Weltkatzentag in WipperfürthUnkontrollierte Vermehrung bleibt ein Problem

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Inge Kohlgrüber, Vorstandsmitglied im Tierschutzverein Wipperfürth, gewährt einen Blick in die Katzenzimmer.

Inge Kohlgrüber, Vorstandsmitglied im Tierschutzverein Wipperfürth, gewährt einen Blick in die Katzenzimmer.

Koppelweide/Wipperfürth – Katze Jenny hatte Glück. Als eine der bundesweit rund zwei Millionen freilebender Katzen fand sie eine Frau, die ihr regelmäßig Futter hinstellte, und als Jenny trächtig war, wurde sie eingefangen und ins Tierheim Wipperfürth gebracht. Da zieht sie nun gut versorgt und in Sicherheit ihre fünf eigenen Kitten auf, und als Amme sorgt sie auch noch für drei weitere mutterlose Kätzchen.

Der Anblick der Katzenmama mit ihren jetzt dreieinhalb Wochen alten Babys lässt die Herzen von Pflegern und Tierschützerinnen schmelzen, und doch macht Inge Kohlgrüber, Vorstandsmitglied im Tierschutzverein Wipperfürth, keinen Hehl aus ihren zwiespältigen Gefühlen. „So weit müsste es gar nicht kommen“, kritisiert sie. „Noch immer gibt es viele verwilderte Katzen, die sich unkontrolliert vermehren und unter denen sich schlimme Krankheiten wie der Katzenschnupfen verbreiten.“

Auf Problem aufmerksam machen

Den Weltkatzentag am Sonntag nimmt sie zum Anlass, auf das Problem aufmerksam zu machen. Denn nicht alle Katzen haben so viel Glück wie Jenny.

Mit viel Geduld versuchen sie und ihr Team die bisweilen sehr scheuen Katzen an Menschen zu gewöhnen, wie sie berichtet.

Mit viel Geduld versuchen sie und ihr Team die bisweilen sehr scheuen Katzen an Menschen zu gewöhnen, wie sie berichtet.

In den Katzenzimmern des Tierheims verstecken sich dutzende scheue Katzen, eingefangen mit Katzenfallen, die auch vom Tierheim bei Bedarf ausgeliehen werden. Mit unendlicher Geduld versuchen ehrenamtliche „Katzenstreichlerinnen“, Vertrauen aufzubauen und sie wenigstens ein Stück weit an Menschen zu gewöhnen, damit sie -kastriert, geimpft und gechipt - vermittelt werden können. „Das klappt nicht immer“, seufzt Kohlgrüber. „Manchmal gelingt es, sie an einen Bauernhof zu vermitteln.

Unkontrollierte Vermehrung

Auf rund zwei Millionen beziffert der Deutsche Tierschutzbund die Zahl der freilebenden Katzen in Deutschland. Wenn man davon ausgeht, dass jede Katzen zweimal im Jahr jeweils drei bis sechs Kitten bekommt, komm man im ersten Jahr auf zwölf Katzen. Die Kitten werden nach fünf bis sechs Monaten geschlechtsreif.

Der Deutsche Tierschutzbund rechnet bei einer Katze mit 487 Nachkommen im dritten Jahr und im fünften Jahr mit 19 073 Katzen. Nach zehn Jahren könnten, so rechnet der Deutsche Tierschutzbund vor, aus einer unkastrierten Katze dann 200 Millionen weitere Katzen entstehen. Hatten Katzen früher zweimal im Jahr Nachkommen, so beobachtet der Wipperfürther Tierpfleger Pascal Lindert, dass sie in den vergangenen warmen Jahren auch drei Würfe hatten. (ms)

Oft aber setzen wir sie dann dort wieder aus, wo sie eingefangen wurden, wenn gewährleistet ist, dass sich dort jemand um sie kümmert.“ Dabei sei es nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“, wenn eine streunende Katze im Tierheim lande.

„Manchmal stellen wir dann fest, dass sie zwar gechipt oder tätowiert, aber nicht in einem der beiden kostenfreien Haustierregister Tasso oder Findefix registriert ist, so dass wir die Besitzer nicht ausfindig machen können.

Ein kleines Katzenbaby

Ein kleines Katzenbaby

Um die unkontrollierte Vermehrung der Katzen einzudämmen, gilt im Oberbergischen seit März 2018 die Kastrationspflicht für Katzen und Kater. Wer sich nicht dran hält, muss mit einem Bußgeld rechnen. „Im ersten Jahr mussten wir tatsächlich weniger Tiere aufnehmen. Aber in diesem Jahr waren es wieder viel mehr“, sagt Kohlgrüber.

Im Tierheim Wiehl-Koppelweide sind dagegen nicht alle Katzenzimmer besetzt. „Früher hatten wir manchmal um die 70 Katzen. Zur Zeit sind im Tierheim selbst nur acht “, stellt Janine Lindemann, Schriftführerin des Tierschutzvereins Oberberg und selbst Katzenstreichlerin, fest.

An den Kontakt mit Menschen gewöhnen

Allerdings werden hier seit zwei Jahren trächtige Katzen, Mütter und auch mutterlose Kätzchen, die zum Teil mit der Flasche aufgepäppelt werden müssen, in insgesamt zehn privaten Pflegestellen untergebracht, damit sie sich von vorn herein an den Kontakt zu Menschen gewöhnen. Von hier aus werden sie dann vermittelt.

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Im Tierheim Wipperfürth sind Jennys Babys zur Zeit noch in Quarantäne, und nur die Pfleger dürfen zu ihnen ins Zimmer. Ab 7. September dürfen die Kätzchen dann besucht und reserviert werden, und wenn alles „passt“ , nach einer Vorkontrolle durch die Tierschützer zu den künftigen Katzenhaltern in ihr neues Zuhause einziehen. „Immer zu zweit oder zu einer bereits vorhandenen jungen Katze“, betont Inge Kohlgrüber.

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