Übervolle Schulbusse in CoronazeitenEltern und Lehrer klagen über zu wenig Abstand

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Busbahnhof_Wipperfuerth

Am Busbahnhof in Wipperfürth ist immer viel los.

  • Übervolle Schulbusse, die sämtliche Vorsichtsmaßnahmen in den Schulgebäuden konterkarieren, treiben die Eltern in Wipperfürth um.
  • Eine Lösung wäre, mehr Busse einzusetzen, eine andere den Unterrichtsbeginn zeitlich zu staffeln.
  • Die Oberbergische Verkehrsgesellschaft sieht die Verantwortung bei der Politik, will aber Abhilfe schaffen.

Wipperfürth – Wenn die Zwillingsschwestern Agnes und Esther sich morgens auf den Weg zur Schule machen, hat ihre Mutter Dorthe Mika ein mulmiges Gefühl. Denn die beiden Elfjährigen sind für die Fahrt zur Schule, von Kürten-Bechen zum St. Angela-Gymnasium Wipperfürth, auf den Bus angewiesen.

Und der, so die Mutter, sei oft brechend voll. „Die Schüler werden in übervolle Busse gezwängt, was bereits vor Covid 19 ein untragbarer Zustand war“, so Mika. Die Schule gebe sich mit Maskenpflicht, Einbahnstraßenregelungen und der Verlegung von Kursen größte Mühe, damit die Kinder nicht gemischt würden und man die Ansteckungsgefahr soweit wie möglich verringere. Durch übervolle Busse würden diese Bemühungen konterkariert, die Situation widerspreche sämtlichen Auflagen des Infektionsschutzes.

Situation am Busbahnhof besonders schlimm

Besonders schlimm sei es in den Bussen, die zwischen dem Busbahnhof und der Schule auf dem Silberberg pendeln. „Meine Kinder erzählen immer wieder von Schülern, die vom Bus nicht mitgenommen werden und dann zur Schule rennen müssen, um noch halbwegs pünktlich zu kommen.“

Dorthe Mika hat sich per E-Mail schriftlich an die Oberbergische Verkehrsgesellschaft (Ovag) und an Landrat Jochen Hagt gewandt, denn der Kreis ist Miteigentümer des Busunternehmens. Die Ovag weist in ihrer Antwort lediglich darauf hin, dass in den Fahrzeugen eine absolute Mund- und Nasenschutz-Verordnung gelte, aber kein Mindestabstand. „Vom Landrat habe ich bislang keine Antwort erhalten“, bedauert Mika.

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Mit rund 700 Fahrschülern, vor allem aus Kürten, Hückeswagen und Marienheide, ist St. Angela besonders betroffen. „Die Schüler werden klassen- und jahrgangsübergreifend in enge Busse gedrängt“ bestätigt Werner Klemp, neuer Schulleiter am St. Angela. Und das, obwohl derzeit deutlich mehr Kinder mit dem Fahrrad fahren oder sich von den Eltern fahren lassen würden.

Auf den Elternabenden sei das Thema Schülerbeförderung ein beherrschendes Thema gewesen, viele Eltern seien empört. „Das Bistum hat als Träger der Schule nur relativ wenig Einfluss“, sagt Klemp.

Lösung kostet Geld

Die Busunternehmen hätten das Problem erkannt, doch für eine Lösung brauche es auch politischen Willen – und Geld. „Ich hoffe, dass noch Bewegung in die Sache kommt, so Werner Klemp.

Corinna Güllner ist Geschäftsführerin der Ovag und hat in den vergangenen Tagen sehr viele Beschwerden von Eltern erhalten. „Ja, viele Busse sind voll“, bestätigt sie. „Unser Verband hat schon im Frühjahr darauf hingewiesen, dass wir bei der Schülerbeförderung keinen Abstand einhalten können. Doch die Politik hat viel zu spät reagiert.“

Erst vor zehn Tagen habe es ein Spitzengespräch zwischen dem Verkehrs- und dem Schulministerium sowie den Vertretern der Verkehrsunternehmen gegeben. Das Land NRW hat nun ein Förderprogramm verabschiedet, mit dem vorübergehend landesweit 1000 zusätzliche Busse finanziert werden sollen, vor allem aus der Reisebusbranche.

„Für Oberberg bedeutet das 15 zusätzliche Busse, und da ist alles dabei, vom Kleinbus bis zum Reisebus“, erklärt Güllner. Diese 15 Busse werden man jetzt auf alle 40 weiterführenden Schulen in Oberberg verteilen.

Das sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch mehr Geld könne das Problem kurzfristig auch nicht lösen. „Das einzige, was hilft, die Busse etwas weniger voll zu bekommen, ist eine deutliche Entzerrung der Schulanfangszeiten. Dabei reden wir nicht über zehn Minuten, sondern über eine halbe Stunde“, so die Ovag-Chefin. Güllner fordert alle Beteiligten auf, hier gemeinsam Konzepte zu entwickeln.

Das Verkehrsunternehmen kann den Schülern und Eltern zumindest ein klein wenig Hoffnung machen. „Wipperfürth haben wir als Brennpunkt neben Gummersbach besonders im Blick, und das St. Angela-Gymnasium steht auf unserer Liste ganz oben“, verspricht Corinna Güllner.

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