Wahl der Sportler des JahresOberbergischer Kreis hat viele Champions

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Training unter Palmen in Leverkusen: Fußballerin Merle Barth nutzt das schöne Wetter.

Oberbergischer Kreis – Die große Feier blieb den Athleten verwehrt – erstmals in über 40 Jahren Sportlerwahl in Oberberg. Gefeiert haben sie ihren Triumph dennoch. Heute erzählen sie, wie man zu Hause jubelt und womöglich schon für neue Erfolge trainieren kann.

Merle Barth – Der vierte Titel kam ganz unerwartet

Als Fußballerin Merle Barth am Dienstagmorgen zur Arbeit fuhr, stand ihr Telefon nicht still. Foto um Foto sandten die Eltern der Bankkauffrau von der Zeitungsseite mit dem Ergebnis der Sportlerwahl. Zum vierten Mal gewann Merle Barth, Bundesligafußballerin von Bayer Leverkusen, den Titel bei den Frauen.

„Ich war total überrascht, habe mich aber auch wahnsinnig gefreut, dass mich so viele Leute in der Heimat wählen“, sagt die 26-Jährige, die seit Anfang der Saison Kapitänin ist. Noch trainiert sie zu Hause, geht laufen und zweimal die Woche gibt der Athletiktrainer online Anweisungen.

Das wird sich aber schon bald ändern, da die Fußballerinnen spätestens nächsten Montag in Zweiergruppen wieder ins Training einsteigen werden. Ob die Saison weitergeführt wird, sei offen, sagt Merle Barth. Noch stehen sechs Meisterschaftsspiele aus und die Bayer-Frauen stehen mit Tabellenrang neun auf dem erhofften Nichtabstiegsplatz. „Ich hoffe, dass es möglichst bald eine Entscheidung gibt.“

Benedikt Duda – Besonders motiviert ins erste Training

Besonders motiviert startete der Tischtennisprofi und Sportler des Jahres am Dienstagmorgen ins erste Training um 7 Uhr. Eine halbe Stunde vorher hatte ihm Mutter Martina die Zeitungsseite mit den Ergebnissen der Sportlerwahl nach Düsseldorf geschickt, wo der 26-Jährige lebt und als Nationalspieler mittlerweile auch wieder im Leistungszentrum trainieren kann.

Dass er soviel Anerkennung in Oberberg erfahre, freue ihn unheimlich, sagt der Bergneustädter. Er hat gleich doppelten Grund zur Freude, denn mit dem Bundesligateam des TTC Schwalbe Bergneustadt gewann er auch noch den Titel bei den Mannschaften.

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Tischtennis-Profi Benedikt Duda ging in Corona-Zeiten zurück zu seinen Wurzeln und verwandelte den heimischen Wintergarten in ein Fitnessstudio.

In Düsseldorf bereitet sich Duda auf die Weltmeisterschaft vor, die im Herbst in Südkorea stattfinden soll. Auch wenn die Wettkämpfe fehlen, den elterlichen Wintergarten als Fitnesszentrale hat der Bergneustädter wieder verlassen und absolviert seine Trainings- und Krafteinheiten in Düsseldorf.

Sieben Nationalspieler und drei Trainer nutzen die Halle, die unterteilt ist, so dass an den beiden Tischen je ein Spieler und ein Trainer Platz haben. Nachdem Bundesligist ASV Grünwettersbach es am Wochenende mit einem Trainingswettkampf, der übertragen wurde, vorgemacht hat, kann sich Benedikt Duda auch vorstellen, dass solche Wettkämpfe der Nationalspieler unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

TTC Schwalbe Bergneustadt – Der dritte Titel in Folge

„Wahnsinn“, sagt Andreas Grothe, Tischtennischef des TTC Schwalbe Bergneustadt, über den dritten Titelgewinn in Folge für sein Bundesligateam. Die Freude sei riesengroß, vor allem weil sein Spitzenspieler Benedikt Duda auch noch zum Sportler des Jahres gewählt worden sei.

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Dudas Mannschaftskollege Alvaro Robles grüßt aus seiner Heimat.

Grothe sagt über Duda: „Er ist jemand, der alles für seinen Sport gibt.“ Aus Bergneustadt ging die Nachricht nach Spanien, wo Mannschaftskollege Alvaro Robles festsitzt, und nach England, wo Paul Drinkhall die Zwangspause nutzt, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen.

„Der Titelgewinn ist auch eine Bestätigung für unsere vielen Ehrenamtler, die mithelfen, dass die Mannschaft erfolgreich ist“, sagt Grothe. Den eingeschlagenen Weg werde der Verein weitergehen. Und das bedeutet, erneut die vier Playoff-Plätze um die deutsche Meisterschaft im Blick zu haben, wenn es wieder losgeht.

Maria Eisenbach – Eine gelungene Überraschung

Vor ein paar Jahren sei sie Sechste geworden, das habe sie schon unheimlich gefreut, dass es jetzt Platz zwei bei den Frauen sei, sei eine echte Überraschung, sagt Maria Eisenbach. Für die 27-jährige Handballerin des HC Gelpe/Strombach ist es, auch wenn die offizielle Ehrung wegen der Corona-Pandemie verschoben werden musste, eine besondere Freude, da sie aufgrund ihres Kreuzbandrisses nicht nur wegen des Virus’ ans Haus gebunden ist.

Am Montag geht sie nach langer Zeit erstmals wieder ins Büro, ansonsten ist ihr Alltag nach dem plötzlichen Abbruch der Saison vor allem von Reha-Maßnahmen bestimmt. Maria Eisenbach fehlt vor allem der Kontakt zu ihren Mannschaftskolleginnen des Nordrheinligateams.

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„Es ist schon komisch, da sieht man sich viermal die Woche und auf einmal ist damit Schluss.“ Kontakt gibt es trotzdem. So fuhr sie eine Mannschaftskollegin zu den Behandlungen, als sie noch nicht selber fahren durfte.

Und wenn Stella Henn ihre Laufeinheiten absolviert, telefoniert sie mit Maria Eisenbach. Die tut alles, um wieder Handballspielen zu können – in der Halle und auf Sand.

Paul Drux – Mehr Zeit fürs Studium

Wenn sich Handballer Paul Drux in diesen Tagen fit hält, dann nutzt er auch die Tischtennisplatte im Gemeinschaftsgarten seiner Wohnung in Berlin. „Da habe ich mir schon ein paar Tricks von Benedikt Duda abgeschaut“, sagt der 25-jährige Handball-Nationalspieler und gratuliert dem Bergneustädter zum Titel.

Drux, der in der Handball-Bundesliga für die Füchse Berlin antritt, war der Titelverteidiger. „Ich bin ja schon einige Jahre weg und freue mich immer wieder, wie viele Menschen mich im Oberbergischen noch wählen“, sagt er zu Platz zwei.

Durch Corona sind auch für ihn die Trainingsmöglichkeiten sehr eingeschränkt. Unter bestimmten Bedingungen und nur sehr individuell geht es für die Handballer in die Halle, sonst steht vor allem Laufen an. „Dadurch habe ich ein bisschen mehr Zeit fürs Studium“, sagt der Marienheider, der einen Online-Studiengang Wirtschaftsinformatik absolviert. „Da haben wir auch Präsenzzeiten.“

Neben dem Mannschaftstraining vermisst der 25-Jährige vor allem das Treffen mit Freunden oder den Besuch im Café. Er sei froh, dass die Handball-Bundesliga eine Entscheidung gefällt habe, auch wenn nach dem Abbruch der Saison weiter Unsicherheit herrsche, wann es weitergeht. „Wenn die Saison beginnt, wird es sicher noch Einschränkungen geben“, sagt er. Sein großes Ziel bleiben die Olympischen Spiele 2021.

VfL Gummersbach – Bestätigung für die begonnene Arbeit

„Es spricht für das, was wir in die Wege geleitet haben“, sagt Torge Greve, Trainer der Handballer des VfL Gummersbach. Trotz des Abstiegs in die Zweite Liga wählten Leser und Jury den VfL auf Platz zwei.

Bei aller Freude stimmt der Zuspruch Torge Greve auch wehmütig. Denn durch den Abbruch der Saison habe man den „Betriebsunfall Abstieg“ nicht direkt wieder korrigieren können. Sein Team habe durchaus die Chance gehabt, noch einen der beiden Aufstiegsplätze zu erreichen, die jetzt Coburg und Essen in die Erste Liga bringen.

Seinem Team habe die Konstanz gegen die Spitzenteams gefehlt, auch wenn die Mannschaft mit ihren Heimspielen sich in die Gunst der Fans gespielt habe. Für die neue Saison sieht Greve die Mannschaft gut aufgestellt. Er hat seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängert und hofft nun, dass es trotz Corona noch eine Möglichkeit gebe, sich von seinen Spielern persönlich zu verabschieden.

Walter Koch – Mittendrin im operativen Geschäft

Eigentlich, sagt Walter Koch, sei er ja viel gespannter, wie es jetzt für seine SpVg. Rossenbach weitergeht: Saisonabbruch in der Kreisliga B oder doch noch eine Fortsetzung der unterbrochenen Spielzeit?

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Über den Ehrenpreis der Jury freut sich Walter Koch am Fußballplatz in Rossenbach.

Auch nach über 40 Jahren als Geschäftsführer seines Vereins ist der 80-jährige Koch mittendrin im operativen Geschäft. Er spricht über die Duschen und die Umkleiden am Fußballplatz im Waldbröler Stadtteil, wo er seit Jahrzehnten die Seele des Vereins ist.

Dass er dafür und für sein Engagement jetzt von der Jury der Sportlerwahl mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet wurde, geht aber dann doch nicht spurlos an ihm vorbei. Koch lächelt und man hört den Stolz: „Natürlich ist das für mich eine große Ehre.“ (kmm)

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