Er war Soldat in der Wehrmacht und arbeitete für die US-Airforce. Seit einem Jahr lebt er in Wiehl. Heute feiert Bernhard Knies 104. Geburtstag.
Spannender LebenswegBernhard Knies feiert in Wiehl seinen 104. Geburtstag

Ein wechselvoller Lebensweg führte Bernhard Knies nach Wiehl.
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„Ich bin selbst erstaunt, dass ich in dem Alter noch so gesund bin“, sagt Bernhard Knies und setzt mit einem Schmunzeln hinzu: „Allerdings bin ich in letzter Zeit häufiger etwas müde.“ Heute feiert seinen Knies seinen 104. Geburtstag. Erst seit etwa einem Jahr lebt der rüstige Jubilar in der Wiehler Ortsteil Wülfringhausen und dort im Seniorenzentrum Bethel. Dort greift er nach einem dicken Buch: „Damals im vorigen Jahrhundert“.
Er berichtet: „2006 – da war ich 86 Jahre alt – habe ich mir überlegt, dass ich in meinem Leben so viel erlebt habe, dass es sich lohnt, das aufzuschreiben“, erzählt Knies. Akribisch hat er auf den Seiten darin seinen gesamten Lebensweg festgehalten. Bis zur Fertigstellung sollten allerdings sechs Jahre vergehen: „Dafür habe ich oftmals bis tief in die Nacht gearbeitet.“
1938 kam er zur Wehrmacht
Knies wurde 1920 in Geseke (Kreis Soest) geboren und ist dort auch aufgewachsen. Weil es zu jener Zeit keine andere Ausbildungsmöglichkeit für ihn gab, habe er Bäcker gelernt: „Das war aber nicht mein Traumberuf und ich habe nach der Lehre auch nur ein Jahr als Geselle gearbeitet – ich habe in der Woche nur zehn Reichsmark verdient.“ Das sei für ihn der Grund gewesen, sich 1938 in der Wehrmacht als Berufssoldat zu verpflichten.
Rückblickend ist Bernhard Knies froh, diesen Schritt gegangen zu sein. Einerseits seien ihm die Kriegsjahre für seine Rente anerkannt worden, erklärt er. Viel wichtiger aber sei, dass er noch vor dem Krieg eine einjährige, sehr gute Grundausbildung hatte: „Das hat mir mehrfach das Leben gerettet.“ Er bedauert, dass viele der später rekrutierten Soldaten nach einer nur sechswöchigen Ausbildung an der Front ihr Leben verloren haben.
Chefbuchhalter bei der amerikanischen Luftwaffe
Nach dem Polenfeldzug war Knies in Frankreich stationiert, später ging es Richtung Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, dann schließlich nach Moskau: „Der Rückzug von dort in der bitteren Kälte war das Schlimmste, denn wir hatten keine Winterbekleidung.“
Nach dem Krieg besuchte er eine Dolmetscherschule im thüringischen Eisenberg und arbeitete dort für die russische Besatzungsmacht als Übersetzer. Dabei kam ihm seine Ausbildung als Buchhalter zugute, die er während des Krieges absolviert hatte. Anfang der 1950er Jahre wechselte er zurück in den Westen, da er nicht Parteimitglied der SED werden wollte. 1953 bot sich die Möglichkeit, in der Eifel bei der amerikanischen Airforce in Spangdahlem und Bitburg in der Finanzabteilung zu arbeiten. Diesen Job hatte er bis zur Rente inne, stieg bis zum Chefbuchhalter auf.
Verheiratet war der Jubilar zweimal. Aus der ersten Ehe gingen zwei Kinder hervor, nach dem Tod seiner Ehefrau Irmgard fand er mit Else eine neue Liebe, die ihm einen Sohn und eine Tochter schenkte. Die Kinder sind in einem Eigenheim in Bitburg aufgewachsen. Auch nach Elses Tod lebte der heute 104-Jährige mit Unterstützung der Familie seines jüngsten Sohns selbstständig in seinem Heim und war nicht auf einen Pflegedienst angewiesen: „Ich hatte eine gute Bibliothek zu Hause und habe sehr viel gelesen, besonders historische Literatur.“ Erst im Februar vergangenen Jahres ist er nach Oberberg und somit in die Nähe seiner Tochter gezogen: „Ich fühle mich hier sehr wohl.“
Gerne erinnert sich Bernhard Knies an den 100. Geburtstag. Da sang zu musikalischer Begleitung für seine Gäste: „Das habe ich immer gern gemacht.“ Und sein Rezept für ein langes Leben? „Ich habe immer viel gearbeitet und bin auch nach der Rente ständig aktiv gewesen.“