Windloch im MühlenbergNeu entdeckte Höhle in Engelskirchen hat riesige Ausmaße

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Manche der Höhlengänge sind zehn Meter hoch. 

  • Die vor zehn Jahren entdeckte Höhle unter dem Mühlenberg birgt so manche Überraschung.
  • Höhlenforscher haben bereits Gänge von insgesamt zwei Kilometern Länge erkundet.
  • Während der letzten Eiszeit war die Höhle vermutlich vergletschert.

Ründeroth – Stefan Voigt kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen. Seit Jahrzehnten ist der Vorsitzende des Arbeitskreises Kluterthöhle auch in der oberbergischen Unterwelt unterwegs. Doch die Höhle, die er und seine Kollegen unweit der Aggertalhöhle bei Ründeroth entdeckt haben, lässt den 56 Jahre alten Mann dann doch verbal ausflippen: „Das ist der Hammer, einfach nur geil.“ Nach der ersten Entdeckung der Höhle im März hat Voigts Team nun die neue Höhle vermessen.

Und Voigt ist zuversichtlich, dass die unterirdischen Gänge noch viel größer sind als bislang vermutet. „Wir haben inzwischen Gänge mit einer Gesamtlänge von zwei Kilometern vermessen und sind noch lange nicht am Ende angekommen“, sagte Stefan Voigt.

Gänge von fünf Metern Breite

Es handelt sich laut Voigt vermutlich im Ganzen um drei, vielleicht noch mehr Kilometer. Begeistert ist er von den „supergeilen Raumformen“. „Diese Höhle ist unglaublich bizarr“, so der Vorsitzende. „Es handelt sich um ein Labyrinth, in dem man sich auch leicht verlaufen kann“, schilderte Voigt. Einige Gänge seien bis zu 40 Meter lang, fünf Meter breit und zehn Meter hoch.

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Die Höhle unter dem Mühlenberg ist noch nicht komplett vermessen. 

Wenn sich die Höhlenforscher durch den engen Einstieg die mindestens 15 Meter nach unten in die Höhle abseilen, haben sie deshalb auch immer eine Aluleiter dabei. Nur so können die Höhenunterschiede einzelner Abschnitte bewältigt werden.

Der Arbeitskreis geht davon aus, dass die nun entdeckte Höhe während der Eiszeit vergletschert gewesen ist, wobei neuere Sintergenerationen, also Gestein, das durch allmähliche Ablagerung von Mineralien entsteht, danach entstanden sein müssen, wie Voigt erläutert.

Löchrig wie ein Schweizer Käse

Damit es bei weiteren Erkundungen nicht zu Verwechslungen kommt, haben Räume und Abschnitte bereits Namen bekommen. So gibt es unter Tage nicht nur einen Raum mit dem Namen Oberstübchen, sondern auch ein Käselabyrinth. Letzterer Abschnitt hat seinen Namen, weil die Höhle dort so löchrig sei wie ein Schweizer Käse.

Entdeckt vor zehn Jahren

Am nahe gelegenen Waldbach waren schon länger Erdöffnungen bekannt. Diese entwässern Richtung Südosten mit einer Höhendifferenz von etwa 31 Metern zur rund 900 Meter entfernten Agger.

Bei Färbeversuchen wurde eine Durchflusszeit von unter vier Stunden nachgewiesen – für den Arbeitskreis Kluterthöhle Anlass, schon 1988 einen Zugang zum vermuteten Höhlensystem zu suchen.

Vor zehn Jahren fand man eine Spalte mit starkem Luftzug. Nun konnte diese Spalte mit Genehmigung der Gemeinde geöffnet werden. 18 Meter tiefer fanden sich die Forscher am Zugang zu einem labyrinthischen Höhlensystem. (ar) 

Auch die ganze Höhle hat mittlerweile einen Namen bekommen. Wegen des stark spürbaren Luftzugs am Eingang heißt die Neuentdeckung „Windloch im Mühlenberg“. Nach Voigts Informationen hat sich die Zahl der Besucher in der benachbarten Aggertalhöhle im Vergleich zum Vorjahr bereits deutlich erhöht.

Dass das Windloch im Mühlenberg jemals für Publikumsverkehr geöffnet wird, schließt der Vorsitzende allerdings aus. Ungewöhnlicherweise seien die Gänge nahezu frei von Hindernissen. Es fänden sich sehr viele mineralische Ablagerungen, Tropfsteine, Kristalle und Korallen. Wie groß die Höhle tatsächlich ist, sei noch nicht abzuschätzen, sagte Voigt.

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Mit der bisher erkundeten Ganglänge gelte das „Windloch“ bereits offiziell als Großhöhle. Ab einer Länge von fünf Kilometern spreche man von einer Riesenhöhle – zu dieser Kategorie gehören etwa die Kluterthöhle in Ennepetal und die Atta-Höhle im Sauerland. 

Bislang auf Platz 40 der Rangliste

Voigt hat schon mal einen Blick in die Liste der längsten Höhlen in Deutschland geworfen. Mit 2000 Metern läge die entdeckte Höhle auf Platz 40. Aber Voigt ist zuversichtlich, noch ein paar Plätze gut machen zu können.

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Der Einstieg in die Höhle wurde vor zehn Jahren entdeckt. 

Die ursprüngliche Annahme, dass sich die Gänge der Höhle Richtung Agger erstrecken würden, habe sich zuletzt nicht mehr bestätigt, berichtete der Höhlenkundler. Zurzeit gehe es in Ost-West-Richtung, sagt Voigt. Die kommenden Einsätze unter Tage werden dann zeigen, ob es bei dieser Richtung bleibt: „Tatsache ist, dass das Wasser, das vor der Höhle im Erdreich verschwindet, an der Agger wieder rauskommt.“

Beim Arbeitskreis Kluterthöhle ist die Begeisterung weiterhin groß. Zwar betreut der Höhlenforscher-Verein AKKH nach eigenen Angaben allein im westlichen Sauerland und im Bergischen Land mehr als 300 Höhlen. Das, was Voigt mit seinen Kameraden im Windloch derzeit erlebe, mache die besondere Magie ihres gemeinsamen Hobbys aus: „Das hat was von Kolumbus oder der ersten Landung auf dem Mond.“ (mit dpa)

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