Ruine Neuenberg bei LindlarIn dieser alten Burg soll der Geist des Grafen spuken
Scheel – Ketten rasseln, ein Greis mit silberweißem Haar schleppt sich durch die Überreste der alten Burg. Eine Stimme aus dem Nichts verjagt die Schatzsucher. Der Schatz, auf den sie abgesehen haben, verschwindet im Inneren des Berges. Wenn es einen Ort in der Region gibt, an dem es spuken könnte, dann ist das wohl der Neuenberg bei Scheel. In der Burgruine aus dem Mittelalter soll der Geist des Grafen Wilhelm II. (ca. 1348-1408) umgehen.
Zahlreiche Sagen ranken sich um die Ruine auf einem bewaldeten Hügel über dem Dorf.
Da ist vom spukenden Grafen, von Zwergen und dem sagenumwobenen Schatz der Neuenberg die Rede. Gesammelt und aufgeschrieben wurden die Sagen rund um die Ruine erstmals umfassend 1987, als der Bürgerverein Scheel das Buch „Ein Bergisches Dorf Scheel“ herausgab (Gemeindebücherei, Eichenhofstraße, und im Treffpunkt Bücherwurm, Jan-Wellem-Straße).
Auch ein Wanderweg führt an der Ruine vorbei.
Welchen Wahrheitsgehalt die Sage des spukenden Wilhelm tatsächlich hat, ist allerdings kaum mehr zu ermitteln.
Was in der Sage steht:
Der Sage nach war Wilhelm II. ein Gefangener seines Sohnes Adolf. Der Sohn kerkerte seinen kriegerischen Vater auf der Burg Neuenberg ein. 1408 soll Wilhelm im Verlies der Neuenberg nach fünf Jahren gestorben sein und seitdem keine Ruhe finden. Ein Greis mit Silberlocken soll umgehen in der Ruine. Aufgabe für den spukenden Grafen ist es, einen Schatz zu bewachen, der in den Ruinen der Burg versteckt ist.
Was stimmen kann:
Wilhelm II. wurde tatsächlich eingekerkert von seinem Sohn Adolf. Der adelige Filius und seine beiden Brüder hatten Angst um das Vermögen des Hauses. Also ist auch im weitesten Sinne Geld, oder eben ein Schatz, mit im Spiel. Was die drei Brüder gegen ihren Vater aufbrachte, war der Umstand, dass ihr alter Herr wenig Glück als Feldherr bewiesen hatte. Die drei bangten um ihr Erbe. Adolf war schließlich derjenige, der Nägel mit Köpfen machte und seinen Vater im Jahr 1403 wegschloss.
Die Abweichungen:
Wilhelm der II. starb nach belegbaren Quellen 1408 in Düsseldorf und nicht auf der Burg Neuenberg. Allerdings war er schon 1404 wieder aus der Gefangenschaft befreit worden, nach nicht mal einem Jahr im Kerker.
Die Befreiung soll aber in Schloss Burg an der Wupper stattgefunden haben. Als Sterbeort ist in Wilhelms Fall Düsseldorf festgehalten und im Altenberber Dom existiert eine Grabplatte Wilhelms. Ob der Graf von Berg dort tatsächlich ruht, ist nicht bewiesen.
Die Abweichungen zwischen Geschichte und Erzählung sind nicht ungewöhnlich. Schloss Burg an der Wupper und die Ruine Neuenberg wurden häufig in den Überlieferungen verwechselt. Das kann auch umgekehrt geschehen sein. Dass statt Schloss Burg eben die Burg Neuenberg bei Scheel Handlungsort für das mittelalterliche Vater-Sohn-Drama war.
Der Scheeler Dieter Orbach, der selbst seit Jahrzehnten die Geschichte der Ruine oberhalb des Dorfes erforscht, hält das für wahrscheinlich. Er ist sich sicher, dass die Burg Neuenberg der Ort war, wo Wilhelm II. festgehalten wurde.