Elbach sorgen für Bestürzung. Die Fällungen seien aber dringend notwendig, heißt es von Stadt und Regionalforstamt.

  • Am Mittwoch wurden die Bürger über den bedrohlichen Kahlschlag in Oberbergs Wälder aufgeklärt.
  • „Es geht hier nicht um Profitstreben“, beteuert Bürgermeister Frank Helmenstein, „sondern um nicht weniger als die Rettung des heimischen Waldes“.

Gummersbach – Die oberbergischen Wälder haben sich an vielen Stellen durch großflächigen Kahlschlag in wüste Mondlandschaften verwandelt. Harvester und Holztransporter haben die Wege durchgepflügt. Verärgerte Bürger melden sich darum in großer Zahl in den Rathäusern und protestieren gegen eine Naturzerstörung, die sie auf die Profitgier der Waldbesitzer zurückführen.

Die Stadt Gummersbach und das Regionalforstamt haben deshalb am Mittwoch zu einer Pressekonferenz geladen, um über die Hintergründe zu informieren: „Es geht hier nicht um Profitstreben“, beteuert Bürgermeister Frank Helmenstein, „sondern um nicht weniger als die Rettung des heimischen Waldes“. Die Verheerungen seien unmittelbare Folge der katastrophalen Borkenkäferplage.

Ungebremste Vermehrung des Borkenkäfers

Christina Amling vom Regionalforstamt weist darauf hin, dass im Bergischen Land die in ganz NRW zweitgrößte Menge an Schadholz entstanden ist (nach dem Raum Paderborn). Januarstürme und extreme Dürre im Sommer hätten für eine ungebremste Vermehrung des Borkenkäfers gesorgt. Noch immer sei der Waldboden ungewöhnlich trocken. Die Käferplage werde erst in sechs Jahren zurückgehen, wenn man nicht gegensteuere. Darum seien die Waldbesitzer nun aufgefordert, befallene Bäume möglichst schnell zu fällen und aus dem Wald zu holen. Und zwar nicht die Fichten, die bereits keine Rinde mehr haben und von den Käfern längst verlassen wurden, sondern die grünen, noch frisch befallenen.

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Die Behörden bitten Anwohner und Erholungsuchende, Einschränkungen in Kauf zu nehmen, die mit einem bis zu zehnfach höheren Lkw-Verkehr auf Waldwegen und Dorfstraßen verbunden sind. Die Wiederherstellung der Wege sei vorgeschrieben, aber erst sinnvoll, wenn die Arbeiten erledigt sind. Der radikale Kahlschlag soll Schlimmeres verhindern, erläutert der für den Gummersbacher Westen zuständige Revierförster Michael Cescotti. Denn wenn man den Borkenkäfer gewähren lasse, würden weitere Waldflächen vernichtet, die Treibhausgase binden und Bodenerosion bei Starkregen verhindern.

Totholz erhöht Brandgefahr

Zudem müsse man tote Bäume entfernen, wenn sie Straßen und Wohnsiedlungen gefährden. Und schließlich erhöhe das Totholz die Waldbrandgefahr. Profitgier spiele hier keine Rolle, versichert auch Revierförster Cescotti: „Die Waldbesitzer haben große Mühe, das Holz zu vermarkten. Und wenn, dann bekommen sie nur die Hälfte des üblichen Preises. Schadholz, das nur noch für Spanplatten oder Hackschnitzelheizungen zu gebrauchen ist, lässt sich inzwischen kaum noch verschenken.“

Waldfreunde, die den Kahlschlag bedauern, sollten wissen, dass im vergangenen Winterhalbjahr allein im Gummersbacher Stadtgebiet 120 000 neue Bäume gepflanzt wurden, vor allem dürrebeständigere Sorten wie Douglasie, Lärche und Eiche. „Auch eingefleischte Fichtenfans“, sagt Michael Cescotti, „haben nach diesen Erfahrungen umgedacht“.

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