SchulbauSo kam es zum Kompromiss für das Wiehler Gymnasium

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Der Eingangsbereich des Schulgebäudes.

Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium ist dringend sanierungsbedürftig.

Der Wiehler Stadtrat entscheidet sich am Ende einstimmig für die Sanierung und gegen den Neubau des Gymnasiums. Eine schwierige Geburt.

Die Kosten von 55 Millionen Euro sind nur ein sehr ungefährer Schätzwert, die von der Stadtverwaltung vorgelegte Grafik ist nicht mehr als eine Ideenskizze. Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker sprach denn auch von einer bloßen „Richtungsentscheidung“. Doch diese sei angesichts des Investitionsvolumens von historischer Tragweite. Der Wiehler Stadtrat hat am Dienstagabend schließlich einstimmig entschieden, auf den teuren Neubau des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums zu verzichten und stattdessen das vorhandene Gebäude gründlich zu sanieren und zu erweitern. Ein konkreter Bauplan muss jetzt erst entwickelt werden.

Wenn alles glatt läuft, soll die Runderneuerung in sechs Jahren abgeschlossen sein. Die „Sanierung Plus“ ist ein Kompromiss, der den gestiegenen Kostendruck mit dem Anspruch vereinbaren soll, eine moderne Anstalt zu bauen. Dieser Weg, den Bürgermeister und Verwaltung der Politik gewiesen hatten, erschien schließlich allen Fraktionen alternativlos und ohne Gesichtsverlust begehbar. Die beiden anderen Optionen – die Realisierung des Wettbewerbsentwurfs oder eine Sanierung ohne pädagogischen Ehrgeiz – wurden nicht mehr ernsthaft diskutiert.

Die Visualisierung zeigt die Südfront des Bonhoeffer-Gymnasiums.

So oder so ähnlich könnte die sanierte Schule aussehen. In einer ersten Skizze lassen sich ein Aufzugsturm und eine ganz neue Fassade erkennen.

Wenn alles glatt läuft, soll die Runderneuerung in sechs Jahren abgeschlossen sein. Die „Sanierung Plus“ ist ein Kompromiss, der den gestiegenen Kostendruck mit dem Anspruch vereinbaren soll, eine moderne Anstalt zu bauen. Dieser Weg, den Bürgermeister und Verwaltung der Politik gewiesen hatten, erschien schließlich allen Fraktionen alternativlos und ohne Gesichtsverlust begehbar. Die beiden anderen Optionen – die Realisierung des Wettbewerbsentwurfs oder eine Sanierung ohne pädagogischen Ehrgeiz – wurden nicht mehr ernsthaft diskutiert.

Natürlich wollen wir eine innovative Schule, und die wird es auch geben. Aber wir dürfen die anderen Schulen nicht vergessen.
Ulrich Stücker, Wiehls Bürgermeister

Nach neuesten Berechnungen müsste die Stadt für den Neubau mehr als 83 Millionen Euro aus eigenen Mitteln aufbringen. Die „Sanierung Basis“, die keinen pädagogischen Mehrwert mit sich brächte, würde schätzungsweise auch mehr als 50 Millionen kosten, also nur etwa zehn Prozent weniger als die nun angestrebte Variante. Entscheidend wird in jedem Fall sein, wie viel Geld für Zwischenlösungen während der Bauzeit aufgebracht werden muss, etwa bei der Herrichtung der Wiehltalhalle für den Unterricht.

Keine Mehrheit für Vorschläge von UWG und CDU im Wiehler Rat

In ihren Statements sprachen sich ausnahmslos alle Fraktionen für die „Sanierung Plus“ aus. UWG-Sprecher Hans-Peter Stinner enthielt sich der Stimme, weil er die Bevölkerung per Ratsbürgerentscheid hatte mitwirken lassen wollen. Schon wegen der dann notwendigen Verzögerung des Verfahrens fand er für diesen Antrag aber keine Unterstützer im Stadtrat, was die Zuhörer mit Applaus bedachten. Wieder waren rund 300 Eltern, Lehrer und Schüler zur Sitzung erschienen. Ebenfalls keine Mehrheit fand der Ergänzungsantrag der CDU-Fraktion, ein „Kostenziel“ von 50 Millionen Euro festzulegen. Dominik Seitz (FDP) nannte diese Marke „unrealistisch“, Bernd Teuber (SPD) ein überflüssiges „Zeichen des Misstrauens gegenüber der Verwaltung“.

Die nun beschlossene „Sanierung Plus“ sieht vor, das im Vorfeld entwickelte Raumprogramm so weit wie möglich im Bestand umzusetzen, wie die stellvertretende Dezernentin Alexandra Noss ausführte. Weitere Flächen werden durch Aufstockung, Anbau oder einen separaten Baukörper ergänzt. Der Leitgedanke einer pädagogischen Architektur soll gewahrt werden, indem man die Räume der alten „Flurschule“ öffnet und Inseln für Gruppenarbeit schafft.

Die Stadtverordneten heben die grüne Zustimmungskarte.

Am Ende einstimmig: Der Wiehler Stadtrat sah keine Alternative zur „Sanierung Plus“.

Eingangs der Ratssitzung hatte Bürgermeister Ulrich Stücker für die „Sanierung Plus“ geworben. Für die mit Abstand größte Investition der Stadtgeschichte müsse der Rat eine Entscheidung treffen, „die auf dem Sachstand von heute beruht und nicht auf dem von vor fünf Jahren“. Gestiegene Bau- und Zinskosten sowie mangelnde Aussicht auf Fördermittel führten in jedem Fall zu einer dramatischen Herausforderung für die Stadtkasse. „Das wollen wir in Grenzen halten.“ Stücker versicherte: „Natürlich wollen wir eine innovative Schule, und die wird es auch geben. Aber wir dürfen die anderen Schulen nicht vergessen. Wir brauchen eine Lösung, die uns noch finanzielle Spielräume lässt.“

Der städtische Beigeordnete Peter Madel kündigte an, dass die Stadt ihr Eigenkapital aufbrauchen werde. „Aber das ist die Maßnahme wert.“ Dass die Stadt Wiehl in die Zwangslage einer Haushaltssicherung kommt, sei umso wahrscheinlicher, je höher die Kosten steigen.

„Wichtiges Zeichen in die Wiehler Stadtgesellschaft“

Bürgermeister Stücker war am Ende erleichtert über das einstimmige Votum. „Es ist ein sehr, sehr wichtiges Zeichen in die Stadtgesellschaft, dass der Rat in der Lage war, eine eindeutige Entscheidung zu treffen.“ Im Vorfeld hatte er betont, dass die Schule kein fortdauernder Zankapfel sein dürfe. Das Jahrhundertprojekt werde noch große Herausforderungen an Politik und Verwaltung stellen. Jetzt gehe es daran, es gemeinsam mit der Schule und den Fachplanern umzusetzen.

Nach neuesten Berechnungen müsste die Stadt für den Neubau mehr als 83 Millionen Euro aus eigenen Mitteln aufbringen. Die „Sanierung Basis“, die keinen pädagogischen Mehrwert mit sich brächte, würde schätzungsweise auch mehr als 50 Millionen kosten, also nur etwa zehn Prozent weniger als die nun angestrebte Variante. Entscheidend wird in jedem Fall sein, wie viel Geld für Zwischenlösungen während der Bauzeit aufgebracht werden muss, etwa bei der Herrichtung der Wiehltalhalle für den Unterricht.

In ihren Statements sprachen sich ausnahmslos alle Fraktionen für die „Sanierung Plus“ aus. UWG-Sprecher Hans-Peter Stinner enthielt sich der Stimme, weil er die Bevölkerung per Ratsbürgerentscheid hatte mitwirken lassen wollen. Schon wegen der dann notwendigen Verzögerung des Verfahrens fand er für diesen Antrag aber keine Unterstützer im Stadtrat, was die Zuhörer mit Applaus bedachten. Wieder waren rund 300 Eltern, Lehrer und Schüler zur Sitzung erschienen. Ebenfalls keine Mehrheit fand der Ergänzungsantrag der CDU-Fraktion, ein „Kostenziel“ von 50 Millionen Euro festzulegen. Dominik Seitz (FDP) nannte diese Marke „unrealistisch“, Bernd Teuber (SPD) ein überflüssiges „Zeichen des Misstrauens gegenüber der Verwaltung“.

Wiehl soll eine moderne Schule bekommen

Die nun beschlossene „Sanierung Plus“ sieht vor, das im Vorfeld entwickelte Raumprogramm so weit wie möglich im Bestand umzusetzen, wie die stellvertretende Dezernentin Alexandra Noss ausführte. Weitere Flächen werden durch Aufstockung, Anbau oder einen separaten Baukörper ergänzt. Der Leitgedanke einer pädagogischen Architektur soll gewahrt werden, indem man die Räume der alten „Flurschule“ öffnet und Inseln für Gruppenarbeit schafft.

Eingangs der Ratssitzung hatte Bürgermeister Ulrich Stücker für die „Sanierung Plus“ geworben. Für die mit Abstand größte Investition der Stadtgeschichte müsse der Rat eine Entscheidung treffen, „die auf dem Sachstand von heute beruht und nicht auf dem von vor fünf Jahren“. Gestiegene Bau- und Zinskosten sowie mangelnde Aussicht auf Fördermittel führten in jedem Fall zu einer dramatischen Herausforderung für die Stadtkasse. „Das wollen wir in Grenzen halten.“ Stücker versicherte: „Natürlich wollen wir eine innovative Schule, und die wird es auch geben. Aber wir dürfen die anderen Schulen nicht vergessen. Wir brauchen eine Lösung, die uns noch finanzielle Spielräume lässt.“

Der städtische Beigeordnete Peter Madel kündigte an, dass die Stadt ihr Eigenkapital aufbrauchen werde. „Aber das ist die Maßnahme wert.“ Dass die Stadt Wiehl in die Zwangslage einer Haushaltssicherung kommt, sei umso wahrscheinlicher, je höher die Kosten steigen.

Bürgermeister Stücker war am Ende erleichtert über das einstimmige Votum. „Es ist ein sehr, sehr wichtiges Zeichen in die Stadtgesellschaft, dass der Rat in der Lage war, eine eindeutige Entscheidung zu treffen.“ Im Vorfeld hatte er betont, dass die Schule kein fortdauernder Zankapfel sein dürfe. Das Jahrhundertprojekt werde noch große Herausforderungen an Politik und Verwaltung stellen. Jetzt gehe es daran, es gemeinsam mit der Schule und den Fachplanern umzusetzen.


Das sagen die Wiehler Ratsfraktionen

Alle Ratsfraktionen sprachen sich für die Kompromisslösung aus. Larissa Gebser (CDU) hielt es in ihrem Statement schon „aus Verantwortung unseren Kindern und Enkeln gegenüber“ nicht nur für geboten, eine moderne Schule zu bauen, sondern auch die Schuldenlast zu begrenzen. Carlo Riegert (SPD) sagte, dass die Investition den „Leitgedanken einer pädagogischen Architektur“ wahrt, aber nicht in die Haushaltssicherung führen muss. Kim Schröter (Grüne) nannte es einen Fehler, die Sanierung über Jahre verschleppt zu haben, jetzt müsse der Spagat gelingen. Erwin Kampf (FDP) meinte: „Die Schule hat es verdient.“ Daniel Schwach (AfD) bezeichnete die Schule als „Symbol der Nachlässigkeit“, plädierte aber ebenfalls für die „Sanierung Plus“, ebenso Manuela Thiemig (BfgW), Matthias Lammerich (Linke) und Hans-Peter Stinner (UWG).

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