Oberbergischer KreisSinnvolle Wiederaufforstung für Borkenkäfer-Schadflächen geplant

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Neue Pläne für den Kreiswald haben (v.l.) Frank Herhaus, Jochen Hagt und Förster Axel Lang.

Neue Pläne für den Kreiswald haben (v.l.) Frank Herhaus, Jochen Hagt und Förster Axel Lang.

Bergneustadt – „Der Boden ist trocken und unfruchtbar, hier und da sind die Berge mit Ginster und Buschwerk bewachsen. Keine Wälder, keine Spuren von Ackerbau: Nichts als Einöde und Menschen.“ So beschrieb der französische Präfekt Jacques Claude Beugnot 1810 die Landschaft zwischen Remscheid und Lennep. Landrat Jochen Hagt zitierte den Statthalter Napoleons im Großherzogtum Berg am Montag bei der Waldbegehung im Raum Bergneustadt, um die Situation vor 200 Jahren zu veranschaulichen.

Gemeinsam mit Planungsdezernent Frank Herhaus, Axel Lang, Förster des Kreiswaldes, und dem Leiter des Leitungsstabs, Reinhard Schneider, stellte Hagt ein aus dem Programm „Klima-Umwelt-Natur Oberberg“ (Kuno) abgeleitetes Konzept vor, mit dem eine wirtschaftlich sinnvolle Wiederbewaldung der Borkenkäfer-Schadflächen erreicht und der Kreiswald naturschutzorientiert weiterentwickelt werden soll. Dezernent Herhaus erklärte, was der Kreis vorhat: „Die Landschaft wird sich verändern.“

Auf Freiflächen soll entweder regulär mit Bäumen aufgeforstet oder einer natürlichen Waldentwicklung mit einem Vorwald aus Birken und Ebereschen stattgegeben werden. Die Varianten drei und vier sind ähnlich, jedoch im zerstörten Altwald.

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Förster Lang will tote Bäume grundsätzlich nicht fällen – außer bei notwendiger Verkehrssicherung und zum Schutz vor Waldbränden. Denn ihr Kapillarsystem arbeite noch und verschaffe den Jungpflanzen Kühlung: „Zwischen den abgestorbenen Bäumen haben wir 21 Grad gemessen, auf der Freifläche daneben 43 Grad. Als fünfte Möglichkeit wird der Wald vollständig seiner natürlichen Entwicklung überlassen.

Vielfältige Wiederbewaldung ist das Ziel

Monokulturen lehnt Lang grundsätzlich ab. Douglasien im Reinbestand seien anfällig für die „Schütte“, eine Pilzerkrankung: „Und im Verbund mit Buchen wachsen sie zu schnell.“ So setzt Lang auf eine vielfältige Wiederbewaldung mit mindestens zehn Baumarten. Dabei will er behutsam vorgehen und unter dem Schirm des Vorwaldes jährlich etwa 25 000 bis 30 000 Bäume pflanzen. „Zum Wald gehört auch Wild“, sagt Herhaus. Da ein Einzelschutz der Bäume nicht flächendeckend möglich sei, appellierte er an die Verantwortung der Jägerschaft zur Herstellung eines angepassten Wildbestandes. Der Plan des Kreises sei kein Patentrezept, sagte Hagt, jedoch lasse es sich in Teilen sicherlich auf andere Forstbetriebe übertragen.

Wie notwendig gerade jetzt ein Konzept ist, zeigt die Gesamtsituation im Kreiswald. Insgesamt bewirtschaftet der Oberbergische Kreis etwa 950 Hektar Wald: knapp 400 bei Engelskirchen, rund 300 bei Gummersbach, knapp 200 bei Bergneustadt und 50 bei Schloss Homburg. Rund ein Drittel dient dem Naturschutz. Etwa 60 Prozent sind Fichten, die meisten älter als 70 Jahre. Und Landrat Jochen Hagt sagt: „Wir schätzen, dass dieses Jahr keine Fichte überleben wird, die älter als 40 Jahre ist.“

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