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TourismusDas Interesse vieler Oberberger am Traumziel USA schwindet

Lesezeit 3 Minuten
Reiseexpertin Sandra Lang berät eine Kundin im Reisebüro.

Reiseverkehrskaufleute, wie hier Sandra Lang aus Gummersbach, müssen aktuell mehr Fragen zu USA-Reisen beantworten.

Nach den neuen Sicherheitshinweisen für USA-Reisen des Auswärtigen Amts berichten Reisebüros in Oberberg von spürbarer Zurückhaltung.

Die Vereinigten Staaten von Amerika galten lange Zeit als Traumziel vieler Reisender, auch im Oberbergischen Kreis. Seit der Aktualisierung der Reise- und Sicherheitshinweise durch das Auswärtige Amt am 11. Februar ist die Lage jedoch spürbar angespannter. Und das hat auch Auswirkungen auf die Buchungen von USA-Urlauben in den Reisebüros im Oberbergischen.

Das Auswärtige Amt weist in seinen aktuellen Hinweisen ausdrücklich darauf hin, dass weder ein gültiges Visum noch eine ESTA-Genehmigung (Electronic System for Travel Authorization; Elektronisches System für Reisegenehmigung) einen Anspruch auf eine Einreise in die USA begründen. Die endgültige Entscheidung liege beim US-Grenzbeamten. Rechtsmittel gegen eine verweigerte Einreise gibt es nicht – auch eine Intervention deutscher Auslandsvertretungen ist nicht möglich. Die Zahl der Festnahmen und Einreiseverweigerungen hat zugenommen.

Reisebüros spüren Auswirkungen der Sicherheitshinweise auf USA-Reisen

Zuletzt waren beispielsweise drei Deutsche in Abschiebehaft genommen worden, darunter ein Greencard-Inhaber. Greencard-Inhaber haben eine dauerhafte Berechtigung, in den USA zu leben und zu arbeiten. Solche Vorfälle sorgen für Unsicherheit bei vielen Touristen. Auf Anfrage berichten mehrere Reisebüros in Oberberg von einer veränderten Nachfrage – wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt.

So erklärt Nina Betker, stellvertretende Filialleiterin im Reisebüro Naumann in Gummersbach, dass Kunden zwar zunehmend Fragen zur Einreisesituation stellen, sich dies bislang jedoch nicht großartig auf die Buchungszahlen ausgewirkt habe. „Schwierig zu sagen, aber eher nein“, so ihre Einschätzung zum Einfluss der neuen Sicherheitshinweise. Konkrete Zahlen kann das Büro nicht nennen.

Wir merken schon eine Zurückhaltung der Kunden.
Stephan Lang, Reisebüro Lang in Engelskirchen

Anders ist die Lage im Reisebüro Hövel in Hückeswagen. Dort ist laut Reiseverkehrskauffrau Cornelia Hövel ein „deutlicher Rückgang“ der Nachfrage nach USA-Reisen zu verzeichnen. Während die Anfragen für die Vereinigten Staaten vor Amtsantritt von Donald Trump rund 15 bis 20 Prozent aller Buchungen ausmachten, liege der Anteil derzeit bei unter zehn Prozent. Zwar gebe es kaum Stornierungen bereits gebuchter Reisen, doch die Verunsicherung sei spürbar. Die Beratung sei angepasst worden, Reisewillige würden nun intensiver über mögliche Komplikationen aufgeklärt.

Auch Stephan Lang vom gleichnamigen Reisebüro in Engelskirchen bestätigt einen Rückgang bei den USA-Reisen: „Wir merken schon eine Zurückhaltung der Kunden.“ Zwar lägen noch keine konkreten Zahlen vor, doch auch hier habe sich die Beratung deutlich verändert. Insbesondere werde nun stärker auf frühere Reiseziele der Kunden geachtet – etwa auf Aufenthalte in Kuba oder anderen Ländern, die in den USA kritisch betrachtet werden.

Einigkeit besteht bei den Reisebüros darin, dass sich die Einreisebestimmungen formal nicht geändert haben – wohl aber deren Anwendungspraxis. Die Entscheidungshoheit der Grenzbeamten ist zwar nicht neu, tritt jedoch häufiger ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Wie sich die Lage weiterentwickelt, bleibt offen. Während manche Reisebüros auf eine Beruhigung der Situation hoffen, zeigen sich andere mit Blick auf die aktuelle politische Lage in den USA eher skeptisch.

Fest steht für die Reiseexperten: Eine Reise in die Vereinigten Staaten erfordere derzeit mehr Vorbereitung und Umsicht. Wer einreist, sollte sich gründlich informieren, alle relevanten Unterlagen mitführen und auf mögliche Rückfragen vorbereitet sein. Besonders wichtig sei zudem der Nachweis einer Rückreise, um keine Zweifel am beabsichtigten Kurzaufenthalt aufkommen zu lassen.


Das sagt die Statistik

Ein Blick auf die Statistiken bestätigt einen rückläufigen Trend bei den Einreisen in die Vereinigten Staaten: Laut dem National Travel and Tourism Office (NTTO) reisten zwischen Januar und März 2025 rund 260.000 weniger ausländische Besucher in die USA ein als im Vorjahreszeitraum – ein Rückgang von knapp zwölf Prozent. Besonders deutlich zeigt sich der Rückgang bei Reisenden aus Deutschland. Wie die „Washington Post“ unter Berufung auf das US-Handelsministerium berichtet, sank die Anzahl im März 2025 um 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.