Wegen gemeinschaftlichen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung sind zwei Männer angeklagt. Einer bat das Opfer nun um Entschuldigung.
Lebensgefährlich verletztIm Prozess um einen Messerangriff in Reichshof sagte das Opfer aus

Vor dem Bonner Schwurgericht findet der Prozess statt.
Copyright: dpa (Symbolfoto)
Im Prozess um einen Messerangriff in Reichshof hat am Dienstag vor dem Bonner Schwurgericht der 36-Jährige ausgesagt, der bei der Tat lebensgefährlich verletzt worden war. Wegen gemeinschaftlichen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung sind zwei Männer (28 und 25 Jahre alt) angeklagt.
Es war eine verhängnisvolle Begegnung am Abend des 25. Oktober vergangenen Jahres am Asbacher Weg in Reichshof-Brüchermühle: Er sei gegen Mitternacht von der Spätschicht heimgekommen, sagte der Mechaniker vor Gericht aus. Vor seinem Wohnhaus habe er zwei Männer gesehen, die an einem blauen Audi gelehnt und geraucht hätten. Er habe sein Autofenster heruntergekurbelt und gefragt: „Wer seid ihr, was macht ihr hier?“ Die Antwort der Männer habe er nicht verstanden, erzählte der Zeuge, der gleichzeitig Nebenkläger ist, sie habe sich aber wie eine Beleidigung angehört. Deshalb habe er sein Auto geparkt und sei zu den Fremden zurückgegangen, um mit ihnen zu sprechen.
Angeklagter vor Gericht: „Das wird nicht gut, das wird böse“
Er habe gefragt: „Warum redet ihr so aggressiv mit mir?“ Der 28-Jährige habe geantwortet: „Ich wohne hier.“ Daraufhin habe er gefragt: „Kannst du das beweisen?“ Die Antwort des 28-Jährigen sei gewesen: „Ja, kann ich.“ Dann habe der andere mit der rechten Hand in seine rechte Hosentasche gegriffen. „Das wird nicht gut, das wird böse“, habe er gedacht, berichtete der Zeuge weiter.
Der Vorsitzende Richter Klaus Reinhoff hakte ein. In seiner Vernehmung durch zwei Polizeibeamte im Waldbröler Krankenhaus am Tag nach dem Angriff hatte der 36-Jährige ausgesagt, er habe vermutet, der Fremde habe den Türschlüssel aus der Hosentasche ziehen wollen, von etwas „Bösen“ sei nicht die Rede gewesen. Der Zeuge erklärte dazu, er habe auf der Intensivstation unter Medikamenteneinfluss gestanden. Im Krankenhaus hatte das Opfer zudem behauptet, der 25-jährige Kumpel des Mannes mit dem Messer habe ihn festgehalten, während dieser auf ihn eingestochen habe. Vor Gericht erklärte der 36-Jährige hingegen, der Jüngere habe ihn zwar mit der Faust aufs Auge geschlagen, danach aber nichts mehr gemacht.
Wurde dem Opfer Geld angeboten?
Erneut hakte der Richter nach. Denn ausgelöst durch einen Brief des Nebenklagevertreters an die Verteidigung stand der Verdacht im Raum, Verwandte des 25-Jährigen hätten dem Mechaniker 20.000 Euro versprochen, wenn er ihn nicht mehr belaste. Der Angeklagte sitzt seit Oktober wegen des Verdachts des versuchten Mordes in Untersuchungshaft. Der Zeuge dementierte vor Gericht, dass man ihm Geld angeboten habe. Sein Anwalt sprach von einem „Missverständnis“, es sei nicht um ein Geldangebot, sondern um die Höhe eines möglichen Schmerzensgeldes gegangen.
Der Angriff vor dem Wohnhaus am Asbacher Weg hatte erst ein Ende gefunden, als ein Nachbar Hilfeschreie gehört und mit einem Baseballschläger in der Hand herausgekommen war. Daraufhin waren die Verdächtigen geflohen. Sie wurden am Morgen gegen 6 Uhr von der Polizei in der Wohnung eines Verwandten in Waldbröl festgenommen.
Der 28-jährige Angeklagte bat das Opfer am Dienstag um Entschuldigung für das, was er ihm angetan habe. Der 36-Jährige hatte, nach Aussage der Kölner Gerichtsmedizinerin Prof. Sibylle Banaschak, 21 Verletzungen erlitten, davon 17 Messerstiche, von denen einer in die Lunge ging und „akut lebensgefährlich“ gewesen sei. Bis heute leidet er unter den Folgen und befindet sich in psychologischer Behandlung. Am Montag soll es ein Urteil geben.