Franz-Josef „Juppi“ Steinfort tritt beim Sommerwettbewerb „Mein größter Gewinn“ an. Seine Wahlheimat wurde ihm nicht in die Wiege gelegt.
SommerwettbewerbWie Juppi Steinfort Reichshof lieben lernte

Wichtiger noch als die idyllische Lage seines „Knusperhäuschens“ ist für Franz-Josef Steinfort sein Schalenbacher Netzwerk.
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Die Besucher kommen wie bestellt. Tatsächlich schauen sie bloß zufällig auf eine Tasse Kaffee vorbei. Nachbar Burkhard will noch kurz eine abendliche Verabredung festmachen. Freundin Janne hat das gleiche Anliegen, von ihr wird später noch die Rede sein. Es ist dieses dörfliche Netzwerk, von dem Franz-Josef „Juppi“ Steinfort (66) erzählen möchte. Sein „größter Gewinn“ ist: Schalenbach.
„Es ist einfach traumhaft. Schon bei der Anreise aus Denklingen hoch auf den Berg hüpft mein Herzchen. Es ist wie ein Durchatmen. “ Wenn man nicht direkt dorthin will oder einen Schleichweg nach Brüchermühle sucht, verschlägt es einen nicht in das abgelegene Dörfchen oberhalb von Reichshof-Denklingen. Auch Juppi Steinfort wurde es nicht in die Wiege gelegt, dass er seine Heimat in Schalenbach finden würde.
Er ist von Haus aus ein Engelskirchener Jung mit enger Westbindung, für einen wie ihn beginnt in Ründeroth eigentlich schon Sibirien. Der historische Zufall, dass Engelskirchen vor 50 Jahren im Zuge der kommunalen Neugliederung dem Oberbergischen Kreis zugeschlagen wurde, war Voraussetzung dafür, dass Steinfort einen Job in Gummersbach antrat.
Homeoffice in der Schalenbacher Idylle
Bis heute ist er als Diplom-Verwaltungswirt beim Kreisordnungsamt beschäftigt. Am 1. August, kurz vor seinem 67. Geburtstag, hat er goldenes Dienstjubiläum. Nur noch ein anderer Kollege im Kreishaus blickt auf eine ähnlich lange Dienstzeit zurück. Auf Wunsch seines Chefs hat Steinfort den Ruhestand noch einmal auf September 2027 vertagt. Dabei spielte eine Rolle, dass er die Hälfte seiner Arbeitszeit im Schalenbacher Homeoffice ableisten und manches dienstliche Telefongespräch auf der Sonnenterrasse führen darf.
Erst 1982 zog Juppi Steinfort wegen der Liebe nach Gummersbach um, wurde dann bald Mitglied des Schützenvereins. Über den Tennissport fand er viele neue Freunde. Dass es ihn noch weiter nach Osten treiben würde, lang ausgerechnet am Karneval. Bei einer Sitzung in Köln lernte er die Denklingerin Janne kennen und folgte ihr im Jahr 2000 nach Reichshof. Die neue Lebensgefährtin machte ihm mit dem Denklinger Fastelovend vertraut. Die vertrauten weiß-roten Vereinsfarben sprachen den Jecken und FC-Fan gleich an: „Da habe ich gemerkt: Das hier ist eine kölsche Enklave.“ 2002 ernannte ihn die KG zum Pressesprecher, bis heute vertritt er die Karnevalisten nach außen.
Ein Date mit der Promi-Schauspielerin
Souveräne Auftritte mit kleinen Sprechrollen hat Juppi Steinfort auch regelmäßig im Fernsehen, wie regelmäßige Leser dieser Zeitung wissen. Im vergangenen Jahr hatte er in der Datingshow „Promi First Dates“ einen romantischen Abend mit der Schauspielerin Jutta Speidel. Dass nicht mehr daraus wurde, liegt auch daran, dass Steinfort nicht mehr aus Schalenbach weg will. „Die Nachbarn würden auf die Barrikaden gehen“, sagt er und lacht.
Vor 14 Jahren verbrachte er die erste Nacht in dem geschmackvoll renovierten Fachwerkhaus, auf das er bei einem Besuch gegenüber aufmerksam geworden war. Der Wahldenklinger brauchte eine neue Bleibe, nachdem er und Janne ihre Liebesbeziehung in eine bis heute währende Freundschaft weiterentwickelt hatten.
In Schalenbach fand er bald weitere Wahlverwandte. Etwa den eingangs erwähnten Burkhard, der vor drei Jahren mit Ehemann Peter von Köln aufs Land gezogen ist. Zu ihrem Einstand stellten sich die beiden an jeder Haustür mit einem kleinen Weihnachtsstern vor. Später luden sie zu einem Sommerfest in ihren Garten ein. An diesem Abend wurde beschlossen, das gemeinsame Dorffest von Heseln und Schalenbach wieder aufleben zu lassen, berichtet Steinfort. „Es findet am 16. August zum zweiten Mal statt und alle freuen sich darauf.“
Diese Offenheit sei typisch für Schalenbach, sagt Steinfort. „Hier in diesem herrlichen Örtchen mit 58 Einwohnern und mehr Pferden auf der Straße als Autos und in der Nachbarschaft von engen Freunden leben zu dürfen – das ist mein Gewinn.“