Aqua ControlAnwohner fordern Sanierung der Giftbrache in Oberbantenberg

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Ein heruntergekommenes Industriegebäude hinter einem Zaun mit der Aufschrift „Aqua Control“.

Seit 1997 liegt das Gelände im Oberbantenberger Gewerbegebiet brach. Ein hoher Zaun dient der Sicherung.

Vor fast 30 Jahren wurde das mit Quecksilber belastete Gelände in Wiehl-Oberbantenberg stillgelegt. Ein Förderprogramm gibt den Nachbarn nun neue Hoffnung. 

Die Anwohner der Industriebrache in Wiehl-Oberbantenberg haben die Geduld verloren. Seit bald 30 Jahren liegt vor ihrer Haustür ein mit giftigem Quecksilber belastetes Gelände, und die schon vor Jahren versprochene Sanierung lässt auf sich warten. Ulrike Claßen-Büttner wohnt gleich nebenan und hat mehr als 60 Unterschriften für eine Bürgeranregung gesammelt: Die Stadt Wiehl soll das Gelände an der Pfenderstraße kaufen und endlich dekontaminieren lassen. Claßen-Büttner sagt: „Die Vorstellung ist unheimlich, dass das Quecksilber irgendwann ins Grundwasser sickert und dann in den Gärten der Nachbarschaft ankommt. Niemand möchte das im Gemüse haben oder im Sandkasten.“

Das giftige Schwermetall ist einst in großen Mengen bei der Verwertung von alten Leuchtstofflampen angefallen. Damit beschäftigte sich die Firma „Aqua Control“, die Mitte der 1980er Jahre das frühere Betriebsgelände der Baufirma Hartmann und Pflitsch übernommen hatte. Das Recycling geschah nach Einschätzung des Kreisumweltamts so „unsachgemäß“, dass die Gebäudesubstanz noch immer mit dem leicht verdampfenden Metall belastet ist.

Eigentlich sollte es 2018 in Oberbantenberg losgehen 

Eine Untersuchung des Umweltamts ergab „Gefährdungspotenziale“ für den Menschen, zwar nur auf dem mit einem Zaun abgesperrten Gelände selbst und nicht auf dem nahen Spielplatz „Am Plutenhöffchen“ oder in der übrigen Umgebung. Eine aktuelle Grundwasserbeprobung, zu der das Umweltamt die Eigentümerfirma aufgefordert hat, steht allerdings seit Monaten aus, teilt der Kreis mit.

Ein Schild warnt :„Achtung! Altlastenstandort!“

Das Gebäude ist mit giftigem Quecksilber belastet.

Nach der Aqua-Control-Insolvenz 1997 passierte fast 20 Jahre lang nichts. Während der Kreis mit der Sicherung des Geländes seine Pflicht für erfüllt hielt, sah auch die Stadt lange keine Möglichkeit, die Fläche zu reaktivieren. Die Kontaminierung des Geländes schreckte alle Kaufinteressenten ab, bis 2016 eine Immobilienfirma das Gelände übernahm und die Sanierung für 2018 ankündigte. Doch diese wurde nie realisiert.

Nun gibt es neue Hoffnung: Schon vor der neuen Bürgeranregung ist die Stadt Wiehl aktiv geworden. Die Stadt habe „ein großes städtebauliches Interesse“ an der Reaktivierung des Grundstücks, versicherte Bürgermeister Ulrich Stücker jetzt im Hauptausschuss des Stadtrats. Nur leider habe die Kölner Valoria Wohnen GmbH, der das Gelände inzwischen gehört, auf mehrere Anschreiben der Stadt, der jüngste Versuch datiert auf Ende Januar, nicht reagiert.

Eigentümer reagierte nicht auf Schreiben der Stadt Wiehl

Auf telefonische Anfrage unserer Zeitung berichtet Valoria-Prokurist Hartmut Ast, dass er durchaus vom Interesse der Stadt Kenntnis habe, er spricht von „zarte Banden“ nach Oberberg, die Verhandlungen stünden am Anfang. Am Ende gehe es ja immer ums Geld, und in diesem Fall um die Kosten der aufwendigen Sanierung, die beim Verkauf berücksichtigt werden müssen.

Dieser Aufwand wurde in einem Angebot, das die Stadt vor zehn Jahren eingeholt hat, schon auf etwa 200 000 Euro beziffert. Zum bisherigen Stillstand sagt Valoria-Prokurist Ast, dass eine beauftragte Sanierungsfirma zwischenzeitlich vom Markt verschwunden sei, und man keine neue habe finden können, die den Auftrag für das relativ kleine Objekt habe übernehmen wollen. „Aber wo ein Wille ist“, sagt Ast, „ist auch ein Weg.“

Dieser Weg könnte sich über ein passgenaues Landesförderprogramm ergeben, auf das die Oberbantenbergerin Ulrike Claßen-Büttner in ihrer Bürgeranregung die Stadt aufmerksam macht.   Das NRW-Bauministerium unterstützt mit dem Fördertopf „Bauen.Land.Partner“ die Beseitigung von Altlasten, die einer Wiedernutzung von Industriebrachen im Wege stehen. Bürgermeister Stücker kündigte gegenüber dem Hauptausschuss an, dass die Stadt im März den Antrag für eine Förderung stellen möchte. „Dieses Förderprogramm ist der richtige Weg.“

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