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Bäume gefälltAuch der Pastor greift in Reichshof zur Motorsäge

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Teilnehmer des Motorsägenkurses legen im Wald bei Reichshof-Obersteimel Hand an.

Erste Berührungspunkte mit der Motorsäge haben die Teilnehmer am zweiten Tag des Kurses. Im Wald dürfen sie erstmals sägen.

Im Wald bei Reichshof-Obersteimel lernten 18 Teilnehmer den sicheren Umgang mit der Motorsäge. Am Ende musste jeder drei Bäume fällen.

In einem Waldstück bei Reichshof-Obersteimel ist es an diesem Samstagmorgen alles andere als ruhig. Bereits von weitem ist das Aufheulen von mehreren Motorsägen zu hören. Wer den schmalen Forstweg passiert hat und auf den Waldweg abbiegt, der erblickt schnell eine Gruppe, die in orangefarbener Schutzkleidung im Wald beisammen steht und für die Motorengeräusche verantwortlich ist.

Insgesamt 18 Leute haben sich an diesem Morgen im Wald versammelt, um den zweiten Teil ihres Motorsägenkurses zu absolvieren. Nach dem praktischen Teil am Vortag inklusive einer kleinen schriftlichen Abschlussprüfung müssen sie nun beweisen, dass sie den  zuvor erlernten Umgang mit der Kettensäge auch in der Praxis umsetzen können.  

Zum ersten Mal eine Motorsäge in der Hand

Siegfried Eich, Instrukteur für Motorsägenschulungen, und zwei weitere Kursleiter beaufsichtigen die Teilnehmer, die sich in drei kleinere Gruppen aufgeteilt haben und sich langsam den zu fällenden Bäumen nähern. Alle müssen heute drei Bäume fällen. Ihr Vorgehen wird von den Lehrern genauestens begutachtet und bewertet. Wer korrekt fällt, erhält am Ende des Tages den Motorsägenführerschein.

Unter den Anwärtern auf den Führerschein sind auch einige Ehrenamtliche der Kirchengemeinde St. Laurentius aus Lindlar-Hohkeppel, die im Rahmen eines Aufforstungsprojektes (siehe unter diesem Artikel) die Möglichkeit erhielten, vergünstigt an dem Kurs teilzunehmen. Drei von ihnen halten heute zum ersten Mal oder zumindest nach sehr langer Zeit wieder eine Motorsäge in den Händen.

Nachdem ich gestern im Theoriekurs Bilder von Verletzungen gesehen habe, die man sich mit einer Motorsäge zufügen kann, habe ich ordentlich Respekt vor der Handhabung.
Dr. Berhnhard Wunder

Unter ihnen ist Dr. Bernhard Wunder vom Katholischen Bildungswerk. „Nachdem ich gestern im Theoriekurs Bilder von Verletzungen gesehen habe, die man sich mit einer Motorsäge zufügen kann, habe ich ordentlich Respekt vor der Handhabung“, gibt er zu, zeigt sich aber motiviert. Er habe Spaß daran, in den Wald zu gehen und selbst bei der Forstarbeit anzupacken. Seit einiger Zeit betreut Wunder für das Bildungswerk eine Baumkampagne in Bezug auf Aufforstungsprojekte und komme oft in Berührung mit der Baumpflege. „Es ist wichtig für mich, selbst anzupacken, damit ich weiß, wovon ich rede“, sagt er.

Zum ersten Mal eine Motorsäge in der Hand hat auch Dr. Johannes Sabel. „Das macht schon Spaß“, meint dieser und würde am liebsten gleich weiter sägen. Sabel ist in der Kirchengemeinde Lindlar-Hohkeppel für die Aufforstung des kirchengemeindeeigenen Geländes zuständig. „Wir kümmern uns um den Wald, also müssen wir auch wissen, wie das richtig geht und dass wir das auch können. Dazu gehört für mich auch der Umgang mit der Motorsäge“, sagt er.

Respekt habe aber auch er vor der Säge gehabt, gibt er zu. Zumindest ein wenig Erfahrung an der Motorsäge hat dagegen Pastor Martin Reimer. „Das ist  allerdings schon 31 Jahre her“, berichtet er schmunzelnd. Der Pastor ist nämlich gelernter Forstwirt und kann nun seine beiden Leidenschaften miteinander verbinden. Schon jetzt freut er sich, gemeinsam mit den anderen Kursteilnehmern der Kirchengemeinde, sein Können auf deren Grundstück einsetzen zu können.


7,5 Hektar der insgesamt 30 Hektar großen Fläche, die die katholische Kirchengemeinde St. Laurentius in Lindlar-Hohkeppel besitzt, möchte sie nach dem Borkenkäferbefall der Fichten   wieder aufforsten. Wachsen sollen dort bald die Flaumeneiche, Esskastanie, Baumhasel, Elsbeere, Traubeneiche, Lärche sowie die Rotbuche und die Weißtanne. Da die neuen Bestände vor Wild geschützt werden müssen, wird der aufgeforstete Bereich eingezäunt , berichtet die zuständige Försterin Anna-Maria Kamp. Ehrenamtliche möchten die eingezäunte Fläche pflegen. Für ihr Engagement hatten sie eine vergünstigte Teilnahme an einem Kettensägenkurs angeboten bekommen. Sechs der engagierten Gemeindemitglieder meldeten sich an, erzählt Martin Reimer, Pastor in der Gemeinde.

Mehr als 30 000 Bäume werden in Hohkeppel bald ihren Platz finden. Viele können dank Fördergeldern aus dem Landesprogramm „Extremwetter-Richtlinie“ angeschafft werden. 1000 Bäume stammen zudem vom Katholischen Bildungswerk im Rahmen einer Baumkampagne zur Aufforstung und 550 von der Linzenich-Gruppe. Im vergangenen Jahr hatte die bergische Fitnessstudio-Kette zwei Monate lang für jedes Neumitglied einen Baum für das Aufforstungsprojekt in Lindlar gespendet, berichtet Geschäftsführer Ferdinand Linzenich. (lth)

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