Porzellanmanufaktur SpitzerWeißes Gold, veredelt im Aggertal
Nümbrecht – Es war Thema der letzten Ausstellung in der alten Orangerie, jetzt geht es in der bereits dritten Sonderausstellung im White Cube des neu eröffneten Museums auf Schloss Homburg wieder darum – um edles Porzellan aus der Manufaktur Spitzer in Dieringhausen. Und der Titel lautet – wie im November 2007 – „Art déco aus der Provinz“.
Spitzer gehörte in seiner kurzen Blütezeit zwischen 1923 und 1938 zu den florierendsten Dekorbetrieben für Porzellan, brachte es auf bis zu 100 Beschäftigte. Schloss Homburg verfügt mittlerweile über die größte öffentliche Sammlung des bei Porzellansammlern hoch im Kurs stehenden weißen Goldes. So lag es nahe, im Zusammenhang mit der aktuellen Weimar-Ausstellung den zeitlichen Zusammenhang zu nutzen und die eigenen Schätze noch einmal zu zeigen.
Museumschefin Dr. Gudrun Sievers-Flägel ist jedenfalls stolz darauf, dass bei einer Google-Suche mit den Begriffen „Porzellan Spitzer“ neben einer Anzeige die ersten Links auf die Sammlung von Schloss Homburg verweisen.
Noch während der Eröffnung der Ausstellung am vorigen Freitag wurde der passionierten Sammlerin und ausgewiesenen Spitzer-Expertin ein Gedeck angeboten: Tasse, Untertasse, Dessertteller. Solche Sets, durchweg Unikate, wurden in der Dieringhausener Manufaktur handbemalt, meist im Stile des Art déco oder mit floralen Motiven. Die „Weißware“, das unbemalte Porzellan, bezogen die Gebrüder Rudolf und Siegfried Spitzer überwiegend aus fränkischen und oberfränkischen Manufakturen, deren Namen heute noch klangvoll sind, wie Hutschenreuther oder Arzberg.
Was sie für das Gedeck bezahlt hat, möchte die Museumsleiterin nicht verraten, nur so viel: „Reich werden kann man mit dem Verkauf nicht.“ Wie bei vielen ausgefallenen Sammlerstücken gilt auch für Spitzer-Porzellan der Liebhabereffekt. Dazu gehört beispielsweise eine Deckelvase in rotem Spritzdekor, die von der Familie Spitzer als Leihgabe für die derzeitige Ausstellung zur Verfügung gestellt wurde.
Während sich die zahlreichen Gäste der Ausstellungseröffnung von Elli Thoböll (Akkordeon) mit Musik der 1920er Jahre und von Jongleur Marcus Steck sinnlich in die Zeit des Art déco entführen ließen, erfüllten Doris Strade und Daria Naumez (Atelier Strade, Köln) Wünsche der Gäste und bemalten Weißware mit Original-Spitzer-Dekoren als Vorlage. „So haben Sie zumindest das Gefühl, einen Spitzer-Teller oder -tasse zu besitzen“, scherzte Gudrun Sievers-Flägel, die in einem munteren Interview-Dialog mit Iris Trespe in die Welt der Porzellanmalerei einführte. Die Sonderausstellung selbst ist noch bis August zu den Öffnungszeiten des Museums zu besichtigen.
Am Sonntag, 29. März, 12 Uhr, gibt es einen „Kulturhappen“, eine exklusive Mittagsführung mit Kunsthistorikerin Stephanie Schoger. Nach der Führung können sich die Teilnehmer mit einem Getränk und einem kleinen Imbiss erfrischen. Die Teilnahme kostet zehn Euro inklusive Eintritt, Führung und Imbiss. Weil die Teilnehmerzahl auf 20 Personen begrenzt ist, wird um Anmeldung unter V (0 22 93) 9101-71 gebeten.