Imbiss und Gottesdienst zum JubiläumKirche in Reichshof-Heidberg wird 130 Jahre alt

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130 Jahre Kirche Heidberg, Innenraum

Bei einer Sanierung des Gotteshauses und dann bei Arbeiten am Kassettendach wurde festgestellt, dass sich der ursprüngliche Farbton über die Jahrzehnte erhalten hatte.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts hat es ein starkes Bedürfnis der evangelischen Christen in Heidberg gegeben habe, eine eigene Gemeinde zu gründen. 

Die evangelische Kirchengemeinde „Im Oberen Wiehltal“ feiert in der Reichshofer Ortschaft Heidberg einen runden Geburtstag – zwar nicht ihren eigenen, sondern das 130-jährige Bestehen des Gotteshauses „oben im Heidland“.

Vier Stunden Fußmarsch nach Nümbrecht

Presbyter Hartmut Sterzenbach, der sich intensiv der Geschichte der Gemeinde gewidmet hat, schildert, dass es zum Ende des 19. Jahrhunderts ein starkes Bedürfnis der evangelischen Christen gegeben habe, eine eigene Gemeinde zu gründen.

Obwohl es sowohl in Odenspiel als auch in Eckenhagen evangelische Kirchen gibt, seien die Heidberger sonntags einst nach Nümbrecht zur Predigt von Jakob Engels marschiert – rund vier Stunden für eine Strecke.

Kirchenbau am Rand der Abraumhalden

Warum sie diese Strapazen auf sich genommen haben, sei heute nicht mehr nachzuvollziehen. Aus einer Chronik von Arno Pagel geht laut Sterzenbach hervor, dass einige Lüsberger beim Koblenzer Konsistorium vorstellig geworden sind mit dem Wunsch, eine eigene Kirchengemeinde gründen zu dürfen.

Diese Bitte wurde ihnen Anfang 1892 dann auch erfüllt. Schon im Frühjahr desselben Jahres begann der Bau der Kirche am Rande der Abraumhalden der Heidberger Gruben, die in Resten am Schützenplatz noch heute vorhanden sind.

Mit einem unglaublichen Tempo

In einem unglaublichen Tempo wurde das Gebäude errichtet, sodass schon im Dezember 1892 Einweihung gefeiert werden konnte. Prägend für die evangelische Gemeinde, die seit dem 1. Juli 1894 als selbstständig geführt wurde, war ihr erster Pfarrer Alfred Christlieb, der am 7. Februar 1896 als erster „Heidpfarrer“ seinen Dienst antrat. 38 Jahre lang – bis zu seinem Tod 1934 – füllte er Sonntag für Sonntag die Kirche.

Sterzenbach berichtet, dass Christlieb ein unglaubliches Charisma gehabt haben müsse, denn stets seien auch Gläubige aus weitem Umkreis, selbst aus dem Siegerland, zu den Gottesdiensten gekommen.

Taufstein an der ursprüglichen Stelle

Im Laufe der Jahre blieb das Gotteshaus im Wesentlichen unverändert. Der Taufstein, so der Presbyter, habe zwar eine Haube erhalten, stehe aber noch an der ursprünglichen Stelle. Anfang der 1970er Jahre sei allerdings die ehemals erhöhte Kanzel nach einem Wurmbefall abgerissen und neben den Altar verlegt worden, den das gleiche Schicksal ereilt hatte. Bei diesem Umbau wurden auch die Bänke durch Stühle ersetzt.

In der ersten Dekade des neuen Jahrtausends erfolgte ein neuer Anstrich des Innenraums, mit bläulichen Akzenten wurde die Apsis an den Farbton der Kastendecke angepasst. Sterzenbach erinnert sich, dass der ursprüngliche Ton erstaunlicherweise 120 Jahre gehalten habe. Das sei bei Dacharbeiten aufgefallen. Ganz anders die Königin der Musikinstrumente: Die erste Orgel von 1952 musste nur 25 Jahre später ersetzt werden: Sie hatte den Geist aufgegeben.


Festgottesdienst

Mit Organistin Christa Braun und Trompeter Dr. Markus Müller sowie dem Kirchenchor Odenspiel feiert die Kirchengemeinde „Im Oberen Wiehltal“, die 2013 bei der Fusion von Heidberg und Odenspiel entstanden ist, am morgigen Sonntag ab 10 Uhr den Jubiläumsgottesdienst in der Geburtstagskirche. Anschließend gibt es im benachbarten Jugendheim einen Imbiss und Gelegenheit zum Austausch.

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