Vorräte aufgezehrtLandwirte in Oberberg hoffen auf Regen

In der Futterrinne landet bei Landwirt Werner Demmer gerade die Frühjahrsmahd. Gedacht war dieses Heu eigentlich als Vorrat für den kommenden Winter.
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Oberberg – Er soll langsam beginnen, sanft zu Boden fallen und sich langsam steigern. Könnten Oberbergs Landwirte Regen entwerfen, dann wüssten sie genau, wie sie ihn machen würden.
„Denn wenn der Regen vom Himmel stürzt und prasselt, dann prallt er auf dem trockenen Erdboden ab und bringt uns gar nichts“, erklärt der stellvertretende Kreislandwirt Werner Klein. „Ideal wären acht Liter Regen pro Quadratmeter, doch zuletzt hatten wir höchstens drei.“
Anhaltende Hitze schadet der Landwirtschaft
Der Blick auf die Wetterprognosen macht ihm und seinen Kollegen gerade keine Freude: Die anhaltende Hitze schadet der Landwirtschaft, gefährdet sogar die Existenz der Landwirte.

260 Rinder tummeln sich auf den Weiden von Ralf Lange in Reichshof-Hähnen, eigentlich sollten es 350 sein.
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Denn: Nach dem heißen Sommer des vergangenen Jahres sind die Futtervorräte für Rinder knapp, wenn nicht bereits aufgebraucht. Wiesen und Weiden sind staubig und abgefressen, die Halme wachsen kaum nach. „Viele Viehhalter überlegen deswegen, ihre Tierbestände zu verkleinern“, schildert Klein, der in Reichshof-Zimmerseifen einen Bio-Bauernhof führt. „Wir gehören auch dazu.“ Für die Tiere bedeutet der Futtermangel damit Verkauf oder Schlachtbank.
Noch viel Hoffnung im Frühjahr
Dabei habe das Frühjahr recht vielsprechend begonnen, blickt Helmut Dresbach, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, zurück. „Doch nach dem zweiten Heuschnitt war plötzlich Schluss, es wuchs nichts mehr.“
In Raufen und Trögen landet derzeit Heu, das als Vorrat für den kommenden Winter dienen sollte. „Aber diese Mengen sind bei vielen Landwirten schon aufgebraucht“, klagt der Waldbröler.
Landwirte müssen Futter hinzukaufen
Das sei bei ihm der Fall, bestätigt Bernd Demmer. Auf seinen Weiden rund um Waldbröl-Puhl stehen 130 Rinder, 80 davon sind Milchkühe. Halte die regenlose Zeit an, werde er sich von weiteren 15 bis 20 Tieren trennen, kündigt Demmer an. „Drei sind bereits in dieser Woche weggegangen.“
Wer es sich leisten kann, der kauft derzeit Heu und Stroh, um die Herde zu ernähren. „Wir haben gerade Futter hinzugekauft – bei Kollegen im Rhein-Sieg-Kreis, die ihre Betriebe jüngst geschlossen haben“, berichtet Klein, dem solche drastischen Fälle aus dem Oberbergischen (noch) nicht bekannt sind. Klein hat 125 Tiere, die im Sommer drei Futterballen am Tag verspeisen, im Winter sind es sogar fünf.
Preise haben sich verdoppelt
Die Preise dafür hätten sich in den vergangenen Wochen nahezu verdoppelt. „Früher kostete der Ballen zwischen 35 und 40 Euro, jetzt sind wir bei 70.“ Maissilage, ebenfalls im Ballen, koste inzwischen 90 statt bisher 80 Euro, ergänzt der Landwirt. „Ein Ende ist nicht abzusehen.“
Etwa 7000 Euro habe er gerade für eine Fuhre Stroh ausgegeben, um es dem Futter beizumischen, berichtet Ralf Lange aus Reichshof-Hähnen. „Das ist nahezu der doppelte Preis, obwohl die Strohernte bisher super war.“ 260 Rinder, davon 120 Milchkühe, nennt er sein Eigen.
Hoffnung auf einen dritten Heuschnitt
„Wir hoffen auf wenigstens einen dritten Heuschnitt in diesem Jahr, um die Tiere über den Winter zu bekommen“, ergänzt Lange mit Blick auf rund 200 Hektar Land und ist heilfroh, dass er seine Herde nicht – wie Ende vergangenen Jahres noch geplant – auf etwa 350 Tiere vergrößert hat.
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Bei Ramona Bohlien in Eiershagen steht kein Bulle mehr im Stall: „Da er seine Aufgaben erfüllt hat und wir ihn nicht länger füttern können, musste er vom Hof“, erklärt die Bio-Landwirtin. Vier Black-Angus-Rinder, neun Kühe und ebenso viele Kälber hat sie noch, „früher waren es mal mehr als 30 Tiere“. Da sie die Zukunft nicht abwägen könne, werde sie den Bestand wohl weiter verkleinern, überlegt sie.