„OBKarriere“Wie oberbergische Unternehmen um den Nachwuchs werben

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Studien und Berufsorientierungsmesse Campus GM

Jugendlichen Charme will auch die Wiehler Firma Unitechnik ausstrahlen und appelliert an den Spieltrieb der Messebesucher.

Wer heute als Azubi einen Ausbildungsplatz sucht, wird von den Unternehmen umworben. Entsprechend groß war die Zahl der Firmen bei der „OBKarriere“-Ausbildungsmesse.

Mit Schokolade fängt man Schüler. Die Auszubildenden der Firma Bühler sind an diesem Tag auf dem gesamten Gelände unterwegs und bieten Schokoriegel an, verbunden mit der Einladung, den Stand des Unternehmens im Obergeschoss der Mensa zu besuchen.

Dort stehen junge Kollegen bereit, um die Vorzüge der Firma zu erläutern, die in Reichshof-Wehnrath Maschinen zur Herstellung von Pralinen und anderen Schokoladenprodukten baut. 64 Aussteller konkurrierten am Samstag bei der Studien- und Berufsorientierungsmesse „OBKarriere“ um die Fachkräfte von morgen, neun mehr als im Vorjahr.

Campus der TH Gummersbach wird zum Laufsteg der Betriebe alle Branchen

Der Campus der Technischen Hochschule auf dem Gummersbacher Steinmüllergelände wurde zum Laufsteg von Institutionen und Betrieben aller Branchen, die sich den oberbergischen Abiturienten anbieten. Rund 4000 Schülerinnen und Schüler aus 42 weiterführenden Schulen waren eingeladen worden. Die Organisatoren rechneten damit, dass mit 1500 Besuchern zumindest die Teilnehmerzahl des Vorjahres erreicht wird. Zum Programm gehören Vorträge und Workshops.

Claudia Fuchs leitet die Koordinierungsstelle des Oberbergischen Kreises für den Übergang von der Schule ins Berufsleben und weiß: „Studium und Ausbildung sind längst ein Bewerbermarkt geworden. Die Unternehmen müssen sich stärker öffnen.“ Sie berichtet von einem Jugendlichen, der mit vier vorformulierten Bewerbungsschreiben in der Tasche über die Messe läuft. Anders als früher muss er sich nicht mit möglichst zielgenauen Bewerbungen um ein Praktikum bemühen, sondern kann sich in Ruhe überlegen, wem er seine Gunst gewährt. Das Spektrum ist gewaltig.

„OBKarriere“: Berufsfelder reichen von der Säuglingspflege bis zur Rentenversicherung

Die auf der Messe beworbenen Berufsfelder reichen von der Säuglingspflege bis zur Rentenversicherung. Die Technische Hochschule selbst und andere Universitäten sind ebenso vertreten wie die Kreishandwerkschaft. Kreisdirektor Klaus Grootens freut sich über den Erfolg des Messeformats. „Der Fachkräftemangel zwingt die Betriebe, bei der Personalsuche aktiver zu werden. Das gilt auch für die Kreisverwaltung.“ Diese wirbt neuerdings mit dem Slogan: „Mit uns wird's rund.“

Gleich nebenan stellt sich das Lindlarer Stahlwerk Schmidt & Clemens vor. Ausbildungsleiter Uwe Leimbach bemüht sich Vorurteile über die Härten dieser Arbeit abzubauen und lädt zu Werksrundgängen ein. Er wirbt mit 35-Stunden-Woche, Übernahmegarantie und der werkseigenen Kinderbetreuung. „Auch unser Fitnessstudio kommt gut an.“ In der Schönheitskonkurrenz der Ausbildungsbetriebe punktet Tim Bubenzer, Personalleiter beim Tapetenhersteller A.S. Création, mit Aufstiegschancen: „Viele Führungskräfte haben bei uns als Azubis angefangen.“

Personalakquise erfolgt auf Augenhöhe

Karsten Harms von der eingangs erwähnten Schokomaschinenfirma Bühler stellt das familiäre Betriebsklima heraus. Und Corinna Kellmann von der Bergneustädter Tankstellenanzeigen-Unternehmen PWM versichert, dass ihr Eignung und Neigung wichtiger seien als Schulnoten. Allen Betrieben gemeinsam ist, dass sie auf die Überzeugungskraft ihrer Auszubildenden oder jungen Kollegen setzen. Die Personalakquise erfolgt auf Augenhöhe, in möglichst lockerer Atmosphäre, um dem nachwuchs über die Hemmschwelle zu helfen.

Bastian Balzer (18) ist Elektroniker für Automatisierungstechnik im vierten Lehrjahr bei der Wiehler Firma Kampf und sagt: „Bei uns bekommen die Lehrlinge selbstständige Projekte und lernen früh Eigenverantwortung.“ Beim Sanitätshaus Müller Betten aus Engelskirchen-Loope ist die Ausbildungsleiterin selbst erst 22 Jahre alt. Kathrin Auner sagt über ihre Generation: „Die Berufsanfänger planen nicht langfristig und wollen flexibel bleiben. Und sie wollen Abwechslung.“ Kürzlich war sie mit allen Azubis im Phantasialand. Natürlich während der Arbeitszeit.

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