Das Wiehler Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium verlieh dem Festabend mit musikalischen Beiträgen einen feierlichen Rahmen.
FestabendWiehl und Hem feiern das 30-jährige Bestehen der deutsch-französischen Partnerschaft
An einem deutschen Abendbrottisch wird das Baguette ordentlich geschnitten und nicht gebrochen! 400 Kilometer weiter westlich will das französische dîner derweil kein Ende nehmen. Die kurzen Spielszenen der Siebtklässler, die auf der Bühne der Wiehltalhalle mit Lederhose und Baskenmütze ihr noch junges Französisch erprobten, zeugten von Klischees über die Nachbarländer, in denen natürlich immer auch ein bisschen Wahrheit steckt.
Zum Auftakt des Festabends zum 30-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Wiehl und Hem gab es jedenfalls viel zu lachen. Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium verlieh dem Abend zudem mit Beiträgen des Orchesters und des Oberstufenchors einen festlichen Rahmen. Auf die Jugend kommt es an, wenn die Partnerschaft eine Zukunft haben soll. Diese Erkenntnis ist nicht originell, aber dringlicher geworden und stand darum im Mittelpunkt einer Gesprächsrunde, für die Bürgermeister Francis Vercamer bereits am Vorabend aus Hem angereist war.
In der Corona-Zeit lag die Städtepartnerschaft nahezu auf Eis
In der Corona-Zeit lag die Partnerschaft nahezu auf Eis. In der Runde mangelte es nicht an Ideen, wie sie neuen Schwung bekommen kann. Fahrradtouren und andere sportliche Begegnungen, Treffen der Jugendvertretungen und mehr Austausch auf allen Ebenen notfalls per Videokonferenz – vieles ist möglich, wenn sich wieder mehr Lehrer, Schüler und Eltern für die deutsch-französische Partnerschaft begeistern, hofft Dr. Ane Schmitter. Mit diesem Hintergedanken hatte die Vorsitzende des Wiehler Komitees auch die Mütter und Väter der frankophilen Siebtklässler zum Festabend eingeladen.
Am politischen Willen wird es nicht scheitern. Bürgermeister Vercamer und sein Wiehler Amtskollege Ulrich Stücker, sekundiert von Ane Schmitter und der französischen Komiteevorsitzenden Maggy Ducoin, unterzeichneten auf der Bühne eine Urkunde zur Bestätigung der Partnerschaft, danach folgte der Eintrag ins Goldene Buch. Zuvor gab es feierliche Reden, in denen auch an die teils verstorbenen Gründer der Partnerschaft erinnert wurde, an Marianne Stitz und Wilfried Bergerhoff, an Denise Houdry und Marguerite Massart. Wiehls Altbürgermeister Werner Becker-Blonigen saß im Publikum.
Stücker: „Voraussetzung für Frieden ist Völkerverständigung“
Bürgermeister Stücker erinnerte daran, dass die Partnerschaft einst der Aussöhnung der Völker unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs diente. Für seine Generation sei der Frieden eine Selbstverständlichkeit gewesen. Der Überfall auf die Ukraine habe gezeigt, dass dem nicht so ist. „Voraussetzung für Frieden ist Völkerverständigung, darum ist die Städtepartnerschaft Friedensarbeit.“ Der Ukraine-Krieg habe in Erinnerung gerufen, dass nur ein vereintes Europa garantiert, dass die Menschen in Frieden und Sicherheit leben.
Bürgermeister Vercamer prognostiziert der Freundschaft zwischen Wiehl und Hem eine „glänzende Zukunft“, wenn die Menschen erst wieder erkannt haben, dass die Städtepartnerschaft keine Aktivität neben anderen ist. Auch die Komiteevorsitzenden Ducoin und Schmitter beendeten ihre Reden mit Hochrufen auf Europa.
Auf der Bühne wurde ein humorvolles Grußwort aus Hems englischer Partnerschaft Mossley verlesen, die nicht weit entfernt von der ESC-Stadt Liverpool liegt. Stadtratsvorsitzender Frank Travis gab Wiehl und Hem jeweils zwölf Punkte.
Das Fest ging dann in einen Tanzabend über. Am Sonntag standen die Besichtigung der Wiehlpark-Baustelle und ein Boule-Spiel auf dem Programm. Im kommenden Jahr wird der 30. Partnerschaftsgeburtstag noch einmal in Hem gefeiert.