Züchter müssen Tiere tötenGeflügelpest breitet sich in Oberberg weiter aus

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Ein Schild mit der Aufschrift „Geflügelpest Schutzzone“.

Innerhalb der Schutzzone mit Drei-Kilometer-Radius werden sämtliche Geflügelbestände untersucht.

Für die Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes des Oberbergischen Kreises bedeutet die Geflügelpest eine enorme Belastung. Sie sind es, die Hunderte Tiere töten müssen.

Björn Simon war vor gut einer Woche der erste im Oberbergischen, bei dessen Geflügel die Vogelgrippe festgestellt wurde. Ein Entenpaar, das der Züchter aus Reichshof-Hasbach unwissentlich aus einem infizierten Bestand erworben hatte, brachte die Geflügelpest nach Reichshof. Der Betrieb wurde sofort isoliert, die Tiere getötet.

„380 Tiere habe ich verloren“, sagt Simon. „Alle wurden getötet – vom Zwerghuhn bis zum Wellensittich.“ Noch bis heute hat er das Geschehene nicht verarbeitet. „Ich bin jetzt 65 Jahre alt“, sagt er, „aber ich musste noch nie erleben, dass morgens kein Hahn mehr kräht“.

Züchter in Reichshof will Zucht nach Geflügelpest wieder aufbauen

Dennoch hat ihn der Mut nicht verlassen, voraussichtlich ab dem kommenden Januar will er eine neue Zucht aufbauen. Wie der wirtschaftliche Schaden, der ihm durch die „Keulung“ von 380 Tieren entstanden ist, ausgeglichen werden kann, weiß er nicht: „Es gibt wohl Geld aus der Tierseuchenkasse, aber das dauert und ist wahrscheinlich nicht viel.“

Aus dem Bestand von Björn Simon stammten wohl auch Hühner, die das hochansteckende Influenzavirus in eine kleinere Geflügelhaltung nach Morsbach brachten. „Beim Kauf waren die Tiere augenscheinlich gesund, die Virusübertragung konnte nicht erkannt werden“, teilt dazu das Veterinäramt des Oberbergischen mit. Gleichwohl musste auch in Morsbach die gesamte Hühnerschar getötet werden. Und in sechs weiteren Betrieben, wie etwa in Windeck oder Altenkirchen, wurde die Geflügelpest festgestellt.

Immer mehr Geflügelpest-Ausbrüche in der Region

„Die Zahl der Geflügelpest-Ausbrüche steigt zurzeit stetig an“, stellt das Veterinäramt fest. Das bedeutet vor allem auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Veterinäramtes ein Höchstmaß an Belastung – auch seelisch, denn sie sind es, die Hunderte Tiere töten müssen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Der Ablauf nach Sperrung des Geflügelzuchtbetriebs ist immer der gleiche: Um den Betrieb wird im Radius von drei Kilometern eine Schutzzone markiert, darüber hinaus in einem Radius von zehn Kilometern eine Überwachungszone. In der Schutzzone werden dann alle Geflügelhaltungen veterinärmedizinisch untersucht, in der Überwachungszone nur die etwas größeren Betriebe. Insgesamt waren dies bis heute 59 Tierhaltungen, zum Glück alle negativ, was das Vogelgrippe-Virus betrifft.

Mehr als 100 Betriebe waren es, die als „Kontaktbetriebe“ des infizierten Bestandes galten, 16 davon im Oberbergischen, die – bis auf Hasbach und Morsbach – alle als gesund eingestuft werden konnten. Eine der größeren Geflügelhaltungen innerhalb der zehn Kilometer großen Überwachungszone rund um den Hof von Björn-Simon, ist die der Solawi (Solidarische Landwirtschaft) in Eiershagen. Dort erfreuen sich 250 Hennen für gewöhnlich einer großzügigen Freilandhaltung. Auch dort stellten die Veterinäre keine Anzeichen auf Geflügelpest fest, dennoch wurden die Hühner zur eigenen Sicherheit „eingestallt“.

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