Die 37-Jährige lässt die gut 65 Jahre alten Dokumente gerne durch die Finger gleiten und mag auch den Geruch des alten Papiers.
Mein ältester SchatzJasmin Schumacher aus Waldbröl verwahrt den Führerschein ihres Opas auf

Jasmin Schumacher lässt den gut 65 Jahre alten Führerschein ihres Opas gerne durch die Finger gleiten.
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Der größte Schatz der Waldbrölerin Jasmin Schumacher ist der „Lappen“ von ihrem Großvater Manfred Pick: „Mein Opa ist vor 14 Jahren gestorben, leider viel zu früh, aber seinen grauen Führerschein konnte ich damals retten“, erzählt sie. Daneben hat sie seinen Wehrpass im Nachlass gefunden, samt einem Foto im Wintermantel, das ihn in jungen Jahren zeigt: „Diese Sachen fallen mir immer in besonderen Momenten wieder in die Hände, geradezu so, als ob mir mein Opa sagen möchte, dass er noch immer ein Auge auf mich hat.“
Die 37-Jährige lässt die gut 65 Jahre alten Dokumente durch die Finger gleiten: „Der Geruch dieses Papiers hat etwas Einzigartiges und es fühlt sich auch besonders an – das ist kein Vergleich zu den Plastikkarten von heute.“ Nachdenklich fügt sie hinzu: „In der heutigen Zeit mit Digitalisierung und der schnelllebigen Gesellschaft ist so etwas für mich ein Stück Zeitgeschichte.“ Besonders ins Herz geschlossen hat sie die Fotos: „Ich kannte meinen Opa nur mit spärlichem Haarwuchs, aber darauf ist er ein richtig fescher Kerl mit voller Frisur, ganz im Stil der 50er Jahre. In diese Bilder habe ich mich verliebt, auch wenn ich ihn ganz anders im Herzen trage.“
Jasmin Schumachers Opa hegte eine Leidenschaft für die Berge
In der Küche steht eine geschnitzte Holzfigur: Ein Flöte spielender Hirtenjunge. „Für meinen Opa gab es nichts Schöneres als die Berge, besonders den Almabtrieb hat er immer geliebt“, erinnert sich Schumacher. Sein Hauptziel war immer Gerlos in Tirol: „Im Gästehaus Elfriede war er Stammgast und wurde dafür geehrt, dass er 30 Jahre in ununterbrochener Folge dorthin gefahren war.“
Jasmin Schumacher erzählt, dass sie ihn in den Sommerferien oft dorthin begleitet hat: „In meiner Kindheit habe ich Wandern gehasst – der einzige Lichtblick waren der Almdudler und die Germknödel danach.“ Nun bedauert sie das: „Damals war ich leider zu jung, jetzt würde ich gerne mit ihm in die Berge gehen.“ Stattdessen ist sie kürzlich mit ihrer Hündin Bailey den 200 Kilometer langen Siegsteig gewandert: „Am Ziel habe ich gedacht: Mein Opa wäre stolz auf mich gewesen.“
Mit dem hölzernen Flötenspieler hat es eine besondere Bewandtnis. Auf diese Schnitzarbeit hatte ihr Großvater ein Auge geworfen, sie als sparsamer Mensch jedoch nicht gekauft. Als er sich dann doch durchgerungen hatte, war die Figur jedoch nicht mehr zu haben. Schumacher verrät: „Mein Zwillingsbruder und ich haben sein Interesse gesehen und sie heimlich besorgt. Als wir die ihm dann zu seinem 60. Geburtstag geschenkt haben, hat er sich riesig gefreut.“
Wehmütige Erinnerungen an den verstorbenen Großvater
Noch größer war die Freude zu seinem 70. Wiegenfest, ein halbes Jahr vor seinem Tod. Zu diesem Zeitpunkt war er gesundheitlich nicht mehr zu Bergwanderungen in der Lage. Daraufhin hatte die Tiroler Gastwirtin ein Video vom Almabtrieb gedreht, einschließlich des Auftritts der „Zillertaler Haderlumpen“, deren Fan und guter Bekannter Manfred Pick war. Schumacher erinnert sich: „Als wir ihm diese Aufnahme am Geburtstag gezeigt haben, habe ich meinen Opa das erste Mal weinen sehen.“
Gerührt erinnert sich die Frau auch an frühere Weihnachtszeiten: „Mein Opa hatte zwei Tage vor Heiligabend Geburtstag und hat zur Feier des Tages immer Selbstgebrannten ausgeschenkt, den er aus den Alpen mitgebracht hatte. Sie schmunzelt: „Auch wir Kinder durften mal daran nippen.“ Schlimm sei jedoch der Mai 2010 gewesen. Auf dem Weg in eine Waldbröler Disko sei ihr ihre Mutter entgegengekommen und habe gesagt, dass der Opa zu seiner bereits früher gestorbenen Frau gegangen sei: „Seitdem ist Weihnachten für mich nicht mehr Weihnachten.“
Wegen der engen Verbundenheit zu ihrem Großvater hat der „Lappen“ mit dem knapp 70 Jahre alten Passfoto eine so außerordentliche Bedeutung für Jasmin Schumacher: „So viele Dinge sind einfach nur materiell, aber diese Erinnerungsstücke sind einfach unschätzbar. Mein Opa war ein Kind der Berge, durch ihn habe ich die Schönheiten der Natur kennengelernt.“
Sein Ziel sei immer das Gipfelkreuz gewesen und einmal habe er dort oben gesagt: „Hier finde ich meinen Seelenfrieden.“ Schumacher erklärt wehmütig: „Ich war von klein auf ein Opakind und heute würde ich alles dafür tun, wenn ich noch einmal mit ihm wandern gehen könnte.“