Die Geschichte regionaler Gruben wird in einer Ausstellung in der Eckenhagener Touristinfo erzählt.
AusstellungAus Reichshofer Gruben in die Vitrinen

Katja Wonneberger-Kühr (l.) und Sarah-Sophie Riedel beleuchten mit Taschenlampen die Übersichtskarte im ersten der beiden Ausstellungsräume. Im weiteren Verlauf warten Grubenwerkzeuge, Erinnerungsstücke und auch Münzen aus Wildberger Silber auf die Besucher.
Copyright: Foto: Siegbert Dierke
Erste Einblicke konnte man schon länger gewinnen, an diesem Sonntag wird die neu in Szene gesetzte Grubenausstellung in der Kur- und Touristinfo Reichshof nun feierlich von Bürgermeister Rüdiger Gennies mit einem Rahmenprogramm (siehe Textkasten) eröffnet.
Blick auf das Gesamtphänomen
Was erwartet die Besucher in den beiden Museumsräumen? Zunächst einmal gedämmtes Licht, das nicht zufällig an die diffuse Beleuchtung in den mehr als 40 Silber- und Eisenerz-Gruben in und um Reichshof erinnert. Ausgerüstet mit Taschenlampen, bekommen die Besucher zum Beispiel Vitrinen mit Mineralien zu sehen, die aus der Erde unter Reichshofs Orten stammen, etwa aus der Grube „Alter Bleiberg“ in Zimmerseifen. Doch diese Art von Funden stehen keineswegs im Mittelpunkt der Ausstellung. Denn diese möchte eher das Gesamtphänomen des historischen Bergbaus in der Region ins Bild setzen.

Es gibt allerhand zu entdecken - auch (in überschaubarer Menge) Mineralien.
Copyright: Foto: Siegbert Dierke
So gibt es verschiedene alte Grubenlampen zu sehen, einschlägiges Werkzeug, dazwischen auch – eher als Blickfang – ein Drucklufthammer, der allerdings aus den 1950er Jahren stammt und somit sicher nicht in Reichshof unter Tage zum Einsatz gekommen ist. Weitere Beispiele: Die Ausstellung umfasst ein Signalhorn, eine typische Brotdose und Trinkflasche der Grubenarbeiter, auch einen Lederhelm, wie ihn sich die Reichshofer Grubenarbeiter mit dem Rest der Uniform selbst anschaffen mussten.
Motive auf alten Postkarten an den Wänden lassen erahnen, wie sehr der Bergbau einst die Landschaft und die Orte um die Gruben auch optisch geprägt hat – und damit sicherlich auch das Leben ganzer Generationen.
Uns war es wichtig, dass etwas, was heute nicht mehr sichtbar ist, wieder sichtbar gemacht wird.
Zu Beginn fällt der Blick auf eine Karte von Reichshof, auf der die alten Gruben verzeichnet sind. „Uns war es wichtig, dass etwas, was heute nicht mehr sichtbar ist, wieder sichtbar gemacht wird“, sagt Sarah-Sophie Riedel, die den Aufbau der Ausstellung bei der Kur- und Touristinfo Reichshof federführend betreut hat.
Dabei war die Aufgabe, praktisch bei Null zu beginnen. „Wissenschaftlich ist das Thema bisher kaum aufbereitet“, stellte sie schnell fest. Es galt also, selbst in die Archive zu gehen, Quellen zu finden und zu prüfen. „Bis zum Einräumen einer Vitrine ist es ein weiter Weg.“ Zumal die Touristinfo natürlich nicht selbst über Exponate verfügt. „Vorgefunden habe ich hier lediglich Mineralien aus aller Welt“, erklärt die Kunsthistorikerin. Eine Auswahl davon ist auch Teil der Ausstellung geworden, „um auch Mineraliensammler anzusprechen“.
Bei den meisten jetzt ausgestellten Stücken handelt es sich deshalb um Leihgaben – „wir haben viele, auch wirklich tolle Sachen bekommen“, freut sich Riedel. Ein ganzer Schwung Grubenlampen kommt beispielsweise vom Museum Schloss Homburg.
Ein Thema für sich ist der Wildberger Silbertaler. Ein vollständiger Satz sämtlicher Wildberger Ausbeutemünzen, die meisten wurden Mitte des 18. Jahrhunderts geprägt, gehört sicherlich zu den Höhepunkten der Ausstellung; als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat das historische Klimpergeld der Reichshofer Hans Marquardt. Längst sind nicht alle Fragen rund um die genauen Umständen des Münzprägens beantwortet – „noch nicht“, betont Sarah-Sophie Riedel. Auch Rudolf Linder aus Nümbrecht hat für die Ausstellung Exponate geliehen.
Puppenstube ist auch zu sehen
„Die Idee, dass wir die Ausstellung anschaulicher machen wollen, gab es schon sehr lange“, sagt Katja Wonneberger-Kühr, Leiterin der Kur- und Touristinfo Reichshof. „Früher stand hier Vitrine an Vitrine mit Steinen aus aller Welt“, jetzt habe das Ganze wieder Form bekommen. Und Wonneberger-Kühr hofft auf die – vor allem seit Corona zurückgegangenen – Besuche von Bus- und Schülergruppen. „Wir wollen mit unserer Regionalgeschichte verschiedene Altersgruppen abholen.“
In dem Zusammenhang: Auch die bekannte Puppenstube ist natürlich in der Touristinfo geöffnet.
Exponate gesucht
Die Kur- und Touristinfo sucht nach weiteren Exponaten oder Gegenständen, die mit der regionalen Grubengeschichte in Zusammenhang stehen – oder auch Berichte von Leuten, die vielleicht aus erster oder zweiter Hand von Menschen Geschichten gehört haben, die in den Gruben der Region gearbeitet haben.
„Dies soll keine fertige Ausstellung sein“, sagt Sarah-Sophie Riedel, die das Projekt federführend betreut. Wissenschaftlich sei die regionale Grubengeschichte kaum erschlossen. „Wir sind immer auf der Suche nach Geschichten, Quellen und Ausstellungsstücken.“ Der Jackpot, so die Kunsthistorikerin, wäre der Fund eines Tagebuches aus alter Zeit mit persönlichen Notizen zum Thema.
Das Programm am Sonntag
Am Sonntag, 7. September, 11 Uhr, wird die Grubenausstellung in der Touristinfo in Eckenhagen, Reichshofstr. 30, feierlich durch Bürgermeister Rüdiger Gennies eröffnet. Es gibt Kurzführungen mit Infos zur regionalen Grubengeschichte und einzelne Exponate.
Der Musikzug Bergerhof spielt ab 15 Uhr vorder Touristinfo live – unter anderem natürlich das „Steigerlied“. Ganztägig – bis 17 Uhr – gibt es ein Extra-Kinderprogramm mit der Eckenhagener Naturpädagogin Sabine Bach mit Museumsrallye, Schatzsuche und Bastelaktionen. Ebenfalls durchgehend gibt es Informationen zum Freizeitprogramm im Ferienland Reichshof – sowie erfrischende Getränke „und mehr“ durch die Vereinsgemeinschaft Eckenhagen.