WärmebildkamerasReichshofer Verein nutzt Drohnen, um Rehkitze im hohen Gras zu finden

Lesezeit 3 Minuten
Mehrere Leute stehen auf einer Wiese in einer Reihe. Einer fliegt mit einer Drohne über ein im Gras liegendes Stoff-Rehkitz. Daneben stehen zwei gelbe Warnschilder mit der Aufschrift: „Drohne im Einsatz. Achtung, bitte Abstand halten“.

n der Arbeit mit der Drohne sehen die Kitzretterinnen und Kitzretter große Vorteile.

Die Rettung von Rehkitzen hat sich ein Verein in Reichshof zu Eigen gemacht. Dabei setzen die Ehrenamtler Drohnen mit Wärmebildkameras ein.

Wenn die Landwirte beginnen ihre Wiesen zu düngen und die Bäume austreiben, steht die Saison der Rehkitzretter kurz vor dem Anbruch. Denn von Ende April bis Juli ist die Hauptsetzzeit der Ricken, die ihre Kitze im hohen Gras der oberbergischen Wiesen ablegen. Doch in diese Zeit fällt die erste Mahd der Landwirte, die Futter für ihre Rinder benötigen. Eine Kombination, die für die nicht fluchtfähigen, jungen Kitze schnell tödlich enden kann.

Bei seinem Tag der offenen Tür lud der Verein „Werde KitzretterIn“ alle aktiven Kitzretter, Förderer, Landwirte, Jäger, Drohnenpiloten und Interessierte ins Dorfgemeinschaftshaus Reichshof-Wehnrath ein, um sich auf die Kitzsaison 2023 einzustimmen und über seine Tätigkeit zu informieren. Angelika Bonsch ist erste Vorsitzende des 2019 gegründeten Vereins und hat bereits vor der kommenden Saison viel zu tun. Die drei vereinseigenen Drohnen mit Wärmebildkameras müssen kalibriert, Trainingsflüge organisiert und Helfer zusammengeführt werden.

Bei gutem Wetter haben die Kitzretter ganz besonders viel zu tun

Im Gegensatz zu 2019, als das Angebot der Ehrenamtler, nach Kitzen zu suchen, von Jägern und Landwirten – aus Sorge vor zertrampelten Wiesen und wegen anderer Bedenken – häufig abgelehnt wurde, schaffen es die Kitzretter mittlerweile kaum, alle Hilfsersuchen zu stemmen. Besonders gilt dies für Tage mit gutem Wetter, wenn alle Landwirte zeitgleich mähen. Von Mai bis Juli sind die 40 Vereinsmitglieder und weitere Helfer mit Drohnen und Fußgruppen oft schon früh morgens im Einsatz, um die Kitze vor dem Mähtod zu retten. „Die Landwirte stellen Informationen über die Uhrzeit und Fläche, die gemäht wird, bereit und ein Drohnenteam kommt und sucht“, erklärt Bonsch den Ablauf.

Der Pilot erkennt mit der Wärmebildkamera die Körperwärme und kann dann Helfer losschicken, um die Jungtiere bis zum Ende der Mahd in Körben zu sichern. Die Zeit, die für die Suche benötigt wird, richtet sich nach Beschaffenheit der Fläche. Gerade Wiesenränder mit hohem Bewuchs seien schwierig abzusuchen.

Wärmebildkamera als Luxus bei der Kitzrettung

Armin Lepperhoff hält in Reichshof-Mennkausen Pferde und kam zum Tag der offenen Tür, um sich über das Angebot zu erkundigen. Das Heu für die Pferde schneidet er immer recht spät und häufig legen die Ricken ihre Kitze in das hohe Gras, besonders wenn rundherum alle Flächen schon gemäht sind. Im letzten Jahr ist ihm ein Kitz unters Mähwerk gekommen, eine Erfahrung, die er nicht nochmal machen möchte. Zwar suche er die Wiesen ab und nutze einen akustischen Wildwarner, aber mehr Helfer seien vonnöten. Schließlich sind die Kitze im hohen Gras schwer zu sehen, erst recht vom Traktor aus. „Man sieht sie nicht, und wenn, dann ist es zu spät“, sagt er.

Rüdiger Hagelstein aus Drabenderhöhe ist Jäger und daher mit dem Thema Kitzrettung vertraut. Im Verein möchte er, nachdem er den kleinen Drohnenführerschein A1/A3 gemacht hat, bei der Kitzrettung mithelfen und lernen, die Kitze auf der Kamera zu erkennen und Wiesen systematisch abzusuchen.

In der Arbeit mit der Drohne sieht er große Vorteile, auch wenn viele, ihm bekannte ältere Jagdpächter erstmal skeptisch seien. Jagdaufseher Michael Burhans stimmt zu: „Die Wärmebildkamera ist ein Luxus im Gegensatz zum Ablaufen.“ Und technische Neuerungen seinen dringend nötig, gerade weil die Maschinen der Landwirte immer schneller fahren und Mähwerke breiter werden. Der Jagdaufseher war 2019 der erste, der die Hilfe der Kitzretter im Revier Überdorf bei Nümbrecht in Anspruch nahm und zudem den Helfern viel über das Verhalten der Wildtiere erklärte.

Angelika Bosch ist zufrieden über den Anklang des Tages. Viele Jäger und Landwirte sind gekommen, um sich zu informieren. Ein neuer Drohnenpilot möchte in der kommenden Saison ebenfalls helfen. Weitere freiwillige Helfer sind willkommen und können sich im Internet auf der Homepage des Vereins oder auch telefonisch unter   01575/1638578 informieren.

KStA abonnieren