Windloch im Mühlenberg„Da muss noch mehr sein“

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Die Höhle in Ründeroth.

Ründeroth – Das Windloch im Mühlenberg hat schon allerhand Überraschungen bereitgehalten. Und auch in der Saison 2021 – die noch nicht zu Ende ist – gab es allerhand neue Erkenntnisse. „Jetzt steht fest, dass das Windloch und die Aggertalhöhle früher mal verbunden waren“, berichtet Stefan Voigt vom Arbeitskreis Kluterthöhle. Zwar gibt es keinen Verbindungsgang, „aber die Höhlen passen genetisch zusammen und waren früher mit Sicherheit verbunden.“

Seit Beginn der Forschersaison am 1. Mai haben die Forscher knapp 200 Meter Strecke vermessen – nicht viel, wenn man bedenkt, dass zuvor seit Entdeckung der Höhle im Jahr 2019 schon 8256 Meter vermessen worden waren. „Aber im Moment machen wir sehr viele Profilaufnahmen, Schichtenaufnahmen vermessen Quer- und Längsschnitte der Höhle“, so Voigt. „Das einfach Vorwärtsstürmen hat es dieses Jahr nicht gegeben.“

Es handelt sich anscheinend um ein Höhlensystem

Mitarbeiter der Universität Bochum, die an der Erforschung des Windlochs beteiligt sind, kümmern sich zurzeit um die Kristalle, die im letzten Jahr entdeckt worden waren. Professor Dr. Adrian Immenhauser, Experte für Sediment- und Isotopengeologie, habe die Entdeckungen als „sensationell“ bezeichnet, sagt Voigt.

Auch der Geologische Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen hat Ründeroth nicht aus dem Blick verloren. Zusammen mit dem Arbeitskreis Kluterthöhle kartieren die Experten das ganze untere Walbachtal neu, erklärt Stefan Voigt, „und weil wir durch unseren Plan jetzt die Strukturen des Windlochs und der Aggertalhöhle kennen, stellt sich da jetzt heraus, dass es offensichtlich wirklich ein Höhlensystem war, das älter war als das Walbachtal.“ Bedeutet, dass erst der Walbach das Tal eingetieft und somit separiert hat. „Das macht das Ganze jetzt natürlich total spannend für die Aggertalhöhle“ – denn jetzt läge der neue Name „Westliches Windloch“ ja quasi auf der Hand, findet Voigt.

Forschung geht weiter

Die Höhlenforschersaison 2021 geht noch bis zum 1. Oktober, danach bleibt die Höhle bis Mai 2022 wieder den Fledermäusen und Springschwänzen überlassen. Das heißt aber nicht, dass die Forschungsarbeiten des Arbeitskreises Kluterthöhle (AKK) in Ründeroth danach brach liegen.

Denn: „Bei der kalten Witterung im Winter haben wir in benachbarten Bergen einige weitere Stellen gefunden, in denen Nebel aus dem Boden gestiegen ist. Aus zweien kam richtig geil Dampf raus“, sagt AKK-Vorsitzender Stefan Voigt (Foto), der aber betont, Nebelfahnen seien erst mal nicht mehr als nur ein Indiz. Diese Stellen werde man aber mit dem Bagger öffnen. Die Genehmigungen lägen bereits vor. (sül)

Für die Forscher ist das zudem ein Indiz dafür, dass es sich um ein „gigantisches Höhlensystem“ handelt, wie AKK-Vorsitzender Voigt, der das Windloch vor zweieinhalb Jahren entdeckt hat, erklärt und von einer Ausdehnung von deutlich mehr als zehn Kilometern ausgeht. Das müsse aber nicht automatisch heißen, dass dort weitere Riesenhöhlen ihrer Entdeckung harren. „Aber da muss noch mehr sein, denn den Walbach haben wir noch immer nicht gefunden.“ Dabei haben sich die Forscher inzwischen bis 60 Meter unterhalb des Eingangs und somit 20 Meter unterhalb des Walbachs vorgearbeitet – „aber da ist kein Wasser“.

Springschwänze in Sickerwasserpfützen

Allerdings gibt es ausgehend von den zuletzt entdeckten 150 Metern in der Höhle sechs neue Abzweige, die es künftig noch zu erforschen gilt, und auch darüber hinaus gibt es Stellen, wo es weiter gehen könnte. „Aber jetzt machen wir erst mal diszipliniert die Profilaufnahmen fertig, das gehört einfach dazu“, sagt Voigt. Diese Arbeit wird aber bis zum Ende der Saison am 1. Oktober nicht abgeschlossen sein, dazu kommen Längsschnitte.

Zu den neuen Erkenntnissen der letzten Wochen gehört auch der Fund von Springschwänzen, kleinen weißen primitiven Tierchen, die in Sickerwasserpfützen im Windloch leben, 200 bis 300 Meter vom Eingang entfernt. „Darüber hinaus finden wir überraschend wenig Tiere. Das liegt vermutlich daran, dass durch die Abdeckung nach oben wenig Tropfwasser und damit auch wenig Nährstoffe in die Höhle gelangen“, sagt der Höhlenforscher.

„Es geht überall mit der Forschung weiter, nur die ganz dicke neue Entdeckung und die Meter-Zahlen fehlen dieses Jahr noch“, sagt Voigt, der sich aber nicht beschweren will: „Außerdem weiß man ja: Manchmal dreht man 100 Steine um und findet nichts, und dann dreht man einen um – und es geht weiter.“

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