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ÄrztemangelOberbergischer Kreis plant ein MVZ in Waldbröl

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf einen Wegweiser.

In Waldbröl soll ein KMVZ eröffnet werden. Aber auch in Nümbrecht wird weiter ein solches Zentrum geplant.

Um den akuten Ärztemangel im Südkreis zu lindern, will der Oberbergische Kreis zum 1. Oktober dieses Jahres in Waldbröl ein Kommunales Medizinisches Versorgungszentrum (KMVZ) eröffnen.

Um den akuten Ärztemangel in seinen südlichen Kommunen zu lindern, wird der Oberbergische Kreis zum 1. Oktober dieses Jahres in Waldbröl ein sogenanntes Kommunales Medizinisches Versorgungszentrum (KMVZ) eröffnen. Dabei verfolgt der Kreis das Projekt praktisch in Eigenregie, denn Träger der neuen Einrichtung soll die MVZ Oberberg GmbH sein. In dieses Konstrukt ist der Kreis im vergangenen Jahr als Mitgesellschafter eingestiegen, über das Klinikum Oberberg GmbH hatte er aber auch vorher schon mittelbaren Einfluss. Die Nachricht von der Eröffnung gaben Kreisdirektor Klaus Grootens und Sascha Klein, zugleich Geschäftsführer des Klinikums Oberberg und der MVZ Oberberg GmbH, am Donnerstag den Gesundheitspolitikern des Kreistags bekannt.

Suche nach Ärzten startet in Kürze

Untergebracht werden soll die neue Praxis in einem Anbau des Waldbröler Krankenhauses, dafür zieht die Klinikverwaltung um. Dort gebe es ausreichend Platz für mehrere Behandlungszimmer, einen EKG-Bereich, Räume für Ultraschall und einen großen Wartebereich, erklärte Klein im Gesundheitsausschuss. Zudem sei der Bereich barrierefrei erreichbar.

Aktuell sei man dabei, die Räume für einen „niedrigen fünfstelligen Betrag“ praxistauglich zu machen. Da Örtlichkeiten bereits vorhanden seien, könne man in Kürze mit der Suche nach interessierten Medizinern starten. Es soll zwei bis drei Ärzte unter der Leitung eines Facharztes für Allgemeinmedizin geben, berichtete Klein.

KV steht der Idee positiv gegenüber

Dabei gelte: Das KMVZ werde zentralgesteuert – Buchhaltung, Abrechnungen und der übrige Papierkram würden erledigt, die Ärzte müssten nicht als Selbstständige arbeiten. Ein Pfund, so hofft der Kreis, mit dem sich auf dem leeren Medizinermarkt wuchern lässt, ist die Weiterbildungsbefugnis für Allgemeinmedizin, die sowohl für den Waldbröler als auch den Gummersbacher Krankenhausstandort gilt. Junge Ärzte könnten davon profitieren, indem sie sich praktisch an Ort und Stelle zu Fachärzten ausbilden lassen.

Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) stehe dem Vorhaben positiv gegenüber und habe die Bereitschaft signalisiert, Fördergelder zu aktivieren, betonte die Kreisverwaltung am Donnerstag. Wohl auch deshalb, weil KVNO keine eigenen Rezepte habe, um dem mit rund 75 Prozent NRW-weit niedrigsten Versorgungsgrad im Bereich Waldbröl/Nümbrecht/Morsbach (wir berichteten) wirksam zu begegnen, mutmaßten die Fraktionen.

Nümbrecht reagiert gelassenNachfragen aus der Politik, wie viel Geld der Oberbergische Kreis denn für sein Engagement in Waldbröl veranschlage, beantwortete Klaus Grootens nicht. Der Kreisdirektor betonte, dass es der Verwaltung fern liege, selbst aktiv zu werden und Steuergeld zu investieren, wenn der freie Markt die ärztliche Versorgung vernünftig regle – genau das passiere im Kreissüden aber nicht. Sascha Klein ergänzte – ebenfalls ohne konkrete Zahlen zu nennen – dass das in Aussicht gestellte Fördergeld die für jede Praxis in der Startphase zu erwartenden Verluste merklich werde abfedern können.

Wenn ich eine ortsnahe Versorgung haben will, muss ich sehen, dass ich in allen Kommunen das Arztangebot stärke.
Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius

In Nümbrecht, wo eine gemeindeeigene GmbH um die Gründung eines MVZ in kommunaler Trägerschaft ringt, wird man all das sehr genau verfolgen. Bürgermeister Hilko Redenius sagt aber auf Nachfrage, die Eröffnung eines MVZ in Waldbröl sei „positiv für die Region und ein richtiger Schritt in die richtige Richtung“. Im Bezirk Morsbach, Nümbrecht und Waldbröl seien elf Hausarztsitze unbesetzt. „Wenn ich eine ortsnahe Versorgung haben will, muss ich sehen, dass ich in allen Kommunen das Arztangebot stärke“, so Redenius.

Dass der Konkurrenzkampf um Hausärzte nun für Nümbrecht noch schwieriger wird, sieht Redenius nicht. „Der Konkurrenzkampf ist doch sowieso da. Sonst hätten wir ja nicht elf freie Hausarztsitze.“

Experten sähen im Modell MVZ momentan die einzige Alternative, die ärztliche Versorgung auf dem Land sicherzustellen. Deshalb gehe auch in Nümbrecht die Suche nach Hausärzten fürs dortige MVZ mit Verve weiter. Redenius: „Ich bin guter Dinge, dass auch wir den Landrat am 1. Oktober zur Eröffnung einladen können.“